Doppelkopf

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Es mag altmodisch sein, aber wir vertrieben uns oft die Zeit mit einem ganz bestimmten Kartenspiel. Doppelkopf - wenn man es nicht kennt klingt es komisch, aber es ist wie Skat, nur ohne das Reizen, also viel leichter. Außerdem spielt man es zu Viert, was bei uns die perfekte Anzahl ist. Standardgemäß spielt man zwei gegen zwei, muss seinen Mitspieler aber erst finden, basierend auf den Karten, welche die anderen Spieler auf der Hand haben. Die Personen mit dem Eichelober (Kreuz Dame) spielen in einem Team.

"Wie ging das nochmal?" Es war die Standardfrage von Alexander kurz nachdem jemand die Karten für eine Partie Doppelkopf ausgeteilt hatte. Ich packte mir mit meiner freien Hand an die Stirn und war schockiert darüber wie vergesslich man in dem zarten Alter von 18 Jahren schon sein konnte. Wieder ging das Spiel von vorne los, aber nicht die Partie, sondern die Erklärung.

Die ersten zwei, drei Mal waren ermüdend. Scheinbar teilten Caleb und ich mehr Enthusiasmus für das Spiel als Alexander, denn dieser vergas immer und immer wieder die Regeln. Aber nach genügend Zeit hatte er diese dann endlich aufgenommen und auch diese Hürde ward gemeistert.

Ich legte ein Herz König als erstes, wodurch die anderen die Farbe bedienen mussten, wenn sie diese auch auf der Hand haben. Ansonsten konnte man mit Trumpf stechen oder eine andere Farbe abwerfen. Caleb bediente Herz mit einer 9, welche keine Punkte gibt, wie beim Skat. Mein Blick lag auf Alexander. Zielsicher griff er in seine Hand und zog eine Herz Zehn heraus und legte sie drauf. "Nicht die Herz 10, die ist Trumpf" gab Caleb ihm zu verstehen. Man muss wissen, die einzige Farbkarte, die in einer Nichttrumpffarbe ist, aber eine Ausnahmeregel darstellt, ist die Herz Zehn. Sie ist die höhste Trumpf Karte und kann nur von einer zweiten Herz 10 geschlagen werden.

Ihr müsst auch wissen, in diesem Szenario ist es vielleicht gar nicht falsch die Herz Zehn zu spielen, nur leider war Alexander sehr gut darin, die Ausnahmeregel konstant zu vergessen, obwohl er Herz auf der Hand hatte. Mit der Aussage "Häh, das ist doch Herz" machte er mir das Leben dann auch nicht leichter. Na gut, auch diese Regel war über die Zeit dann in sein Hirn gebrannt. 

Einen hab ich aber noch. Wie schon gesagt spielen die beiden Eichelober gemeinsam. In dem Moment wo jemand einen Eichelober legt, weiß der andere, der diesen auf der Hand hat, wer sein Teampartner ist und die anderen beiden wissen, dass dies nicht ihr Teampartner ist. Man sollte nun annehmen, dass man sich das merkt. Nichtdestsotrotz überraschte mich John genauso wie Remi, der kleine Koch, den Essenskritiker Anton Ego aus Ratatoille. Es wird die letzte Karte von jeder Person gespielt und John fragt: "Mit wem hab ich jetzt gespielt?"

Nachdem man wieder Punkte in einer Runde eingebüßt hatte, und Caleb seinen Vorsprung fleißig weiter ausbaute, war das ein Moment zum Gänse rupfen. Wenn John mit mir spielt, ist es doch leider nur ein 1 gegen 3, da er einfach wie ein Fisch alles vergisst, was innerhalb der letzten paar Minuten passiert ist. Nicht mal das wesentlichste Element eines Spiels beizubehalten hat mich dann schon auf die Palme geführt.

Ich freue mich schon richtig darauf, wenn wir nach einem Jahr Pause uns mal wieder für eine Runde treffen. Ich bereite mein Bingo Feld mit den Sprüchen schonmal mental vor und schlucke vorher noch ein paar Antidepressiva. Naja, so schlimm ist es nicht - ich freue mich, wenn sie überhaupt mit mir spielen.

Ein knackiges AbenteuerWhere stories live. Discover now