Shisha Bar und Partnerwahl

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Es war heiß, wir schwitzten und an sich hatte ich so gar keine Lust. Wärme war noch nie mein Ding. Soweit ich weiß, war unser erster Stopp in Köln. Zwei volle Tag hatte wir 35 °C und mehr am Mittag, wo wir nahezu komplett nackig Siedler von Catan spielten in unserem AirBnB.

Die gleiche Hitze hatten wir auch bei unserer nächsten Location, Genf. Dort saßen wir zu dritt in einer Jugendherberge und hatten Hochbetten. John und ich schliefen unten, während Alexander über mir schlief und Caleb in dem anderen oberen Bett. Wir hatten im Zug festgestellt, dass wir alle recht gerne OpenTTD spielten. Zumindest drei von uns. John hatte das Spiel noch nie gespielt und ich hatte nur als kleines Kind etwas Zeit damit verbracht. Es ist quasi ein Transportunternehmensimulator, wo man Städte und Fabriken mit Straßen, Zügen oder anderen Transportmöglichkeiten verbindet um Rohstoffe oder Personen hin- und herzuschicken und dadurch Geld generiert. John nicht so geschickt darin uns ein großes Unternehmen zusammenzubauen.

Meist spielten wir in Zweierteams und nicht wirklich kompetitiv, sondern eher um mehr die Karte gleichzeitig zu bearbeiten. Es war ein gutes Spiel, kann ich jedem empfehlen. Schaut es euch mal jetzt an. 

Caleb schaute sich einmal kurz um, um dann seinen Reflexen nachzugeben. Während er oben im Hochbett saß, seine Füße über Rand baumeln ließ und rüber zu mir schaute, hatte sich ein Nieser angebahnt. Da er freie Bahn vor sich hatte ließ er diesen raus. John, wie immer mit perfektem Timing gesegnet nutzte diese Gelegenheit, um von seinem Stuhl zwischen den beiden Betten aufzustehen und sich direkt in die Schusslinie von dem gerade zum Niesen ausholenden Caleb zu stellen. Mit geschlossenen Augen und bereits voll in der Bewegung ließ Caleb seinem Nieser freien Lauf. Kaum 10 Zentimeter vor ihm, nahm John diesen zur Gänze entgegen. Es war definitiv mehr Körperflüssigkeiten Austausch als bei manch anderen Sachen.

Am Abend in Genf setzten wir uns wieder nach einem Besuch im CERN - geht da auch mal vorbei, die machen super wichtige Forschung zu Elementarteilchen und anderem Zeug - an einen Tisch in der Lounge und spielten Doppelkopf. Es dauerte nicht lang, da hatte Caleb wieder die Führung, John stellte Fragen mit wem er gespielt hatte und Alexander legte Herz Zehnen wenn er Herz bedienen konnte. 

Nach einiger Zeit kam der Namensgeber dieser Geschichte. Wir haben ihn im Nachhinein immer als "den alten Knacker" bezeichnet. Man muss sagen, wir waren jung und natürlich voller sexueller Fantasien. Jedenfalls kam besagter älterer Herr und schaute uns beim Spielen zu. Nach kurzer Zeit legte er seinen Arm auf John seine Schulter und stellte sich an den Tisch dazu. 

"Was spielt ihr denn schönes?" Eine Frage, wo wir mittlerweile Übung hatten beim Beantworten.
"Und kann man da noch mitspielen?" Seine Hand blieb weiter auf Johns Schulter, was ihm sichtlich etwas unangenehm war. Wir erklärten dem Herren, dass das Spiel leider nur für vier Personen sei und er leider nicht mitspielen können würde.

Von nun an war klar. John hatte einen Liebhaber, den alten Knacker, der gar nicht seine Hände mehr von ihm lassen konnte. Bestimmt hatte John die darauffolgenden Nächte häufiger feuchte Träumen von den Möglichkeiten, die ihm da entgangen sind.

Aber der Abend war lang. Wir saßen an einem Hochtisch mit Barhockern direkt neben dem Fahrstuhl. Nach einiger Zeit kam dort ein Mann in den Dreißigern raus und gab Alexander einen vielversprechenden Blick. Nicht nur das, er nutzte auch die Gelegenheit, mit seiner rechten Hand sich einmal in Schritt zu greifen, um scheinbar seine Weichteile neu zu positionieren. Der Blick jedenfalls sprach genauso starke Bänder wie die Hand zuvor auf Johns Schulter. Es ward der Eiergrabscher geboren, der einfach beim Anblick Alexanders nicht anders konnte, als einmal seine Eier zu betatschen. 

Gut, denkt ihr jetzt. Zwei der jungen Welpen haben also ihren homosexuellen Partner gefunden. Was passiert wohl mit den anderen beiden? Also erst einmal habe ich leider bei der Partnerwahl wieder versagt und niemanden abbekommen. Zweitens, was viel ärgerlicher ist, hat Caleb die hotte Asiatin abgegriffen. Wir waren bereits versessen darauf, dass zwei von uns nun jemanden hatten. Wer auch immer den nächsten von den Zweien offenen ansprechen würde, wäre direkt auch verkuppelt. Da kam natürlich die planlose Asiatin und fragte uns - ach was sage ich, sie fragte nur Caleb auf Englisch mit verlockendem Blick, ob er nicht wüsste, wie man zu Ihrem Zimmer komme. 

Na, wenn das nicht die feinste Form des Speed-Datings war, weiß ich auch nicht weiter. Na ja, und so war auch der Dritte im Bunde vergeben.

Irgendwann haben wir uns dann auf unser Zimmer geschleppt und saßen bei einer Abendhitze von um die 27 °C im Zimmer und öffneten die Fenster, damit wir etwas Durchzug und Belüftung erhielten. Nebenan im Zimmer, welches sich eine Terrasse mit uns teilte, nächtigten gerade zwei Araber. Also nächtigen nur in dem Kontext, dass ihnen das Zimmer für die Nacht gehörte. Was jetzt kommt, hat mich bis zu meinem heutigen Tage geprägt. Kaum eine Melodie und einen Text könnte ich so schnell wieder hervorrufen wie dieses.

Jedenfalls fingen besagte Araber an ihre Shisha anzuschmeißen. Jetzt standen wir in der Pattsituation. Fenster offen für Klimatisierung und dazu den widerlichen Geruch der Shisha oder lieber die Hitze wählen? Wir hatten auch überlegt den Leuten zu sagen, dass sie doch bitte nicht shishan sollten, jedoch wählten wir den Mittelweg. Wir machten die Box an und ließen relativ laut das populäre Lied "Shisha Bar" ertönen.

" [...] Komm Diggah lass mal Shisha Bar
Alle Brüder sind schon da [...]"

Die darauffolgenden Abende wurde es Tradition diesen Song weiterhin abzuspielen. Und nein, wir ließen die Fenster offen und hatten uns damit abgefunden, dass die Leute nebenan sich bis spät in die Nacht mit der Shisha begnügten. Wir hatten aber auch unseren Spaß.

Die gesamte Reise war der Hammer und ich kann jedem Jugendlichen nur empfehlen, geht nach dem Abitur nicht mit der großen Meute auf große Sauftour. Macht eure eigene Party, kaum eine Reise hat mich mit Personen so fest gebunden und ist so komplett im Gedächtnis geblieben wie diese. Und mit diesen Worten möchte ich mich für den fleißigen *hust* - sind ja nur 2k Wörter insgesamt oder so, bedanken und wünsche euch genauso aufregende Reisen. Erzählt davon, denn so wird die Reise nochmal besonderer für euch und bleibt umso besser in Erinnerung.

Hiermit ist meine alte Schuld eine Geschichte zu dieser Reise schreiben zu wollen endlich abgearbeitet.

~Dauth

Ein knackiges AbenteuerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt