Der verbotene Wald

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Scheiße. Ich hasse sie!

Wieder drehte sie sich, diesmal auf den Rücken. Irgendwie wirkte der rote Baldachin beruhigend. Eine Minute später war sie eingeschlafen.

Am nächsten Morgen wachte sie sehr früh auf. Ihr Kopf war immer noch voll von Gedanken, die sie nicht brauchen konnte. Sie versuchte sie mit einer eiskalten Dusche zu vertreiben. Der einzige Effekt davon war jedoch, dass sie schreiend vor Kältefrost durch das Bad rannte, schließlich ausrutschte und sich den Kopf anschlug. Stöhnend rappelte sie sich auf.

"Alles in Ordnung?", hörte sie Lavenders zuckersüße Stimme.

"Ja", rief sie.

Blöde Kuh.

Später in der großen Halle bemerkte Hermine bestürzt, wie müde sie war. Wie lange hatte sie nachgedacht? Sie verfluchte Ron und Lavender ... und auch Snape. Ja, Snape hatte ihr auch jede Menge Stoff zum Nachdenken geliefert. Verdammt, wieso hatte sie überhaupt an ihn denken müssen. Sie hatte doch weitaus wichtigere Probleme. Und die saßen knutschend am Frühstückstisch. Hermine hätte sich am liebsten übergeben. Dieser ... ihr fielen nicht mal annähernd ausreichende Beleidigungen für Ron ein. Sie konnte nicht mehr. Hastig drehte sie sich um und verließ die große Halle. Um wieder einen klaren Kopf zu bekommen lief sie auf die Ländereien. Sie spürte Tränen über ihre Wangen laufen. Tränen, die sie nicht wahrhaben wollte. Mit nassen Wangen rannte sie los, als ob sie den Frust dadurch abhängen könnte.

Schön. Sollte Ron doch Lavender abknutschen.

"Es ist mir egal!", schrie sie laut. Niemand antwortete ihr. Hermine schloss die Augen um die Tränenflut zu stoppen, blieb jedoch wider besseren Wissens nicht stehen. Immer noch liefen warme Tränen über ihre Wangen und durch ihr heftiges Atmen, dass vom Laufen kam, schmeckte sie das Salzwasser in ihrem Mund. Sie hatte ein wenig Angst gegen ein Hindernis zu laufen, da sie die Augen immer noch geschlossen hielt, doch nichts stellte sich ihr in den Weg.

Plötzlich schien es kälter zu werden. Widerwillig öffnete sie die Augen. Zuerst war alles verschwommen und unter einem dicken Tränenschleier verschwunden, doch dann erkannte sie voller Entsetzen, dass sie sich im verbotenen Wald befand. Während es auf den Ländereien schon hell geworden war, schien hier noch tiefste Nacht zu sein, da die Bäume jeden Fetzen Tageslicht verschluckten. Sie geriet nun leicht in Panik, versuchte jedoch ruhig zu bleiben.

Wenn ich einfach geradeaus gehe komm ich schon hier raus.

Hermine begann geradeaus weiterzulaufen. Sie machte keine Kurfen, sondern ging in einer geraden Linie. Doch nach ungefär zehn Minuten wurde ihr klar, dass sie in die falsche Richtung lief. Nun war sie noch tiefer im Wald.

Okay, kein Grund zu Panik. Ich drehe mich einfach um 180°, dann laufe ich zurück.

Sie drehte sich auf dem Absatz um und ging den Weg zurück, den sie gekommen war. Doch die Panik breitete sich nun in ihr aus. War sie an diesem Baum nicht schon einmal vorbeigekommen? Aber ein Baum sah aus wie der andere. Hermine drehte sich im Kreis. Welche Richtung? Wieso gab es keinen Weg? War sie hier schon einmal gewesen?

Hermine wollte gerade vor Angst laut aufschreien, als sie ein leises Schluchzen hörte. Es klang ganz und gar nicht wie eine furcht erregende Kreatur. Ganz im Gegenteil. Es klang wie ein Mensch. Ein weinender Mensch. Vielleicht ein Mensch, der den Weg nach draußen kannte. Oder ein Mensch, der weinte weil er sich verlaufen hatte... Aber immerhin war sie nicht alleine. Das gab ihr wieder ein wenig Mut. Selbst wenn der andere Mensch nicht wusste, wo es herausging, so konnten sie doch zumindest zu zweit einen Ausweg suchen.

So folgte sie dem Klag der Schluchzern, die immer lauter wurden, je weiter sie darauf zulief. Als sie um eine Biegung lief, stockte ihr der Atem. Dort war die weinende Person. Und es war niemand anderes als Severus Snape. Er hatte sich an einen Baum geklammert und weinte bitterlich. Hermine war sich sicher, dass er zusammengebrochen wäre, wenn er sich nicht festgehalten hätte.

Verbotene GefühleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt