Chapter 5

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Quinn

War ich bereit für mein letztes Highschool Jahr? Nach diesem Jahr hatte ich nicht mehr die Freiheiten die ich jetzt genießen durfte. Langsam musste ich mich für ein College entscheiden. Beziehungsweise sollte ich meine Bewerbungen abschicken. Denn ob mich jedes College auch nehmen würde war eine andere Frage. Weiterhin grübelnd stand ich vor meinem Spiegel und betrachtete mich in ihm. Ich hatte ein figurbetontes, weißes Top mit einer hellblauen, zerrissenen Boyfriendjeans kombiniert, die ich an meinen Knöcheln ein kleines Stück gekrempelt hatte. Meine Braunen Haare vielen mir wellig über die Schultern und meine Grünen Augen wurden durch etwas Wimperntusche betont. Mehr bräuchte ich nicht. Als ich einen Blick auf meine Uhr warf, überkam mich ein kleiner Schock. Anscheinend hatte ich mir doch etwas viel Zeit gelassen. Dann wird das wohl nichts mehr mit Frühstücken.

...

„Und? Freust du dich schon auf das Senioryear?" fragte mich Paige aufgeregt als ich zu ihr ins Auto eingestiegen war. Bevor ich jedoch antworten konnte, startete sie den Motor und fuhr los in Richtung Schule. „Natürlich freu ich mich, aber du weißt dass das auch heißt dass sich nach diesem Jahr unsere Wege trennen" gab ich niedergeschlagen zurück. Es war nicht nur mir, sondern auch ihr anzusehen dass wir nicht darüber erfreut waren. Wir kamen zusammen in den Kindergarten, zusammen in die Grundschule, in die Middleschool und ebenfalls zusammen in die Highschool. Anfangs hatten wir gesagt dass wir uns gemeinsam ein College aussuchen würden, doch schneller als wir wollten wurde uns auch schon bewusst dass das nichts werden würde, da wir beide unterschiedliche berufliche Interessen verfolgten.

Den Rest der Fahrt lauschten wir einfach dem Radio und sprachen nur über belanglose Dinge. Als wir dann auf den Parkplatz der Schule fuhren, sah man neue aber auch bekannte Gesichter. So wie jedes Jahr gab es sie. Freshmen. Jungs und Mädchen die sich so lange auf die Highschool gefreut haben. So war ich einst auch aber nur bis mir klar wurde wie es hier wirklich war. Man wurde in eine Schublade gesteckt und kam aus dieser nicht mehr raus, bevor man seinen Abschluss hat. Es wird auf Aussehen und Status geachtet und nicht was wirklich hinter den Schülern steckt. Niemand schaut hier hinter die Fassade sondern beurteilt oberflächlich. „Willst du heute noch aussteigen?" meckerte Paige und riss meine Türe auf. „Wann bist du denn ausgestiegen?" fragte ich sie ganz verdattert und griff eilig nach meinem Rucksack. „Während du die ganzen Leute angegafft hast" warf sie mir vor und grinste mich schief an. Etwas tollpatschig stieg ich schließlich auch aus und knallte die Autotüre hinter mir zu. „Wie oft soll ich Dir noch sagen dass mein Auto kein Panzer ist" meckerte Paige und schaute mich vorwurfsvoll an während wir begannen auf den Eingang zu zu laufen. „Sorry" murmelte ich nur und sah sie entschuldigend von der Seite an.

Hatte ich die Schule während dem Sommer vermisst? Definitiv nicht. Ich war zwar keine schlechte Schülerin, aber trotzdem machte es mir keinen Spaß. Doch ohne Fleiß keinen Preis oder? Mittlerweile waren wir auch schon im inneren des Gebäudes angekommen und liefen gemeinsam zu den Aushängen für die Kurse. Hoffentlich haben Paige und ich die meisten Kurse zusammen. Sonst endet das wieder wie letztes Schuljahr. Ohne sie war der Matheunterricht beinahe unerträglich. „Schau mal! Wir haben fast jeden Kurs außer Kunst und Literatur zusammen" freute sich Paige und grinste bis über beide Ohren. Erleichtert warf ich nun auch einen Blick auf die Listen und hatte nun selbst einen Überblick über die Einteilung. „Zane ist in unserem Mathekurs, aber das interessiert dich ja bestimmt nicht. Du stehst ja nicht auf ihn" provozierte ich sie etwas und sah ihr ins gerötete Gesicht. „Tu ich auch nicht" gab sie stur zurück und zog mich den Gang entlang weiter.

...

„Wir haben jetzt Physik oder?" fragte mich meine beste Freundin und kam hinter meiner geöffneten Spindtür hervor. „Ja, ich glaube schon" gab ich zurück und schloss meinen Spind. Vorbereitet auf die kommende Stunde traten wir den Weg zum Physikraum an. Es war zwar nicht mein Lieblingsfach, aber immerhin noch besser als Mathe. Angekommen an unserem Ziel warfen wir zuerst einen Blick über die Reihen. Bis jetzt waren noch ziemlich viele Plätze frei, was aber wahrscheinlich daran liegt dass wir zehn Minuten zu früh waren. Zusammen suchten wir uns einen Platz in der vorletzten Reihe aus. Hier fiel man nicht zu sehr auf, aber bekam doch noch genug mit.

„Sag mal kennst du den?" stupste Paige mich an und deutete unauffällig auf einen Jungen der gerade zur Türe reinkam. Groß, dunkelblond und ebenfalls dunkle Augen. Aber bekannt kam er mir nicht vor. „Ich wüsste nicht dass ich den schonmal irgendwo gesehen hätte" gab ich Schulterzuckend zurück und verfolgte ihn weiter mit meinen Augen. Er hatte etwas Geheimnisvolles und kaltes an sich. Ob das daran lag dass er hochnäsig auf die Schüler vor ihm herabblickte oder an dem emotionslosen Blick. Doch wo ich mir sicher war, er war neu. Mit der Zeit kennt man die Leute aus dem eigenen Jahrgang. Da fällt einem sowas auf.

„Der ist heiß" schwärmte Paige und zog ihn halb mit den Augen aus. Wieso war das so typisch? „Kannst du langsam mal aufhören? Der fühlt sich bestimmt total beobachtet von dir" meckerte ich und versuchte ihren Augensex zu stoppen. „Stell dich doch nicht so an. Irgendwann wirst du vielleicht auch mal auf den Geschmack des anderen Geschlechts kommen" zog sie mich auf und blickte mir amüsiert in die Augen. Sie war eben etwas offener als ich. Es ist nicht so dass ich total verklemmt wäre, aber ich würde mich niemals trauen einen Jungen selbst anzusprechen und wenn mich dann mal jemand ansprach, dann war ich immer diejenige, die gesagt hat sie hätte kein Interesse. Ich ließ mir eben lieber etwas Zeit und wartete auf den richtigen. Klar musste ich irgendwann meine ersten Erfahrungen machen, jedoch bin ich noch jung und werde noch genug Gelegenheiten dazu haben. „Mach dir nichts daraus Quinn. Irgendwann wird dein Märchenprinz auf einem weißen Pferd angeritten kommen und mit dir in den Sonnenuntergang reiten" witzelte sie theatralisch und gestikulierte wild dazu. Doch auch wenn sie mich damit aufziehen wollte, musste ich selbst etwas schmunzelnd den Kopf schütteln und richtete meinen Blick von ihr wieder nach vorne. Wie aufs Stichwort öffnete sich erneut die Türe und der Rest des Kurses betrat den Raum.

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