Kapitel 6

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Sam fing an den ersten Koffer auszuräumen, wobei er die Wäsche einfach auf einen Haufen warf. Währenddessen hatte Dean sich auf das Bett gesetzt und sah seinem Bruder zu. Der jüngere überreichte ihm einen Stapel Bilder, die er in den drei Jahren gemacht hatte.

„Dean, wo ist eigentlich dein Zimmer?", fragte Sam und Dean hielt die Luft an.

Dean sah nicht von den Bildern auf, als er antwortete: „Ich schlafe bei Cas."

Verwirrt sah Sam ihn an. „Weil es kein weiteres Zimmer gibt und du mir dieses überlässt?"

Aufgeregt schüttelte Dean den Kopf und zupfte an seinem Oberteil herum. Jetzt war der Moment gekommen. Er konnte – nein, er musste es ihm sagen. Die erste Lüge die er in Wahrheit verwandelte.

„Ähm, nein, Cas und ich sind jetzt zusammen", sprach er mit fester Stimme.

Sams Augen weiteten sich und er fing an zu strahlen. Schnell sprang er auf und setzte sich neben Dean, wo er ihn kurz umarmte.

„Ich freu mich so für euch. Es ist schön, wenn du glücklich bist und Cas ist wirklich ein toller Kerl."

„Danke, Bruderherz", hauchte der ältere. Er sah in Sams Gesicht. Er war groß geworden, als sie sich nicht gesehen haben. Ein junger erwachsener Mann mit einer vielversprechenden Zukunft. Als großer Bruder konnte er nicht stolzer auf ihn sein.

Kurz darauf wurden sie von Cas zum Essen gerufen. Sam sprach dem Dunkelhaarigen auch noch seinen Glückwunsch aus. Zuerst war Cas doch erstaunt, dass Dean es ihm schon erzählt hatte, war dann aber umso erleichterter, dass es ihm wohl doch nicht so schwer fiel, seinem Bruder die Geschichte zu erzählen. Das hoffte er zumindest. Aber ob das mit der Zeit als er obdachlos war auch so schnell gehen würde, war er sich nicht so sicher.

Während des Essens unterhielten sie sich weiter, wobei Dean sein Leben in den letzten drei Jahren fast komplett ausließ. Eher interessierte es ihn, was Sam alles erlebt und gemacht hatte.

Eine halbe Stunde später hatten sie den Tisch abgeräumt und das Geschirr in der Spülmaschine verstaut. Sam ging wieder rüber in sein Zimmer und packt seine restlichen Sachen aus, während Dean rüber in ihr Schlafzimmer trottete und sich vor das Fenster setzte.

„Hey, ich hab dich schon gesucht", meinte Cas, der ein paar Minuten später das Zimmer betrat. Als Dean nichts sagte und sich nicht einmal zu ihm umdrehte, runzelte Cas leicht die Stirn und kam auf seinen Freund zu. „Stimmt was nicht?", fragte er verunsichert. Er sah, dass Dean sich die Augen wischte.

Castiels Herz zog sich zusammen. Vorsichtig nahm er Dean in den Arm, was dazu führte, dass der Winchester wieder anfing zu weinen. Cas beschwichtigte ihn und streichelte über seinen Rücken. Erst als Dean sich wieder beruhigt hatte, zog Cas sich ein Stück zurück.

„Dean, erzähl mir bitte was los ist."

„Ich will es ihm nicht sagen, Cas", begann Dean und wischte sich die Tränen weg. „Ich kann Sam nicht sagen, dass ich auf der Straße gelebt hab..."

Cas warf ihm einen mitfühlenden Blick zu. „Schon okay. Du musst es ihm ja nicht gleich sagen. Aber wenn du es tust, wird er dich bestimmt verstehen."

Dean schüttelte den Kopf. „Weißt du, Sammy sagt mir immer wieder wie froh er ist, einen Bruder wie mich zu haben..." fast hätte seine Stimme versagt. „Aber wie soll er das jetzt noch sein können? Er hat immer zu mir aufgesehen. Jetzt hat er schon viel erreicht und er wird auch in Zukunft noch viel erreichen. Und was hab ich die letzten Jahre geschafft?! Ich bin einfach kein gutes Vorbild. Er wird enttäuscht sein."

Erneut zog Cas den Blonden in eine Umarmung. Er konnte verstehen, dass Dean dieses Thema nicht leicht fiel, doch er zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass Sam ihn verstehen würde. Dafür war ihr Verhältnis einfach zu gut. Dean musste sich wirklich keine Vorwürfe machen. Er hat auf der Straße weder angefangen zu rauchen, noch irgendwelche Drogen zu nehmen oder sein Aussehen komplett zu verändern - im negativen Sinne.

Side Street [Destiel]Where stories live. Discover now