30. Epílogos

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„Er", Vaias Antwort blieb unvollständig, als ein panischer Schrei den Himmel zerriss.

„Dias!"

Der Junge wusste nicht, woher er die Kraft nahm, aber er setzte sich kerzengerade auf. Den Schwindel schüttelte er ab. Diese Stimme kannte er. Er wusste, wer das war. Sein Herz hämmerte. Sein Genick brannte. Der Atem in seiner Brust war eisig.

Sotiris kam auf sie zugerannt, sein Gesicht rot vor Anstrengung und Freude und die entblößte Brust in ebenfalls weiße Bandagen gehüllt. Er stolperte auf dem marmornen Stein und wäre beinahe gestürzt, konnte sich aber noch fangen und rannte schneller. „Dias!", schrie er mit tränenbesetzter Stimme.

Vaia sprang gerade rechtzeitig zur Seite, da nahm der andere Jungen ihren Platz ein und fiel vor Dias auf die Knie. Seine Brust hob und senkte sich rapide. Sein schneller Atem streifte Dias' Haut. Sotiris hob eine zittrige Hand. Seine Finger legten sich hauchzart auf Dias' Wange, als wären sie lediglich ein Lufthauch.

„Du lebst", hauchte er leise. „Du lebst. Ich –", er brach ab. Weitere Tränen flossen ihm aus den Augenwinkeln.

„Ich lebe", erwiderte der Junge krächzend. Er spürte das vertraute Brennen in seinen Augen, als er Sotiris' Gesicht genauer anblickte. „Du lebst auch."

Statt zu antworten, nickte Sotiris hastig. Seine Finger drückten sich fester auf Dias' Wange.

Dias' Haut brannte unter der Berührung.

„Ich dachte schon –", fing Sotiris leise an, brach aber ab, als ein krampfartiges Keuchen ihn husten ließ.

„Geht's dir gut?", fragte Dias besorgt und legte seine Hand auf Sotiris' verletzte Brust. Er konnte die Schnitte unter den Bandagen spüren.

„'S is' nichts", keuchte der andere Junge. Er holte tief Luft und schloss für einen Moment die Augen. Sein Körper beruhigte sich sichtlich. Das unscheinbare Zittern verschwand aus seinen Schultern. „Nur ein paar Schmerzen."

„Sind alle Überlebenden da?", donnerte eine gewaltige Stimme durch den Himmel.

Dias zuckte so stark zusammen, dass er einen immensen Druck in seinem rechten Bein verspürte und drauf und dran war, aufzuspringen. Es dauerte einige Momente, bis er realisierte, dass er das nicht konnte. Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen.

„Jetzt schon", erwiderte eine weitere Stimme. Inmitten eines breiten Lichtkegels erschien eine ansehnliche, junge Frau, die einen Jungen an der Hand hielt, dessen Augen fest zusammengekniffen waren. Die Frau sah, fand, Dias, sehr gewöhnlich aus, mit ihren hellbraunen Haaren, dem hellen Teint und dem freundlichen Gesicht.

„Vier", sagte die donnernde Stimme. „Das sind mehr, als ich erwartet habe."

„Freu dich doch mal", sagte die Frau lächelnd. Sie ließ die Hand des Jungen los, der einen Schritt zurückstolperte. „Vier von vierzehn haben es überlebt. Wir sollten sie beglückwünschen."

Sotiris ließ von Dias ab und drehte sich um, aber im gleichen Moment krallte er die Finger seiner anderen Hand in dessen Gewand. „Wer seid ihr? Wo sind wir? Wer redet da noch?"

Die Frau wandte sich den drei anderen Kindern überrascht zu, als hätte sie tatsächlich vergessen, sie wären ebenfalls da. Dann stemmte sie eine Hand in die Hüfte. „Zeus", sagte sie streng. „zeig dich und sei nicht unhöflich."

Ein lautes Brummes ertönte, gefolgt von einem donnernden Geräusch, dann explodierte ein weißlicher Blitz auf dem Boden zwischen ihnen. Aus den daraus erfolgenden Dampfschwaben stieg ein breitgebauter Mann mit weißem Haupthaar und Bart. Sein Blick knisterte wie bei einem Gewitter und sein weißer Chiton spannte sich über seine muskulösen Arme. Er sah unzufrieden aus. „Kommandier mich nicht herum."

LavýrinthosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt