28.1 Asfáleia - Sicherheit

Start from the beginning
                                    

„Und Erebos", fügte Dias hinzu.

„Ja, der auch", stimmte Sotiris ihm zu und lächelte schmal. „Aber bei Minos ist es einfacher, ihm ein Schwert zwischen die Rippen zu rammen. Er hat keine göttlichen Mächte."

„Auch wahr", erwiderte er. „Wir müssen uns nur an dutzenden Wachen vorbeikämpfen und dann auch noch lebend wieder aus dem Palast kommen."

„Das dürfe nach dem Labyrinth selbst ja kein Problem mehr darstellen, oder? Nach stymphalischen Vögeln, lebenden Schatten und Bullen aus Kolchis sind ein paar Männer doch keine wirkliche Herausforderung." Sotiris grinste breit, ein Lächeln so ehrlich und strahlend, dass es beinahe die Schatten verblassen ließ. Beinahe. „Für Helden wie uns gäbe es keine größeren Schwierigkeiten mehr."

„Nimm den Mund lieber nicht zu voll, sonst erstickst du noch an deinen eigenen Worten", erklang Vaias halb belustigte, halb tadelnde Stimme. „Du klingt fast wie meine Schwester Lyra. Für sie gibt es auch kein Problem, dem sie nicht gewachsen ist. Ihr würde euch bestimmt gut verstehen."

„Sie muss dir sehr ähnlich sein", meinte Dias, was Vaia dazu verleitete, überrascht stehen zu bleiben.

„Oh. Eigentlich gar nicht", sagte sie und drehte sich um. „Eigentlich bin ich so ziemlich das schwarze Schaf der Familie. Wenn man mal Medeia außen vor lässt. Bei Lyra und Theia bin ich mir immer noch sicher, dass sie einfach zwei Hälften einer Person sind." Ein trauriger Ausdruck legte sich über ihre Augen und sie seufzte. „Ich... hoffe wirklich, dass ich sie wiedersehen kann."

„Wirst du", erwiderte Sotiris ohne nachzudenken. „Wenn sie nur ansatzweise mit dir verwandt sind, dann schaffen sie es auch."

Seine Worten ließen Vaia zwar erröten, aber sie schüttelte dennoch den Kopf. „Auch?", fragte sie leise.

„Natürlich." Sotiris reckte da Kinn und Dias konnte nicht anders, als die Augen zu verdrehen. „Ich mache nie leere Versprechungen. Wenn ich sage, wir kommen hier raus, dann kommen wir hier auch raus."

Dias konnte sich nicht ganz entscheiden, ob er dem anderen Jungen um den Hals fallen oder ihm eine verpassen wollte.

„Du bist ziemlich von dir überzeugt", stellte Vaia nüchtern fest.

„Einer muss ja. Selbst Dias wird hier zum Pessimist." Er deutete mit dem Daumen neben sich.

„Du meinst Realist", erwiderte Dias und hob eine Augenbraue.

„Nein, ich weiß, was ich gesagt habe."

„Dann müsstest du ja wissen, dass es falsch war."

Vaia hielt sich die Hand vor den Mund, aber das konnte ihr Kichern auch nicht verbergen.

Hitze schoss Dias in die Wangen. Er biss sich auf die Lippen, während Sotiris noch immer sehr zuversichtlich aussah.

Das Mädchen drehte sich auf dem Absatz um und ging weiter. „Genug Pause", sagte sie mit dem Lächeln in der Stimme. „Wir haben einen Ausgang zu finden, nicht wahr?"

„Richtig", antwortete Sotiris. Er warf Dias neben sich einen verschmitzten Blick, deutete ein Zwinkern an ehe er Vaia den Gang entlang folgte.

Für einen Augenblick blieb Dias lautlos seufzend stehen. Allzu viel Abstand ließ er seine Kameraden aber nicht aufbauen, ehe er sich selbst in Bewegung setzte, um schließlich wieder in einen Trott neben dem anderen Jungen verfiel. Ganz selbstverständlich, als wären sie gerade auf einem Spaziergang in einer sonnigen Parkanlage, umringt von sanft im Wind wiegenden Bäumen, griff Sotiris nach seiner Hand. Haltsuchend verschlangen sich ihre Finger ineinander.

LavýrinthosWhere stories live. Discover now