°No rain for you°

372 49 138
                                    

Wonpil

Sein lautes Lachen schallte durch die Gänge, nachdem jemand wohl einen Witz gerissen hatte. Mit seiner großen Hand fuhr er sich einmal durch die weichen, dunklen Haare, während sich das verschmitzte Grinsen auf seinen Lippen bildete, das ihn auszeichnete. Einige Mädchen standen um ihn herum und unterhielten sich mit ihm, beobachteten jede seiner Bewegungen und sogen regelrecht jedes einzelne Detail von ihm auf.

Genau so, wie ich es immer tat.

Leise seufzte ich und schloss die Tür meines Spindes. Mein Schultag war ziemlich lang gewesen, absolut unnötig meiner Meinung nach, aber zumindest hatte er meinen Tag ein wenig erheitert. So, wie er es immer tat, obgleich er es nicht einmal wusste, und jedes Mal, wenn ich ihn sah und beobachtete - wie beispielsweise jetzt - fing mein Herz an, schneller zu schlagen.

Ja, ich war hoffnungslos verliebt. Und das in den beliebtesten Schüler dieser Schule, der jederzeit von unzähligen anderen Schülern umringt war. Jeder kannte ihn, jeder mochte ihn, nie war er in Streit verwickelt und selbst die Lehrer sprachen gut von ihm, wenn man mal von seiner immer wieder auftretenden Faulheit absah. Er war jedem so nahe und dennoch so unerreichbar. Besonders für mich.

Sein Name war Park Jaehyung, aber jeder nannte ihn nur Jae. Ich schätzte, das war mit beliebten Menschen so. Sie hatten Spitznamen, unter denen sie jeder kannte... anders als bei Außenseitern wie mir. Ich hatte keinen Spitznamen und mich kannte keiner. Nur wenige mochten mich, die meisten hielten Abstand zu mir und die Freunde, die ich hatte, konnte man nicht unbedingt als Freunde bezeichnen. Genau genommen war ich also einsam, hoffnungslos verliebt, schwul und ein verdammter Außenseiter. Wundervolle Kombination, nicht wahr?

Und alles, was ich tun konnte, war die Schulzeit zu überleben und nebenher heimlich für Jae zu schwärmen.

Schon seit zwei Jahren war das so und so langsam hatte ich wirklich die Hoffnung verloren, dass es sich ändern würde. Keiner nahm Notiz von mir, ich versuchte mittlerweile auch überhaupt nicht mehr, das zu ändern. Es hatte sowieso keinen Sinn.

Mit einem erneuten Seufzen schulterte ich meine Schultasche und drehte mich um, damit ich dieses ätzende Schulgebäude endlich verlassen konnte. Wieder hörte ich Jae lachen und beschleunigte deswegen meine Schritte, weil mein Herz leicht stach. So sehr ich sein Lachen auch liebte und so gern ich ihn weiterhin unauffällig beobachten würde, es tat weh zu wissen, dass ich reine Luft für ihn war. Das würde sich niemals ändern, also musste ich es akzeptieren und lernen, über ihn hinweg zu kommen.

Das war zwar leichter gesagt, als getan, da ich das schon seit Monaten versuchte, aber wie sagte man so schön? Der Weg ist das halbe Ziel.

Doch kaum verließ ich das große Schulgebäude und trat nach draußen, erleuchtete ein heller Blitz den Nachthimmel. Erschrocken zuckte ich zusammen und wartete ab, aber es dauerte etwas, bis der dazugehörige Donner ertönte, weshalb ich erleichtert durchatmete. Hoffentlich würde das Gewitter vorbeiziehen... ich wollte nur ungern während einem Gewitter nachhause laufen. Zu allem Übel regnete es jedoch in Strömen und mir war klar, 5 Sekunden ohne Deckung und ich würde klatschnass sein. Das bedeutete, mein Heimweg würde wirklich grandios werden... natürlich. Wie viel Pech konnte man denn nur in seinem Leben haben?

Unschlüssig blieb ich neben der Eingangstür unter dem Vordach der Schule stehen und sah mich nach einer Möglichkeit um, den Regen umgehen zu können. Mit dem Bus fuhr ich nicht heim, da ich nur zwanzig Minuten von der Schule entfernt wohnte und es keine Bushaltestelle in meiner Nähe gab. Es lohnte sich nicht, ohne einen kompletten Umweg machen zu müssen, daher war der Bus wohl keine Option. Im Endeffekt würde ich trotzdem nass werden. Aber Laufen? Das war auch nicht besonders attraktiv gerade.

Umbrella ★ Jaepil [OS]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt