Spaziergang

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"Steht auf!"

"Keine Lust", erwidert mein grosser Bruder, sein Blick starr auf den Fernseher gerichtet. Es läuft irgendeine Sendung über Football. Besser gesagt über 22 hirnlose Muskelberge die sich wegen einem kaputten Ball die Köpfe einschlagen.

"Statt irgendeinen Scheiss zu schauen, der sich Sport zu nennen wagt, könnten wir wirklich welchen machen!"

"Wenn es dir nicht aufgefallen ist, der Himmel fällt uns auf den Kopf!", erwidert Linus genervt und meint damit sowohl den strömenden Regen als auch wie es in seinem Inneren aussieht.

"Wenn ihr nur hier rumsitzt und nicht Mal versucht Spass zu haben, wird sich eure Laune auch nie ändern, Linus und Nala!", rege ich mich auf. "Ich weiss ihr habt es im Moment schwer. Für mich ist hier doch auch alles neu, aber ich habe mich damit abgefunden und versuche das Beste daraus zu machen."

Meine Schwester seufzt und dreht sich von ihrem Buch zu mir. "Kleine(r), j'ai la flemme und Linus auch. Kannst du uns nicht wann anders nerven?"

Sauer stapfe ich davon. Dabei höre ich meine Geschwister erleichtert ausatmen. Die haben sich zu früh gefreut, ich werde nicht aufgeben. Ich gebe nie auf.

Der Umzug meiner Familie und mir in ein neues Land, in eine fremde Stadt, oder eher Dorf, ist über einen Monat her.
In der neuen Schule wird Linus gemobbt. Warum weiss ich nicht, vielleicht wegen seiner krummen Nase, seinem leichten Übergewicht, oder - und das ist am wahrscheinlichsten - weil die anderen Schüler sonst nichts zu tun haben. In der Schule kann ich ihm nicht gross helfen, weil er und Nala zwei Klassen über mir sind. Zuhause gebe ich mir dafür umso mehr Mühe ihn aufzumuntern.

Vor einigen Monaten hat Nala ihrem Freund erzählt, dass wir umziehen würden. Sie hat ihn aufrichtig geliebt und nach Lösungen gesucht. Kurz vor unserem Umzug hat sie erfahren, dass er sie, seit er vom Umzug erfahren hat, betrügt.

Die Zwillinge liegen meistens nur noch auf dem Sofa oder in ihrem Bett rum und tun nichts.
Genau das werde ich heute ändern.

-

Ich gehe zur Garderobe an der Tür und ziehe mir eine Regenjacke und Schuhe an. Felix hüpft an mir hoch und wedelt wild mit seinem Schwanz. Er denkt, dass ich mit ihm spazieren gehen werde. Das bringt mich auf eine Idee, wäre ich eine Komik Figur würde neben mir nun eine Glühbirne leuchten.

Mit flinken Fingern öffne ich den Stromkasten und schalte allen Strom für unsere Wohnung aus. Vor einer Weile haben wir das Stromnetz überlastet. Meine Mutter hat den Sicherungsschalter wieder umgelegt und ich habe dabei zugesehen, weshalb ich weiss wie es funktioniert.

Ich sage Felix anschliessend, dass er Nala überzeugen soll mit ihm rauszugehen und begebe mich zurück ins Wohnzimmer. Er springt freudig auf sie drauf, sodass ihr Buch zerknittert wird und leckt dann über ihr ganzes Gesicht.
"Robin!", schreit meine Schwester.
"Das ist mein Name" Ich grinse was sie umso wütender macht.

Linus während dessen sucht fluchend den Grund für den plötzlichen Ausfall seiner Lieblings Beschäftigung.

"Was sollen wir denn jetzt nur machen?!", frage ich gespielt verzweifelt. "Der Fernseher funktioniert aus heiterem Himmel nicht mehr und unser verrückter Hund braucht dringend Auslauf, genauso wie ein gewisses langweiliges Zwillingspaar."

Linus sieht mich mit hochgezogener Augenbraue sauer an. Nala schubst Felix von sich runter und schnaubt.

"Das sehe ich als Zustimmung." Ich schleife meine Geschwister an ihren Händen zur Tür.

Nala bleibt plötzlich stur stehen und sieht mich an, was ich ihr, nach sinnlosem Gezerre an ihrem Arm, gleichtue. „Warum sprudelst du immer so vor Motivation und versuchst alle anderen damit anzustecken? Du bist noch zu klein um unsere Probleme zu verstehen, doch bitte-"
Ich unterbreche sie verärgert. „Von wegen zu klein, ich bin nur zwei Jahre jünger als ihr! Ich verstehe euch sehr wohl aber das ändert nichts an unserem Vorhaben."

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