''So ist es nunmal, wenn man erwachsen wird.''

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Eigentlich war es ein Tag wie jeder andere. Früh morgens ging der Wecker an und ich zog mir meine Arbeitskleidung an, kurz nachdem ich noch einmal schnell duschen war. Ich hatte zwar einen echt miesen Traum und musste etwas realisieren, was mich echt runtergezogen hatte, aber was sollte schon sonst noch schief gehen? Schließlich haben mich meine Arbeitskollegen bisher immer echt aufmuntern können, auch wenn es meist bestimmt nicht einmal beabsichtigt war. 

Also ging ich los. Die Uhr zeigte 5:25 Uhr. Wie immer eigentlich viel zu früh, da ich für den Weg zum Bus nur 5 Minuten brauchte und der Bus immer um 5:40 Uhr kam. Aber so ging ich halt immer los und hockte mich dann immer mit lauter Musik unter die winzige Überdachung an der Haltestelle. Eigentlich alles wie immer. Nur wurde ich, nachdem ich in den Bus eingestiegen war, von jetzt auf gleich komplett emotionslos. Oder zumindest fast, dass Bedürfnis zu weinen war nun wieder da. 

Dies fiel auch meiner Kollegin auf, mit der ich eigentlich immer nur witzelnd am streiten war. Diesmal kam nichts. Rein garnichts. Es war, als hätte dort nur eine leere Hülle gestanden und gearbeitet. Mein lächeln setzte ich erst auf, als die Türen geöffnet wurden und ich gesehen habe, dass die ersten Kunden herein kamen. 

''Hallo!''

''Das macht dann (Preis)''

''Danke schön. Hier (Betrag) zurück und ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag!''
So lief es den halben Tag. 5 Stunden ungefähr saß ich dort und habe mit einem erzwungenem lächeln und dem Versuch nicht in Tränen auszubrechen kassiert. Niemand hat es bemerkt, wirklich niemand. Der große Nachteil an der ganzen Sache war, dass ich danach noch Ware verräumen sollte. Ich hab mir auch dabei wirklich große Mühe gegeben, mir nichts anmerken zu lassen. Jedoch war ich ein wenig träge, was wirklich ein Fehler war. Eine Ermahnung nach der anderen. Ich hatte so langsam wirklich keine Lust mehr und ich merkte einfach, wie ich einfach das Bedürfnis hatte, jedem der mir entgegen kam voll eine zu scheuern.

Das emotionslose in mir hatte sich etwas aufgesplitet und war nun auch ziemlich leicht reizbar. Normalerweise mischten sich meine Persönlichkeiten ja nicht, aber wenn es passierte war dies wirklich ziemlich nervig. Ich hab es nur knapp geschafft nicht irgendwie auszurasten. 

Als dann nach weiteren 4 Stunden mein Arbeitstag nun endlich vorbei war, freute ich mich schon irgendwie auf zuhause. Mich in mein Bett zu werfen und einfach nurnoch zu Entspannen. Das war nur leider ein Wunschgedanke. 

Am Vortag hatte ich meine Mutter gebeten einen Termin für mich zu verschieben, da ich am ursprünlichen Termin nun doch spontan arbeiten musste. Nur dass sie mir diesen Termin auf genau den Tag legte, an dem sie dort angerufen hatte hab ich nicht erwartet. Von meinem Tag war in dem Sinne nichts mehr übrig. 

Ich fuhr nachhause, wurde dabei auch noch fast von irgendeinem betrunkenem assi im Bus angetatscht, setzte mich für eine halbe Stunde auf mein Bett und durfte dann direkt wieder losgehen. Horray.

Meine Laune hatte wirklich seinen Tiefpunkt erreicht. Genau wie morgens bei der Arbeit wandelte ich nur so durch die Straßen, als würde keinerlei Leben mehr in mir Herrschen. Egal wer mich auf den Wegen begrüßt hatte, ich bin einfach geradeaus weitergegangen. Ich hab kein Wort gesagt. Meine Musik wurde immer lauter und das obwohl ich nicht einmal wirklich zugehört habe, was genau überhaupt lief. Ich wollte einfach nur nichts mehr hören. Es war mir wirklich alles  egal. Von mir aus hätte sogar auch ein Auto gegen mich rasseln können, es hätte mir nichts ausgemacht.

Und ganz ehrlich? Es wäre eh niemandem aufgefallen. Niemand hätte nach mir gefragt. 

Ich habe an diesem Tag aber auch mit niemandem geschrieben. Nur mit einer Person und bei ihr hab ich mich eigentlich auch nur dadrüber ausgekotzt, wie scheiße alles doch ist. 

Als ich dann spät Abends auch endlich zuhause war und dachte, dass ich jetzt endlich mich ausruhen könnte, hab ich mich wieder zu früh gefreut. Es war so, als hätte sich dieser Tag wirklich komplett gegen mich gestellt. 

Meine Mutter, die Person die eigentlich für mich da sein sollte wenn es mir schlecht geht, sie fing an rumzunörgeln weil ich ja angeblich wegen meiner wenigen Freizeit geheult habe. Hab ich das also? Nur deswegen? Schön, dass sie wusste wie mein Tag ablief.

''Gewöhn dich dran! Freizeit ist eine Sache des Luxus. Freizeit hast du im Urlaub. Das gehört nunmal zum erwachsen werden dazu.''

So ist es also, wenn man erwachsen wird? Man ist nurnoch eine Marionette? Es ist mir mit 18 Jahren also nicht mehr erlaubt, mein Ding in der Zeit zu machen, ich der ich nicht arbeiten muss? Gut zu wissen. Aber dann möchte ich jetzt bitte aufhören erwachsen zu werden. Ich möchte mich hier und jetzt hinlegen, die Augen zu machen und sie nicht noch einmal öffnen. 

Wenn das wirklich der Sinn vom erwachsen werden ist, dann möchte ich es nicht weiter durchleben.

Mad mad realityWhere stories live. Discover now