Amnesie?

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Ich erwachte auf unbequemen, dünnen Stoff. Seit wann war mein Bett so ungemütlich?

Es roch auch ganz anders als sonst, viel steriler. Wahrscheinlich hatte meine Mutter das Bettzeug gestern noch gewaschen, gab ich mir selber eine Erklärung.

Neben mir piepte etwas in gleichmäßigem Abstand aufdringlich, dummer Wecker.

Ich fühlte mich zu kraftlos, um ihn auszuschalten. Als ich jedoch irgendwann genug von meinem Wecker hatte und meinen Arm ausstreckte wollte, schrie ich auf vor Schmerz. Höllischer Muskelkater zerrte an meinen Venen, sodass ich den Arm sofort wieder zurückzog. Dabei stieß ich mit meinem Ellbogen gegen etwas. Ein Gegenstand fiel scheppernd zu Boden. Der Krach war ein hoher Kontrast zur Stille in dem Raum und ich riss meine Augen auf.

Ein paar Sekunden lang war ich verwirrt, bis ich es realisierte. Das war nicht mein Zimmer, das war nicht mein Zuhause.

Das Piepen kam auch nicht von einem Wecker, sondern von einem Gerät neben mir, welches man mit mir verkabelt hatte. Es soll meinen Herzschlag messen

Nach und nach begann ich zu begreifen wo ich war, in einem Krankenhaus!

Merkwürdigerweise hatte ich keine einzige Erinnerung wie ich hierherkam. Ich strengte mich an, durchforstete mein Gehirn. Nein, ich hatte nicht mal den blassesten Schimmer, was passiert war. Von der Ungewissheit gepackt schaute ich mich erstmals um. Mein Körper war bedeckt von einer weißen, schlichten Decke. Ich konnte meinen Hals nicht nach vorne bewegen, weil eine Stütze meinen Nacken hielt, deswegen konnte ich nicht sehen, ob ich Verletzungen an meinen Beinen hatte und nach der Erfahrung mit meinem Arm wollte ich es auch nicht wirklich testen.

Eine Tür flog auf, ich fuhr zusammen.

„Elisabeth, was war das für ein Geräusch?", brüllte die brünette Krankenschwester ihrer Kollegin zu und schaute sich mit Besorgnis im Raum um. Sie schien wohl unter Stress zu sein. Das Geräusch, das sie meinte, war wahrscheinlich, das was mein Ellbogen umgeschmissen hatte und woher sollte Elisabeth es also wissen.

Die Arme war sicher unter Druck und noch neu hier, so jung wie sie aussah, deswegen lächelt ich ihr freundlich zu und half ihr auf die Sprünge „Ich habe etwas umgeworfen, als ich meinen Arm ausgestreckt habe" Mein Kiefer fühlte sich ein wenig verrenkt an beim Reden und ich schmeckte Spuren von Blut auf meiner Zunge.

„Och Elisa, jetzt ist ja die schöne Blumenvase kaputt!" Die Krankenschwester hockte sich hin und fegte mit einem Kehrblech neben meinem Bett die Scherben auf, zumindest vermutete ich es. Sehen konnte ich es nicht.

Was machte auch eine Blumenvase in einem Krankenhaus?

„Wieso reden sie immer mit Elisabeth?", fragte ich, als die Stille, während sie meine Scherben aufkehrte, langsam unangenehm wurde.

Etwas veränderte sich in ihren Augen als sie ihren Kopf zu mir hochhob. Ihr hübsches rundes Gesicht, für das sie sicher einige Verehrer hatte, nahm Erstaunen an. „Du bist Elisabeth"

„Ich bin Elisabeth?", wiederholte ich ihre Worte. Tatsächlich klingelte irgendwo in meinem Kopf etwas, aber der Name wollte dennoch nicht ganz passen. Er klang viel zu fremd und unvertraut.

„Ja, du bist Elisabeth Lesson." Sie richtete sich nun vollends auf und selbst, trotz des Faktes, dass ich lag, wirkte sie unheimlich klein. Ich schaute nochmal in das Gesicht der kleinen Krankenschwester. Mittlerweile wirkte sie besorgt, ja fast schon verzweifelt. Ich wollte nicht, dass sich jemand wegen mir sorgte, also setzte ich ein großes Lächeln auf und sagte: „Ja, ich bin Elisabeth! Tut mir leid, ich hatte gerade ein kurzes Blackout. Ich wollte sie nicht verwirren!" Dreist Gelogen.

Amnesie? [2.000-Wörter-Kurzgeschichte]Where stories live. Discover now