Abhauen

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"Lyn", flüstert er, während ich versuche zu realisieren, was hier gerade geschieht: "Du solltest nicht hier sein, nicht in meinen Armen liegen. Verdammt, du hast das hier nicht verdient." Ich bleibe still, beginne zu frösteln. Plötzlich beginnt das Bild von dem zerbrochenen Spiegel wieder in meinem Kopf herumzuschwirren. Ich zucke zusammen. "Lyn", er nimmt mich voller Reue noch ein wenig näher an seine Brust und ich beginne lautlos zu weinen. Ich habe mir solche Hoffnungen gemacht, ich habe gehofft, dass er ein ganz normaler Junge ist, dass das alles nur Gerüchte seien. Aber wie sollte ich ihn jetzt von mir stossen, nach all dem, nach den Küssen, seiner Zärtlichkeit.

"Ich habe das noch nie gemacht", gibt er zu und küsst mich sanft auf die Haare: "Es sollte das erste und letzte Mal sein, ich wollte es für meinen Bruder machen, er kriegt Ärger, wenn er das nicht auf die Reihe bekommt." Tränen rollen über meine Wangen, doch die wird er nicht sehen, denn meine Nase ist tief an seiner Schulter verborgen. "Ich hatte keine Wahl, ich wollte einfach helfen, egal was ich mache es ist falsch. Ausser meinem Bruder habe ich keinen mehr, seit ich zu ihm gezogen bin, läuft sowieso alles falsch. Manchmal habe ich das Gefühl die Welt hasst mich." Voller SChmerz zuckt seine Brust zusammen, doch ich blicke nicht auf, ich bleibe liegen und geniesse trotz allem seine verboten schöne Nähe.

"Sag mir was ich tun soll", jetzt war die Verzweiflung in seine tiefen Ton dabei. ICh zuckte leicht mit meinen kleinen Schultern, was meinen Körper unerlässlich frösteln lässt. Diese Kälte hier ist beinahe unerträglich. "Warte", ein Rascheln lässt mich beinahe aufsehen, aber nur beinahe. Dann legt sich einen schweren Stoff, den seines Schlafsackes, auf mich. Auf seinem Schoss liegend und zugedeckt, warte ich bis er weiterspricht, denn solange ich nichts sage, wird er sprechen.

"Ich will weg von dem Scheiss, am liebsten würde ich Justins Motorrad nehmen und abhauen, ans Meer. In eine Stadt in welcher mich niemand kennt, keine Vorurteile. Dann würde ich neu anfangen. Vielleicht würde ich es schaffen und wenn ich es schaffen würde, käme ich zurück und würde dich abholen. Dann stände ich mit beiden Beinen im Leben und das alles hier, all diesesn Scheiss hinter mir lassen."

Seine Worte rührten mich zu Tränen, wie sehnsüchtig er dabei klang, wie hoffnungsvoll, wie verletzt...

What ifWhere stories live. Discover now