Chapter 2

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Quinn

Vielleicht könnte ich mich ja doch noch vor der Party drücken. Ich müsste einfach mein Handy auf Flugmodus schalten, in meinem Zimmer das Licht ausknipsen und so tun als wäre ich ganz zufällig eingeschlafen. Aber würde ich das tun, würde Paige wahrscheinlich in den nächsten zwanzig Minuten in meinem Zimmer stehen und mir eins mit der Lampe, auf meinem Schreibtisch überziehen. Also könnte ich diesen Gedanken direkt in der hinterste Ecke in meinem Gehirn vergraben. Es würde kein Weg daran vorbei führen. Vielleicht würde es ja auch ganz witzig werden. Einfach locker bleiben, dann ist alles im grünen Bereich. Kein Grund zur Sorge.

Da ich dank meiner ganzen Überlegungen mindestens eine halbe Stunde verschwendet hatte, beeilte ich mich lieber mit dem fertig machen, denn meine liebe Nachbarin hatte es nicht so gerne wenn ich zu spät komme. Ich zog also ohne zu überlegen, ein einfaches weißes, enges Kleid aus meinem Schrank und wechselte es gegen meine schlabbrige Jogginghose und das viel zu große Shirt. Schminken tat ich mich nicht großartig und machte nur das nötigste. Meine braunen Haare beließ ich einfach in dem Welligen Zustand und ließ sie locker über meine Schultern fallen.

Das klingeln meines Handys riss mich aus meinen Gedanken, als ich gerade am überlegen war, ob ich vielleicht doch lieber zu einer normalen Jeans übergehen sollte. Vielleicht würde ich mich dann wohler fühlen. „Hallo" sprach ich in den Hörer, als ich noch immer dabei war mich kritisch im Spiegel zu betrachten. „Beweg deinen Arsch hier runter" sprach die Stimme meiner besten Freundin amüsiert. Ich ließ letztendlich von dem Spiegel ab und lief zu meinem Fenster. Direkt darunter stand sie und zeigte mir Lächelnd eine Glas Flasche. Um welchen Inhalt es sich genau handelte, konnte ich von hier oben nicht erkennen. Aber ich konnte schon vermuten dass es wahrscheinlich ihr geliebter Gin war. Sie mochte es nicht wirklich Alkohol zu trinken, doch wenn sie es dann mal tat, dann immer eiskalten Gin.

Eilig stampfte ich die Treppen hinunter, schrieb noch einen Zettel für meine Eltern damit sie sich keine Sorgen machten, schlüpfte in meine weißen Chucks und warf mir meine Jeansjacke über die Schulter. Ohne weiter unnötige Zeit zu verschwenden verließ ich das Haus und schmiss mit einem Lauten Knall die Tür hinter mir zu. „Hättest du noch länger gebraucht, hätte ich mir hier wahrscheinlich ein Zelt aufstellen können" witzelte sie und zog mich direkt mit sich. Ich ignorierte ihre Aussage mit einem gespielten Augenrollen und sah einfach davon ab, dass sie wahrscheinlich schon etwas angetrunken war. „Weißt du überhaupt den Weg zu Chris?" fragte ich sie skeptisch, da ich ehrlich gesagt selbst keine Ahnung hatte wo lang wir laufen mussten. „Mach dir mal keine Sorgen. Wir müssen nur die Straße runter und dann rechts. Ich denke mal dass wir unseren Weg durch die Lautstärke dann selber finden werden" versicherte sie mir unbesorgt.

...

„Paige es reicht jetzt wirklich" wollte ich ihr klarmachen, als sie schon bereits den nächsten Shot an ihre Lippen angesetzt hatte. Doch ohne auch nur über meine Worte nachzudenken, kippte sie die durchsichtige Flüssigkeit den Rachen runter. Na super. „Mir gehts wirklich super. Kein Grund zur Sorge" nuschelte sie, als sie sich mit beiden Händen an der Theke, in der Küche festkrallte. Bei dem Alkohol den sie Intus hat wundert es mich wirklich, dass sie überhaupt noch stehen kann. „Flaschendrehen im Wohnzimmer!" rief Chris und hatte auch schon wieder die Küche verlassen. „Oh ja! Wir müssen mitspielen!" rief Paige mir über die laute Musik hinweg zu. „Das werden wir bestimmt nicht! Vor allem bist du viel zu betrunken" versuchte ich sie von ihrem Vorhaben abzuhalten. Das war wirklich keine gute Idee. „Spielverderber" schmollte sie und schob zur Demonstration noch ihre Unterlippe vor. Ob das wirklich so aussah wie sie dachte, ist eher fraglich, denn im Moment sah es eher so aus als ob sie einfach nur ihre Lippen einsaugte. „Paige wir werden jetzt einfach nachhause gehen und dann schläfst du deinen Rausch aus" schlug ich ihr erschöpft vor. Ich spürte regelrecht schon, von welchen Rückenschmerzen ich morgen geplagt werden würde. Dieses ganze Stehen kann doch auch nicht gesund sein."Du kannst ja gerne nachhause gehen, aber ich werde jetzt Flaschendrehen spielen und mit Zane rummachen" verkündete sie stolz und torkelte aus der Küche, bevor ich sie davon abhalten konnte.

...

Während die anderen also Flaschendrehen spielten, hielt ich mich lieber raus, beobachtete das ganze hier von meiner Wand aus und achtete darauf, dass Paige kein Unsinn machte. Sie meint zwar immer dass sie auf sich selbst aufpassen kann, aber ich gehe eben lieber auf Nummer sicher. Während ich also still da stand und das Spektakel vor mir beobachtete, ließ ich meinen Blick durch die Runde schweifen. So ziemlich alle einigermaßen bekannten Leute unserer Schule saßen dort.

Wieso dieses Spiel alle so toll finden? Das ist der Part der Party wo sie sich gegenseitig abschleppen.
Es endet so gut wie jedes Mal bei einem neuen Skandal, weil irgendein Footballhirnie seine Freundin betrügt. Warum lässt man sich also auf so jemand ein? Man macht sich nur unnötig Hoffnungen und wird am
Ende nur verarscht. „Wieso spielt meine Schwester bei diesem Dreck mit?" riss mich Noah kopfschüttelnd aus meinen Gedanken. Ich hatte garnicht gemerkt, dass er neben mir stand, so versunken war ich in meinen Gedanken. Ich musterte ihn kurz erschrocken, als ich merkte, dass er stur seine braunen Augen auf Paige gerichtet hatte. Typisch großer Bruder eben.

„Solltest du nicht auch da sitzen?" stellte ich ihm die Gegenfrage und sah wieder in die Runde. Doch anscheinend war Noah heute nicht sehr gesprächig, denn auch nach längerer Zeit hatte er mir nicht geantwortet. Naja, jeder will mal einfach schweigen. Was ihm über die Leber gelaufen ist dass er meine Frage ignoriert muss ich nicht wissen. Doch da mir die Situation langsam trotzdem unangenehm wurde, wie wir da nebeneinander gelehnt an der Wand standen und uns anschwiegen, spielte ich mit einer meiner Haarsträhnen, um mich wenigstens mit irgendwas zu beschäftigen.

Doch plötzlich, als hätte sich Noah an der Wand verbrannt, stieß er sich von ihr ab und schaute zu mir nach unten. „Ich brauche kein Spiel um ein Mädchen ins Bett zu kriegen" sagte er trocken und verschwand aus dem Wohnzimmer. Naja, wenigstens war er ehrlich.

ADOREWhere stories live. Discover now