🍀1-Jeongguk🍀

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2019

»Du bist eine Schande, Jeongguk«, brüllt er mich an, steht wutschnaubend vor mir und baut sich zu seiner vollen Größe vor mir auf. Somit versucht er mich einzuschüchtern, was ihm gut gelingt. Für mich ist es jedoch nichts Neues, er lässt seinen Frust immer an mir aus. Besonders wenn er gerade getrunken hat. Von ihm geht der Geruch von billigem Bier von der Tankstelle um die Ecke und süßlichem Schweiß aus, was mich unwillkürlich die Nase rümpfen lässt.

»Nie machst du das, was man dir sagt, du Nichtsnutz!«, grölt er weiter, schwankt ein wenig und kommt bedrohlich auf mich zu, weshalb ich instinktiv einen Schritt zurückweiche. Dabei stolpere ich über eine seiner leeren Bierflaschen, die er in der Wohnstube verteilt hat und lande schmerzhaft auf meinem Hintern. Ächzend verziehe ich das Gesicht und will mich wieder aufrappeln, doch da packt mich mein Vater grob an den Schultern und zerrt mich auf die Füße.

»Pass doch auf, du Idiot!«, poltert er los und deutet auf das umgefallene Bild meiner Mutter, welches auf dem kleinen Schränkchen steht. Bei meinem Fall zu Boden muss ich wohl gegen das Schränkchen gestoßen sein. Bevor ich länger darüber nachdenken kann, spüre ich auch schon seine flache Hand in meinem Gesicht. Von diesem Schlag, der einen zwiebelnden Schmerz auf meiner Wange hinterlässt schwanke ich zischend zurück. Vor meinen Augen bilden sich tanzende Sterne, die mir die Sicht für einige Sekunde versperren. Keuchend halte ich mir die Hand gegen die pochende Stelle meiner Haut und sehe mit hasserfülltem Blick zu meinem Vater auf, den ich als solchen nicht mehr wiedererkennen kann.  »Ich hasse dich«, stoße ich hervor und schubse ihn grob von mir, um mich im nächsten Moment durch die Unordnung der kleinen Wohnung zu kämpfen.

Meine Beine führen mich geradewegs zur Haustür und somit ins muffig riechende Treppenhaus. Das wütende Gezeter meines Vaters ignoriere ich mit pochendem Herzen, renne eilig die Stufen der Treppen herunter und lasse meine persönliche Hölle hinter mir. Ich verlasse das Treppenhaus und komme auf dem Bürgersteig auf, behalte jedoch mein Tempo bei, um diesem Viertel so schnell wie nur irgend möglich zu entkommen. Über mir hat sich bereits der Nachthimmel ausgebreitet, es ist kalt und ich beginne leicht zu frösteln. Doch das hält mich nicht davon ab, durch die Straßen zu laufen, die nur noch wenig belaufen sind.

Gut, dass ich weiß, wo ich unterkommen kann. Geradewegs führen mich meine Beine zu dem Wohnblock meines besten Freundes, der mich sicherlich nicht fortschicken wird. Die Haustür steht glücklicherweise offen, weshalb ich nicht klingeln und nur in den dritten Stock laufen muss...ab diesem Moment verändert sich mein Leben grundlegend...

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𝑽𝒂𝒎𝒑𝒊𝒓𝒆 𝑲𝒊𝒔𝒔حيث تعيش القصص. اكتشف الآن