Chapter 1

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Quinn

„Was sagst du zu dem Kleid?" fragte mich Paige, während sie sich das schwarze figurbetonte Kleid mit dem Kleiderbügel vor ihren zierlichen Körper hielt. Während sie dies tat sah sie mich mit ihren Ozean blauen Augen an und zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. Auf ihre Frage hin inspizierte ich das Kleidungsstück vor ihr um mir ein Bild davon zu machen. „Es ist süß" gab ich letztendlich zurück und schenkte ihr ein sanftes Lächeln. Denn genau das war es. Es war zwar etwas kurz, jedoch nicht so kurz dass es billig wirken würde. „Quinn ich will nicht süß. Ich will heiß. Du weißt doch dass Zane auch auf der Party von Chris sein wird. Und er ist wieder zu haben" sagte sie mit einem schelmischen Grinsen und schmiss noch im gleichen Moment das Kleid neben mich aufs Bett.

Während sie nun weiter durch ihren, viel zu vollen und unaufgeräumten Schrank wühlte, schwankte mein Blick entlang des Bilderrahmens, der auf ihrem Nachttisch stand. In ihm war ein Bild von ihrem achten Geburtstag. Wir grinsten beide um die Wette, während ihr Vater uns damals beim Kuchen essen fotografiert hatte. Das war so eine Angewohnheit ihres Dads. Er wollte immer jeden Moment mit seiner sofort Kamera festhalten, um auch noch in zehn Jahren darauf zurück Blicken zu können und sich an die wunderschönen Moment genauestens erinnern zu können. Diese Zeiten lagen jedoch mittlerweile schon Jahre zurück.

„Sag mal, seit wann stehst du denn auf Zane?" stellte ich ihr schelmisch grinsend die Frage, um wieder auf das Thema zurück zu kommen. Sofort drehte sie sich um und lies achtlos den Kleiderhaufen in ihren Armen, auf den Teppichboden unter ihr fallen. „Eigentlich steh ich garnicht auf ihn, aber Chris hat gemeint dass er sich erkundigt hätte ob ich auch zur Party kommen würde und da er nun keine Freundin mehr hat, könnte das ein Anzeichen dafür sein dass er ein Auge auf mich geworfen hat und vor allem, selbst wenn nicht, dann haben wir wenigstens einmal eine Einladung zu einer Party ohne dass mein Bruder uns auf die Gästeliste schummeln musste. Das ist doch auch etwas" erklärte sie Schulterzuckend und gab sich weiter dem Kleiderchaos hin.

Musste ich das jetzt verstehen? Klar fand ich diese Highschoolpartys immer ganz unterhaltsam, aber ich wäre auch mit einem gemütlichen Filme Abend mit meiner besten Freundin zufrieden. Immerhin wusste ich dass diese Partys eigentlich nur aus zwei Gründen stattfinden. Entweder wollte man sich einfach sinnlos betrinken oder um jemanden abzuschleppen oder abgeschleppt zu werden. Das mag vielleicht traurig klingen, aber genauso war es nunmal.

Bevor ich meinen Gedankengang zuende denken konnte, betrat ihr zwei Jahre ältere Bruder hektisch das Zimmer, nachdem er einfach die weiße, hölzerne Türe aufgerissen hatte. Temperamentvoll wie immer. „Wo ist mein Ladekabel?" fragte er genervt und lief noch im gleichen Moment zu der Steckdosenleiste unter ihrem Schreibtisch. „Kannst du nicht mal anklopfen?" drehte sich Paige genervt um und beobachtete Noah dabei, wie er versuchte unter den Schreibtisch zu kriechen, ohne mit dem Rücken gegen die Schreibtischplatte zu stoßen. Das schien jedoch nicht so einfach bei seiner Größe. Er war nämlich das komplette Gegenteil seiner zierlichen Schwester. Während sie ohne Probleme von der Größe her einer vierzehn jährigen Konkurrenz machen könnte, muss Noah bei einer Dachschräge jedes Mal aufpassen, dass er sich keine Gehirnerschütterung zufügt.

„Wie oft soll ich dir denn noch sagen, dass du nicht einfach meine Sachen nehmen sollst?" beschwerte er sich, während er unter dem Schreibtisch, mit dem besagten Ladekabel hervor kam. Währenddessen beobachtete ich ihn dabei, wie er sich das eng anliegende, schwarze Shirt wieder glatt strich. Keine Frage er sah gut aus. Aber genau das wusste er auch. Er war so etwas wie der Bratt Pitt auf unserer Schule. Captain des Footballteams und Mädchenschwarm Nummer eins. Auch ich träumte einst von einem Kuss mit der Highschoolicone. Jedoch war das, als ich vielleicht zehn war. Also nur eine Kindheitsschwärmerei und definitiv nicht der Rede wert, denn mittlerweile war von dem einst so süßen Nachbarsjungen nichts mehr übrig. Das dunkelblaue Fahrrad hatte er gegen einen älteren Mustang getauscht, die Justin Bieber Frisur zu einem undercut geschnitten und der kindliche Körper entwickelte sich zu dem eines jungen Mannes. Nichts bleibt eben so wie es mal war, oder?

„Und wie oft soll ich dir sagen dass du nicht einfach so in mein Zimmer kommen sollst? Vielleicht zieh ich mich ja genau in dem Moment um wenn du mal wieder unangekündigt in mein Zimmer platzt" konterte die kleine Blodine, verschränkte die Arme vor der Brust und schaute ihren Bruder stichelnd an. „Ich müsste dein Zimmer nicht unangekündigt betreten, wenn du nicht immer meine Sachen nehmen würdest" sagte er schlagfertig und lehnte sich gegen die Tischkante. Sie stritten sich so gut wie immer. Es gab wirklich keinen Tag an dem ich bei Ihnen zu Besuch war, an dem sie sich nicht in die Haare bekamen. „Verschwinde einfach aus meinem Zimmer Noah" seufzte sie nachgebend und zeigte mit dem Finger auf die offene Türe. „Darf ich unseren Besuch nicht mehr begrüßen?" provozierte er sie weiter, und blickte nun auch in meine Richtung. „Sonst tust das doch auch nicht" gab ich nun auch meinen Senf dazu. „Da hast du Recht. Dann sollte ich wohl lieber gehen bevor eure negativen Schwingungen mir noch die Laune für heute Abend verderben" sagte er und trat letztendlich doch den Weg zur Tür an.

Bevor er jedoch fast ganz aus dem Türrahmen verschwunden war, drehte er sich nochmal um und musterte uns kritisch. „Tut mir doch bitte einen Gefallen und benehmt euch bei Chris' Party. Ich will nicht wieder den Babysitter spielen, weil ihr zu tief ins Glas geschaut habt". Es dauerte keine Sekunde, da griff Paige angepisst zu einem Schuh aus dem Schrank und warf ihn in Noahs Richtung. Geschickt wich dieser dem Pinken Hausschuh aus und verließ Lachend den Türrahmen.

„Unglaublich dass ich mit dem Verwandt bin" schnaubte Paige und schmiss sich neben mich aufs Bett. „Man kann sich eben nicht aussuchen in welche Familie man hineingeboren wird" munterte ich sie witzelnd auf, ohne den Blick von dem pinken Schuh im Flur abzuwenden.

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