Anfang

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Anfang

Väter erzählen ihren Söhnen von Göttern,

denn wir sind aus dem Blut der Erde geschaffen.

„Durlundin ward aus dem Reich der ursprünglichen Wolken geboren, Naturgebilde von einst, die kaum etwas mit dem gemeinsam haben, welche die Menschen kennen. Daher ist es so schwierig, Legenden aus alten Zeiten zu erzählen. Selbst das Verständnis der Zeit konnte nichts gemeinsam haben mit dem, was die Menschen heute zu kontrollieren glauben. Allerdings war es eine Zeit, die viel länger angedauert hatte als die Herrschaft der Menschen. Jene die heute glauben, ihre Macht sei heute von Wichtigkeit, können davon ausgehen, dass die wahrhaftigen Herren der Erde noch immer existieren und eines Tages aus ihrem Schlaf erwachen werden. Daher ist es sicherlich eine gute Sache, wenn Väter und Mütter aus hohen Familien ihren Kindern von den alten Legenden erzählen und sie dazu ermahnen, die Namen und Geschichten der Götter auswendig zu lernen.

Wolkenmassen umgaben die junge Erde und bezogen ihre Kraft direkt aus dem Staub der Sterne und der Himmel war dunkel. Die junge Erde ruhte in der Finsternis, denn der Moment, an dem sie vom Sonnenstern berührt werden konnte, war noch nicht gekommen.

Durlundin nannte sich selbst der Schwarze, denn seine Haut war pechschwarz, ebenso sein langes seidiges Haar, welches seinen gesamten Körper wie einen Mantel umgab. Seine Augen beobachteten seine Welt. Eine Welt in ständiger Bewegung, die Elemente tanzten in ihrer ursprünglichsten Form, fanden zueinander, teilten sich, ergaben Neues.

Er war der jüngste aus seiner Bruderschaft, Gimmynsar war der Älteste, nach ihm ward Rilbanfil geboren und lange Zeit später kam Durlundin hinzu. Durlundin beobachtete seine Brüder gerne und versuchte zu begreifen. In seinem Herzen warteten unzählige Fragen auf Antworten und wenn er mit Grimmynsar zusammen sein konnte, nutzte er die Zeit, um Antworten zu hören, die sein Bruder geben konnte. Denn Grimmynsar war der erste gewesen, der sich fragte, woher sie kamen und aus welchem Grunde sie hier waren. Der Jüngste fragte sich, wozu die Kraft in seinen Händen und Muskeln dienen sollte und warum die drei Brüder zwar ähnliche geformt waren, aber so unterschiedlich aussahen und sehr verschiedene Charaktere hatten. Auf die meisten Fragen vermochte Grymmynsar nicht zu antworten, also zog er sich zurück um zu meditieren.

„Wir sind an diese Erde gebunden!", sagte er „Ich habe das Reich der Wolken verlassen, um von der Erde zu lernen. In ihr brennt ein ewiges Feuer, ich versuche es zu verstehen. Im Licht der roten Glut erfreuen sich meine Augen und die Mäander der tanzenden Fluten aus Lava lernen mir, aus was die Zukunft geschaffen wird."

Durlundin verstand kein Wort von dem was sein Bruder sagte und erklärte sich diese Tatsache, dass Grimmynsar viel älter und tugendhafter war. Grimmynsar veränderte sich jedes Mal, wenn er von den Augen seiner Brüder erblickt wurde. Er war grösser, seine Schultern breiter, seine Haut, sein gesamtes Wesen verbündete sich mit dem, was ihn umgab. Seine Augen waren weiß und dafür geschaffen, alles zu sehen. Durlundin und Grimmynsar verfügten über Augen, die bereits denen der Menschen glichen. Jene Wesen, von denen in so einer ursprünglichen Epoche nicht einmal geträumt werden konnte.

Seinen Bruder Grimmynsar ließ Durlundin lieber allein, er vermied es sogar, ihm zu begegnen. Grimmynsars Haut war hell und seine rote Haarmähne kraus und wild.

Das lange Warten während der Abwesenheit seines weisen Bruders nutzte Durlundin bald mit Reisen durch das Land seines Ursprungs. Ein Land aus purer Kraft, erfüllt vom Tosen der mächtigen Wolken, die aufeinanderprallten, die Luft mit Blitzen erfüllten und mit ihrer ungebremsten Energie die Elemente aufrührten. In dieser Zeit hatte Durlundin der Schwarze die ersten Drachen erschaffen und diese Wesen geflissentlich vor Grimmynsar geheim gehalten. Grimmynsar der Rote, wie er sich nun nannte, war stets mit sich selbst beschäftigt und achtete kaum auf das, was ihn umgab. Er benutzte die Blitze, um auf seine Haut schwarze Muster zu zeichnen. Stolz auf seine Kraft und seinen Körper war er wie besessen von dieser Tätigkeit und ließ keine Gliedmaßen aus, bis seine gesamte Haut von geheimnisvollen Zeichnungen übersät war.

Die Chroniken aus Ravan II - Im Chaos der WeltWhere stories live. Discover now