Auf der anderen Seite

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Tief in der Nacht schreckte Christin aus dem Schlaf und starrte mit weit aufgerissenen Augen ihrer Decke entgegen. Ihr schlug das Herz bis zum Hals und sie spürte, wie eiskalter Schweiß ihr das Nachthemd regelrecht an ihr kleben ließ. Ihre Augen waren nach wie vor erstarrt an die Decke gerichtet und nur das Licht der Straßenlaternen schimmerte durch ihre dunklen Vorhänge. Deutlich spürte sie ihr Herz in ihrer Brust puckern und in ihrem Kopf spukten die Ereignisse des Albtraums, der sich unglaublich echt angefühlt hatte, herum. Christins Atem ging unkontrolliert und kurz. Es war als würde sie noch immer unter Todesangst leiden. Doch das war absoluter Blödsinn, denn es war alles nur ein Traum gewesen. Ein sich realistisch anfühlender Traum, aber nur ein Traum.

Langsam und bedächtig richtete sie sich in ihrem Bett auf, atmete ein paar Mal tief durch und strich sich mit der flachen Hand übers Gesicht. Einige ihrer braunen, langen Strähnen hingen ihr ins Gesicht und waren von dem Schweiß ein wenig feucht geworden. Leicht ließ sie ihren Blick durch ihr spärlich beleuchtetes Schlafzimmer wandern und stellte dabei beruhigt fest, dass es rein gar nichts gab das ihr hätte Angst einjagen können. Zum Glück blieb das Erlebte nur ein Traum.

Sie drehte sich halb auf die Seite und angelte nach der Wasserflasche neben ihrem Bett. Sie leerte den letzten Rest mit wenigen Zügen, dabei hatte sie noch viel mehr Durst. Christin würde wohl nicht drum herum kommen ins Badezimmer zu gehen und dort ihre Flasche mit kaltem Wasser aufzufüllen. Mühselig erhob sie sich aus dem Bett, verzichtete darauf ihre Pantoffeln für den kurzen Weg anzuziehen und ging Richtung Tür. Ihr Körper hatte sich bereits wieder etwas erholt, worüber sie doch sehr dankbar war.

Mit einem Mal jedoch durchzuckte sie ein heftiger Schmerz, welcher eindeutig vom kleinen Zeh kam. "Aua! Verdammt!", fluchte Christin in lauteren Flüsterton, hob ihr Bein und hielt sich den schmerzenden Fuß. Sie hatte sich diesen an der Wandschrankecke gestoßen und versuchte nun durch Reibung den Schmerz zu verdrängen. Das passierte ihr so gut wie jedes Mal, wenn sie im Dunkeln aus dem Bett stieg und das Schlafzimmer verlassen wollte. So richtig etwas daraus lernen tat sie jedoch nicht, da sie ständig beschloss nun vorsichtiger zu sein. Das Vorhaben hielt in der Regel nur einige Tage, denn im Laufe der Zeit vergaß sie das Passierte wieder und stieß sich kurz darauf wieder den Fuß an.

Müde tastete sie nun nach der Türklinke und drückte diese langsam runter, wobei ein lautes Quietschen ertönte und Christin leicht das Gesicht verzog. Sie musste sich unbedingt ein Memo machen ihre Türklinke zu ölen. Mit vorsichtigen Schritten verließ sie das Schlafzimmer, schloss die Tür leise hinter sich und gähnte anschließend herzhaft gegen diese. Warum sie versuchte so leise zu sein wusste sie selber nicht wirklich, da sie alleine in ihrer Wohnung lebte. Mit einem Schulterzucken wandte sie sich von ihrer Tür ab und lief ein paar Schritte, ehe sie abrupt stehen blieb.

Das Licht der Laternen erhellte auch ihre Küche, die neben dem Schlafzimmer lag, weshalb durch die offene Küchentür ein kleiner Lichtstrahl ihren Flur erreichte. Mit einem Schlag war Christin hellwach und ihre rehbraunen Augen weiteten sich erneut voller Entsetzen. Ihr Herz pochte ein zweites Mal in dieser Nacht heftig gegen ihre Brust und sie konnte spüren, wie ihr Körper erstarrte. In ihrem Flur stand eine männliche Gestalt und sie konnte durch den Lichtstrahl seine rechte Seite sehr deutlich erkennen. Sein Körperbau war schlank, sein Gesicht rundlich und doch von feinen Zügen geprägt, seine Augen besaßen ein herrliches Hellblau und seine Haare waren rötlich. Sogar seine Kleidung konnte sie farblich erkennen und bemerkte beim Mustern, dass er einen hellblauen Pullover, darunter ein weißes Hemd und hellbraune Hosen trug, während seine Socken schwarz wie die Nacht waren und seine Schuhe dunkelbraun.

Zurückblickend in seine Augen wurde ihr bewusst wen sie da vor sich hatte, doch das war schlichtweg unmöglich. Er war nur eine Fiktion Hergés und konnte somit nicht existieren. Wie hätte das also möglich sein können? Ihr Herz schlug dennoch aufgeregter in ihrer Brust, was Christin beinahe schon wehtat.

Mein geliebter TimWhere stories live. Discover now