Kapitel 1

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Die Sonnenstrahlen fielen Alina ins Gesicht und holten sie langsam aus den tiefen ihrer Träume. Gähnend streckte sie sich und setzte sich noch etwas verschlafen auf. Ihr Blick auf den Wecker bestätigte ihre Annahme, dass es eigentlich noch viel zu früh zum Aufstehen war. Hätte sie nur nicht vergessen, ihre Vorhänge zu schließen, dann wäre sie jetzt nicht um kurz nach Acht wach.

Nochmals reckte sie ihre Glieder und gähnte nochmal herzhaft, bevor sie sich ihre wilden blonden Haare aus dem Gesicht strich und sich aus der Bettdecke schälte. Mit nackten Füßen tapste sie über den grauen Teppich ihres Zimmers auf ihren Kleiderschrank zu. Sie entschied sich für eine normale Jeans, ein Top und einen langen Pullover. Ihr prüfender Blick durch das leicht beschlagene Glas ihres Fensters verstärkte ihre Wahl nochmals. Denn es war endlich der erste Tag der Weihnachtsferien und über Nacht hatte es endlich den ersten Schnee gegeben.

Grinsend schnappte sie sich ihre Kleidung und durchquerte ihr Zimmer und den angrenzenden Flur in Richtung Badezimmer. Nachdem sie frisch geduscht und startklar für den Tag war, verließ sie das Bad und lief die Treppen hinunter ins Erdgeschoss. Dort wurde sie bereits von einem laut bellenden und schwanzwedelndem Hund erwartet.

Lachend streichelte sie dem Golden Red River über den Kopf. "Guten Morgen Whisky. Na warst du brav?"

Mit einem zustimmenden Bellen antwortete Alina der Hund und sprang voran durch die Tür in die Küche. Dort wurde Alina schon von klappernden Kaffeetassen und Tellern begrüßt. Ihre Mutter stand hinter der Kücheninsel vor den Hängeschränken und streckte sich nach oben zum Schneidebrett. Sie hatte ihre langen dunklen Haare zu einem hohen Zopf gebunden und trug noch immer ihre Jogging-Sachen. Anscheinend war sie schon länger wach als ihre Tochter und bereits fleißig gewesen.

"Hey Mum, warst du schon beim Laufen?" fragte Alina sie.

"Nicht jeder ist so ein Langschläfer wie meine Tochter." antwortete Alinas Mutter und zwinkerte ihr zu.

"Kaffee?" war die einfache Frage die sie ihrer Tochter noch stellte.

Alina nickte und begab sich dann zum Kühlschrank. Wie jeden Morgen frühstückten sie und ihre Mutter das selbe. Brot mit Marmelade und dazu Tonnen weiße Kaffee. Sie holte das Glas Erdbeermarmelade aus dem untersten Fach und stellte es auf die Kücheninsel. Dann Schob sie sich auf einen der hohen Barhocker an der Frontseite der Insel und streichelte mit der linken Hand Whisky.

Das Geräusch der mahlenden Bohnen erfüllte die Küche und schon strömte das frische Aroma von braunem Gold durch die kleine Küche. Erst stellte Alinas Mutter ihrer Tochter eine volle Tasse vor die Nase um sich dann selbst eine zu machen. Zusammen saßen sie schließlich am Tisch und aßen wie immer schweigend vor sich hin.

"Ich geh dann gleich noch eine Runde mit Whisky. So wie ich ihn kenne, reicht ihm joggen mit Mum nicht. Was mein Junge?" Alina steckte sich den letzten Bissen Brot in den Mund und ging dann ohne eine Antwort abzuwarten, gefolgt von ihrem Hund in den Eingangsbereich des Hauses. Ihre Mutter hätte sowieso nicht geantwortet, dazu war sie bereits zu vertieft in die morgendliche Zeitung.

Alina griff nach der roten Leine und befestigte sie an dem Halsband von Whisky. Dieser wedelte immer noch höchst erfreut mit seinem Schwanz und streckte ihr hechelnd die Zunge entgegen. Schnell schlüpfte sie in ihre Winterschuhe und verschwand mit dem Hund durch die Haustüre. Alina zog gleich ihre Jacke vorne zusammen und schloss den Reißverschluss, hier draußen blies ein eiskalter Wind. Sie schlug die Kapuze nach vorne und zog sie tief ins Gesicht. Sie schlug wie jeden Morgen den Weg Richtung Stadtpark ein und erreichte ihn auch schon nach nur wenigen Minuten. Kaum jemand war hier unterwegs zu sehen. Entweder es war ihnen zu kalt oder sie hatte einen günstigen Moment erwischt.

Im Stadtpark angekommen ließ sie ihren Golden Red River ohne seine Leine laufen. Er war ein sehr gut erzogener Hund, immerhin war sie bereits im Welpen alter mehrmals die Woche mit ihm in der Hundeschule. Mittlerweile konnte er sogar schon einige Kunststücke die über Pfote oder Sitz hinaus gingen. Und Alina war sehr stolz darauf, dass sie die Ausdauer besessen hatte, ihm diese Sachen beizubringen.

Plötzlich hörte sie aus dem nahe gelegenen Gebüsch ein rascheln und bevor sie richtig reagieren konnte, spurtete Whisky schon los und verschwand im Gebüsch.

"Whisky! Stop! Bleib hier!" schrie Alina ihm hinterher. Doch anstatt wie sonst immer sofort zu ihr zurück zu kommen, blieb ihr Hund verschwunden.

"Whisky! Komm hier her!" schrie sie nochmals, bevor sie ihm durch das Gebüsch folgte. Ziemlich dicht aneinander gereiht standen hier einige Bäume und Büsche. Alina konnte kaum den Boden zu ihren Füßen erkennen.

"Whisky! Wo bist ahhhhh!" ein erschrockener Schrei entwich ihrer Kehle, als sie plötzlich den Halt unter sich verlor und fiel.

Hart knallte sie auf den erdigen Boden und blieb erst einmal benommen liegen. Es dauerte eine Weile, bis der Nebel in ihrem Kopf nachließ und die Sterne, die vor ihren Augen tanzten verschwanden. Mühsam setzte sie sich auf und hielt sich mit der Hand den Kopf. Sie musste wohl ziemlich unsanft mit dem Kopf auf den Boden geknallt sein.

Erst jetzt sah sie sich um. Sie war wohl in einem Erdloch gelandet, um sie herum ragten steile, erdige Wände nach oben. Einzelne Wurzeln ragten aus der ansonsten recht glatten Erde hinaus. Allerdings bezweifelte Alina, dass diese ihr Gewicht tragen würden.

Auf einer Seite zu ihrer linken, war die Wand mit viel Efeu und Gestrüpp bewachsen. Langsam erhob sich Alina von dem kalten, nassen Boden. Ihre Hose und teile der Jacke waren bereits nass vom Schnee und auch einige Haarsträhnen klebten ihr im Gesicht.

Zuerst versucht sie, mit Hilfe der Wurzeln aus dem Loch zu klettern. Doch es war vergeblich, entweder rutschte sie mit den Beinen ab oder die Wurzeln rissen und sie landete erneut unsanft auf ihrem Hintern. Dann begann sie verzweifelt um Hilfe zu Schreien. Doch niemand in der Umgebung schien sie zu hören.

Frustriert wandte sie sich der bewachsenen Seite zu, vielleicht konnte sie unter den ganzen braunen Blättern und dünnen Ästchen eine dicke Wurzel finden. Doch als sie begann mit den Händen die ersten Äste zu verschieben, erkannte sie dahinter ein weiteres Loch. Dieses sah so aus, als würde es in eine Höhle führen.

"Das wird wohl einen Versuch wert sein, vielleicht komm ich hier ja raus." murmelte Alina mehr zu sich selbst und schritt mutig ins Dunkel.

Bereits nach einigen Metern im Dunkeln, konnte sie einen kleinen Lichtschimmer erkennen. Erfreut lief sie schneller auf den Lichtkegel zu, doch als sie ihm näher kommt, wurde sie bitter enttäuscht. Sie stand nun in einem großen Raum, doch sie konnte keinerlei Lichtquelle erkennen. Zwar war dieser Höhlenraum absolut hell, doch nirgends war ein Loch in der Decke oder eine Lampe. Skeptisch zog sie ihre Augenbrauen zusammen und sah sich weiter um.

In der Mitte des Raumes lag ein großer flacher Stein, der von Vier säulenartigen Steinen umrandet wurde. Teilweise waren diese mit Moos bedeckt oder von anderen Pflanzen bewachsen. Als Alina näher tritt, konnte sie eingeritzte, ihr unbekannte Symbole und Zeichen auf den Steinen finden. Um die oberen Zeichen genauer betrachten zu können, stieg sie auf den flachen Stein in der Mitte und streckte ihre Hand nach oben, um die Symbole zu berühren.

Plötzlich begann die Luft um sie herum zu flimmern und die Steine begannen bläulich zu leuchten. Das Strahlen wurde immer heller und der Raum begann sich vor ihren Augen um Alina herum zu drehen. Ihr wurde schwindelig und um nicht zu fallen, krallte sie sich mit einer Hand an den Stein neben sich. Doch bevor sie sich wieder fangen konnte, begannen Sterne vor ihren Augen zu tanzen und schließlich wurde alles Schwarz.

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⏰ Last updated: Feb 06, 2019 ⏰

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Alina im Reich der FeenWhere stories live. Discover now