~Ein neues Zuhause~

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„Ist es das?“, fragte Sansa aufgeregt und deutete auf die Spitze eines Turms, die in der Ferne vor ihnen aufgetaucht war. Gregor neben ihr schmunzelte nur über ihren Enthusiasmus und entgegnete: „Ja, das ist es. Wie gesagt, erwarte nicht zu viel, es sind ein Bergfried, ein Wohnturm und ein paar Nebengebäude. Ziemlich klein und absolut nichts Besonderes. Und auch nicht wirklich einladend…“ „Gregor“, unterbrach sie ihn. „Mein Vater hat immer gesagt, dass Türme und die Mauern nicht wichtig sind, sondern die Menschen darin. Mach dir keine Gedanken, ich bin sicher, dass wir uns hier ein Heim schaffen werden. Der rote Bergfried ist groß, protzig und luxuriös, aber ich würde eher freiwillig für den Rest meiner Tage mit dir in einer Holzhütte im Wald hausen, als dort noch einmal hin zu müssen“, erklärte sie mit fester Stimme und erntete ein schüchternes Lächeln. Er sah einfach unverschämt gut aus, wenn er lächelte. 

Die zwei Wochen, die sie nun schon unterwegs waren, waren wie im Flug vergangen. Sie hatte sich inzwischen so langsam an die langen Stunden im Sattel gewöhnt, aber die ersten Tage war sie hin und wieder gegen Abend das letzte Stück auf dem Karren mitgefahren, den Richard lenkte. Der ältere Mann hatte die erste Zeit nur schweigend vor sich hin gebrütet, aber irgendwann hatte sie sich getraut und ihn nach seiner Herkunft gefragt. Er stammte aus Widdertor an der Mündung des Bruchast. An diesem Abend hatten sie kein Gasthaus gefunden und das erste Mal auf einer Waldlichtung schlafen müssen. Sie hatten um ein prasselndes Lagerfeuer herum gesessen, als Martyn eine Laute hervorgezogen und ein paar Lieder gesungen hatte. Auch Sansa hatte Musikunterricht gehabt und kannte ein paar Stücke. Daher hatte sie sich das Instrument geliehen, als der junge Mann kurz in die Büsche verschwunden war. Sie hatte ein Lied aus dem Norden gesungen, eine alte Melodie über den Frühling, der auf die lange Nacht folgte. Als sie geendet hatte, hatte Richard Tränen in den Augen gehabt und geflüstert: „Der Norden vergisst nicht.“ In dem Moment wusste sie, dass sie den alten Mann für sich gewonnen hatte. Und nach und nach hatte sie auch zu den anderen einen Draht gefunden. Sie hatte Martyns Umhang ausgebessert und Raymonds Hand verbunden, als er sich beim Schnitzen geschnitten hatte. Als George eines Abends wortreich erklärt hatte, wie ihn seine Frau in den Wahnsinn trieb, hatte sie den Herren ganz logisch und anschaulich erklärt, dass hin und wieder ein paar Komplimente und ein bisschen Aufmerksamkeit wahre Wunder wirken konnten. Manchmal kriegten die Kerle echt die einfachsten Sachen nicht auf die Reihe. Oder als Ser Gareth und Martyn eines Abends an einem weiteren Lagerfeuer von der Schönheit der Königin geschwärmt hatten, hatte sie sie alle mit Geschichten vom Hof unterhalten. Und Gregor… nun ja, ihm ging sie bei jeder Gelegenheit an die Wäsche. 

Immer wenn sie in einem Gasthaus übernachteten, fielen sie übereinander her, sobald die Tür hinter ihnen ins Schloss gefallen war. Einmal waren sie unterwegs auf einen ruhig fließenden Fluss gestoßen und hatten die Gelegenheit genutzt sich abzukühlen. Er hatte sie unter eine Trauerweide am Ufer gezogen und sie mit kraftvollen Stößen gegen den Baumstamm genommen. Und wenn sie im Wald geschlafen hatten, hatten sie sich jede Nacht eine Bettrolle geteilt. Sie hatten auf der Seite gelegen, eines ihrer Beine um seine Hüften geschlungen, und er hatte sie mit kleinen, sanften Bewegungen und seinen Fingern an ihrer Perle in den Wahnsinn getrieben. Sie hatte regungslos da gelegen und am Ende in seine Schulter beißen müssen, um ihren Schrei zu ersticken, als sie die Lust übermannte. Und er hatte sich fest in sie hinein gepresst als es ihm ebenfalls gekommen war und seine Lippen gegen ihren Scheitel gedrückt, während sein ganzer Körper erzitterte. Sie liebte ihre leidenschaftlichen Vereinigungen und dachte meistens den halben Tag an nichts anderes. Gregor war einfach nur zum Anbeißen, aber sie stellte immer wieder fest, dass er noch so viel mehr war. Er war ein kluger Gesprächspartner, er hatte Humor, er sorgte sich um seine Männer, kümmerte sich erst um sein Pferd, bevor er sich selbst Ruhe gönnte und packte immer selbst mit an, anstatt sich bedienen zu lassen. Außerdem hatte er einen strengen Moralkodex und führte die Befehle Lord Tywins meistens nur mit zusammengebissenen Zähnen und möglichst ohne Blutvergießen durch. Zumindest soweit es ihm möglich war, ohne seinen Zorn zu riskieren. Sansa hatte sich schon mindestens ein halbes dutzend mal gefragt, was aus ihm hätte werden können, wenn er nicht schon von vornherein als grausames, herzloses Monster verschrien gewesen wäre, das auch vor dem eigenen Bruder nicht halt machte. Es war eine Schande, dass er von aller Welt nur als Lord Tywins Schlächter abgestempelt wurde, dabei hätte er so viel mehr erreichen können! Irgendwie erinnerte er sie von seinem ganzen Wesen her immer mehr an ihnen Vater und sie war sich sicher, dass die beiden sich gemocht und respektiert hätten, wenn sie sich jemals wirklich kennengelernt hätten. 

Jemand der tapfer ist, sanft und starkWhere stories live. Discover now