So unerwartet verloren bei Dir

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Die Liebe ist ein unergründliches Meer voller Sehnsüchte, unerfüllten Träumen und kurzen, tiefgründigen Augenblicken. So geht man seinen Trott, Tag zu Tag, da sind keine Nächte voller Gedanken, nur das Leben an sich, an das man sich viel zu schnell gewöhnt und die kleinen Dinge, die wirft man so viel schneller über Bord. Fokussiert auf den nächsten Tag, auf die Ziele die man ja in dem doch so kurzen Leben am besten alle auf einmal erreichen will. So oberflächlich verläuft der Alltag, so oberflächig bleiben meine Gedanken und einen Schimmer von tiefgründigem Gefühl versuch ich auszulöschen. Es scheint so, als versuchte ich mich am Trott des Alltags abzukühlen, denn früher da waren wir alle so blind vor Liebe, blind vor Hoffnung und blind vor der Realität. Und manchmal, da gibt es diese schwachen Momente und schwach bedeutet nicht gleich schlecht. Da war er dieser schwache Moment, dieses Adrenalin, diese pure und wahrhaftige Freude nach so wundervollen Augenblicken in denen es nur mich gab, doch dann, dann verlor ich mich bei dir. All die hundert anderen Male die wir uns gegenüberstanden, die mir jetzt so weit entfernt und unreal vorkamen, hab ich dich doch nie wirklich bemerkt. So ganz ohne Vorwarnung konnte ich spüren wie sich ankommen anfühlt. Und so ganz ohne eine hell leuchtende Reklametafel merkte ich nicht wie ich meiner guten alten Bekanntschaft, den stillen Träumen, in denen ich mich doch leider schon einmal verloren hatte, die Hand reichte. Ich könnte schwören du hast in diesem Augenblick, in dem wir dort an der Bar standen und uns unterhielten als würden wir uns gerade das erste Mal wirklich sehen, etwas ganz Ähnliches gefühlt und konntest zum ersten Mal du selbst sein, so ganz ohne Zurückhaltung und ganz ohne etwas verstecken zu müssen.

Heute Nacht, da hab' ich wieder von dir geträumt. Doch leider verschwinden Träume so schnell. Man will sie halten und doch vertreiben, man will sie wie die Sekunden mit dir einsperren. Und dann, genau in diesen Momenten, in den Sekunden, in denen du mich anschaust, mich anlächelst und ich verloren gehe in meinen Gedanken, da würde ich gern ein Foto machen und das kleine große Gefühl in meinem Bauch einfangen und dann doch wieder freilassen. Meine überschüssige Emotion an Freude und Witz ist eine Fassade, ein Mittel zum Zweck um dich zum Lachen zu bringen, ein Leidensweg der sich mir dann tief in der Nacht offenbart und mich Tag für Tag und Nacht für Nacht an dich erinnern lässt. Jede weitere Sekunde die ich so nah bei dir stehe führt mich mehr und mehr in die Tiefe. Und wenn du spielst und manchmal wenn ich darum bitte nur für mich, dann ist die Tiefe so unendlich und so wunderbar und meine Träume, meine Sinne, mein Kopf die führen mich weit weg von aller Realität. So verzaubert von wunderbaren Tönen, die doch auch einige andere so schön klingen lassen... und doch steh ich hier, bei dir am Klavier und sehe wieder dein Lächeln, was doch etwas schüchtern und verborgen vor mir scheint und dann deine Leidenschaft die du wohl genau so zum Ausdruck bringst. Wie soll ich mir nur helfen, wenn du den Raum betrittst und alles sich ausschaltet außer meine Träume, die dann so präsent sind wie in der Nacht zuvor, wenn du neben mir stehst und dieselbe Luft atmest wie ich und deine unbeholfenen Witze äußerst, die so überhaupt nicht nach dir klingen und ich trotzdem darüber lachen muss. So sehe ich dich, doch schaue nicht hin, denn das traue ich mich nicht und merke wie auch du ins Straucheln gerätst, wenn du mich entdeckst. Und so entsteht der Wunsch nach mehr Du und Ich. Wo würde es uns hintragen in einer lauen Sommernacht, zusammen mit dem was wir beide lieben, mit all den lachenden Gesichter um uns herum und in deiner und meiner Hand eine Portion Heiterkeit? Rechts ein Glas Wein, links das Klavier an dem wir unzusammenhängende Dinge über uns preisgeben, manchmal vielleicht etwas zu viel und an den wichtigen Stellen, die wo wir zeigen wer wir wirklich sind, da sprechen wir doch etwas zu wenig. Und so kommt die Hoffnung, so kommt die Sehnsucht schon jetzt auf die nächsten Augenblicke in denen du zwei, drei oder vielleicht auch mehr Worte mit mir verlierst und das nächste Glas Wein mit dem wir anstoßen scheint so trüb wie nie zuvor, denn in meinen Träumen, da war alles klar. So klar wie der Nachthimmel in einer lauen Sommernacht.

Doch so wie ich bin, so wie ich sein will oder muss, wer weiß das schon ... verliere ich keine Wort denn das habe ich schon zu viel. Meine Gedanken sind lauter und größer als das was dann aus meinem Mund herauskommen würde. Wer sollte das schon verstehen? Und doch entdecken alle außer dir wo wir unbeabsichtigt schon gelandet sind, wie sie deine und meine pure Freude erkennen wenn wir uns begegnen und uns gegenseitig zum Lachen bringen mit ja doch so banalen Dingen.So frisst mich nach meinem Rausch die Realität auf. Eins, zwei, drei Tage, so viele braucht es um einen klaren Kopf zu bekommen und dann verschwinden die Gedanken unseres ach so schönen Traums von der lauen Sommernacht und ich fang an zu sehen wo das wirklich hinführen wird, ich allein, dass dumme Mädchen was es ja eigentlich besser weiß und du der vielleicht nur die Sterne und den funkelnden Abendhimmel in meinen Augen gesehen hat und das doch ohne wirklich hingeschaut zu haben. Und dann, jede Nacht kehrst du zurück, kehrt dieser kleine große Funken Unwirklichkeit zurück, der mich am Morgen meine Zahnbürste mit dem Kamm verwechseln lässt. Und eigentlich weiß ich es ja besser, dennoch zu glauben es gäbe die wahre Liebe nicht ist ja irgendwie gegensätzlich und doch sehe ich ja ein es ist völliger Irrsinn zu glauben, zu hoffen oder sich irgendwo, irgendwie ein bisschen mehr Du und Ich zu wünschen. Und dann, abends ich allein und du in dem Trott deines Alltags, der dich nicht sonderlich scheint zu erfüllen, erlischt der letzte Funk du könntest einen Gedanken an mich verlieren.

Denn letzten Endes haben all diese Worte doch nur Bedeutung für mich und nicht für dich. Für dich, in deiner Welt, in deinem Trott des Alltags bist du schon dort angekommen wo dich das Leben hingeführt hat. Und auch wenn du die Chance dazu hättest neue Wege zu gehen, so würde ich dich nie dazu auffordern und aus eigener Überzeugung, so würdest du dich doch nie wagen etwas Unbekanntes gegen das Praktische einzutauschen. Und vielleicht irre ich mich auf vielen Wegen die mich weiter und weiter zu dir und damit in meine ach so wunderbare Tiefe treiben und mein Wunsch nach ein bisschen mehr Du und Ich bleibt unerfüllt. So werde ich ja doch wieder alleine in meinem Trott des Alltags landen, ohne dich, ohne ein Wir.

Ein bisschen mehr Du und IchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt