Ich wollte aber sowieso nicht aus meinem Zimmer, denn mein Herz brannte. Ich wusste heute noch nicht, ob Kay noch lebte, ob er wirklich im Feuer untergegangen war oder ob er die Stadt verlassen hatte.

Ich war auch bei Luke und Trace. Ich fragte sie, ob Kay sich bei ihnen gemeldet hatte, aber vergebens.

Ashton war mit seiner Mutter in London. Sie brauchte Pause von ihrem Ex, welcher seinem Alkoholproblem wieder komplett verfallen war und Ash wollte seine Mutter natürlich nicht allein lassen.

Zu Beginn bestand er darauf bei mir zu bleiben, da ich ziemlich angeschlagen war, aber ich erklärte ihm, dass es okay war und es mir schon gut gehen würde.

Ich stand vor seinem Grab.

Darauf stand bloß sein Name und sein Geburts- und Todestag. Meine Augen blieben beim aufgehängten Pinguin mit Krone kleben und ich ging davon aus, dass Luke ihn hierhin gebracht hatte. Auch wenn ich den Pinguin anders in Erinnerung hatte.

Ich las mir durch, was auf dem Stein stand und Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus.

Toby Adams

07.02.2014 - 18.01.2019

Ich schluckte den Kloß in meinem Hals herunter und legte meinen Kopf in den Nacken, als sich wieder einmal Tränen in meinen Augen bildeten.

Ja, ich weiß, es war nun 2 Monate her, aber trotzdem ging es mir noch ziemlich an die Pumpe. Nicht nur, weil wir diesen Engel verloren hatten. Nein, auch weil, ich immer wieder vor mir sah, was für Schmerz Kay an diesem Tag erlitten hatte.

Und jetzt der Gedanke, dass Kay wahrscheinlich auch tot war, riss nur noch mehr an meinen Herzsträngen.

Ich blickte in den Himmel und quälte mir ein Lächeln auf meine Lippen.

Wenigstens waren jetzt alle wieder bei einander.

Die ganze Familie war wieder vereint und würde in einer anderen Dimension weiterleben.

Ohne Auftragskiller, ohne Pistolen, ohne den Tod und ohne die Schuldgefühle.

Lorenz saß übrigens hinter Gittern und das Lebenslänglich. Noch dazu war im Gespräch, dass er eine Todesstrafe bekommen sollte, aber ich wandte mich dagegen.

Es waren schon genug Menschen gestorben und ich dachte, dass es wesentlich schlimmer sein musste, weiterzuleben und zu wissen, dass man unzählige Menschen, ein kleines Kind getötet und eine Familie zerstört hatte.

Mit diesem Gedanken weiterzuleben war eine viel schlimmere Strafe, als selbst erlöst zu werden.

Ich hatte also gegen die Todesstrafe gesprochen.

Ich war mir sicher, dass Kay das auch so gewollt hätte, denn er selbst war auch immer der Meinung, dass man dann keinen Dreck besser wäre, als der eigentliche Täter.

Ich rieb mir meine Hände und spielte nachdenklich mit dem Schnee vor Tobys Grab.

Ich versuchte so oft wie möglich hierherzukommen, was mir nur alle 3 Tage gelang, da ich wieder volle Kanne für die Schule lernen musste.

Hier war ich wirklich neidisch auf Ash, denn dieser wurde freigeschrieben. Ich hingegen. Ich wurde wieder eingeschrieben.

Ein letztes Mal musterte ich den kleinen Pinguin und konnte mich nicht davon abhalten, ihn in die Hand zu nehmen.

In meinen Augen sah dieser einfach anders aus, als der, den ich in der Mappe gesehen hatte.

Ich drehte ihn um und mir gefror das Blut in den Adern.

KayWhere stories live. Discover now