Fifty Three ~ Guilt

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Trotzdem nickte ich aber und schmiegte mich an sie.

Zu dritt saßen wir auf dem Boden und nur zwei von uns mit schlagendem Herzen.

Diese beiden Herzen schlugen für das verlorene und erschöpft legte ich meinen Kopf gegen Ilarias.

Sie wimmerte leise auf und eigentlich würde ich das auch tun, aber ich war ausgelaugt, fertig und zerstört.

Ich weinte bloß und war zu nichts anderem mehr imstande.

Ilaria hob ihren Kopf an, als eine Ambulanz auf dem Parkplatz hielt und drei Polizeiwagen gleich nebenan parkierten.

Ihr Griff um meinen Unterarm verstärkte sich und ich wusste, an was sie dachte.

Ich schob diesen Gedanken aber zur Seite und widmete mich meinem Bruder, der friedlich in meinen Armen lag.

Ich musterte seine Sommersprossen und erinnerte mich an die wenigen Jahre, welche ich mit ihm verbringen konnte.

Ich erinnerte mich an sein erstes Wort. Ich erinnerte mich an den Tag, an dem wir an einem Plakat vorbeigingen und er fasziniert auf den Pinguin zeigte.

Natürlich hatte es mich gestört, dass sein erstes Wort Pinguin und nicht Kay war, aber zugleich fand ich es einfach nur niedlich.

Ich erinnerte mich an den Tag, an dem Toby mich beim Zeichnen beobachtet hatte. Er wollte wissen, was ich machte und ab da an konnte man ihm den Stift nicht mehr aus der Hand nehmen.

Eine Träne rollte meine Wange runter, als ich an den Abend zurückdachte, wo ich Toby aus dem Kinderheim geholt hatte.

Diese Erleichterung, die ich damals gespürt hatte, hatte sich nun in Traurigkeit und Schmerz verwandelt.

Hätte ich ihn dort gelassen, wäre das hier vielleicht nie passiert.

Ich wäre dann allein gewesen, aber lieber war ich einsam mit dem Gedanken, dass es ihm gut ging, als dass er meinetwegen starb.

Ich hatte meinen Bruder getötet.

Eine unschuldige Seele starb, weil ich so dumm war und dachte, dass ich ihn für immer beschützen könnte.

Traurig, dass das Leben einen täuschen konnte.

Ich dachte, ich würde ihm beim Erwachsen werden zusehen können. Ich wollte, dass er eine normale Jugend haben konnte.

Ohne flüchten zu müssen...

Ohne die konstante Gefahr getötet zu werden...

Aber dafür war es jetzt zu spät. Ich hatte es vermasselt. Ich war ein Monster. Ich verdiente es nicht, noch weiterzuleben. Mein Leben hatte keinen Sinn mehr.

Selbst so schlaff, wie es Toby war, spürte ich einen starken Ruck. Ich hob langsam meinen Kopf und sah zu, wie ein Polizist nach Ilaria griff.

Sie wehrte sich. Das schöne Mädchen wollte wieder zu mir und Toby, doch grob wurde sie angepackt und zu einem Auto geschoben.

Genau dasselbe spielte sich bei Lorenz ab und Trace stellte sich verzweifelt neben Luke. Beide wurden von den Polizisten zur Seite gewiesen und ich schüttelte meinen Kopf.

Ich legte ihn in den Nacken und schloss meine Augen. Ich war schwach. Meine Schusswunde an der Schulter schmerzte im Gegensatz zu meinem Herzen nur ganz leicht, aber trotzdem hatte ich viel Blut verloren.

Ich wusste gar nicht mehr, welches meines war und welches von Toby kam.

Vertieft in meinen Gedanken strich ich meinem Bruder über den Kopf und erkannte große, schwarze Stiefel vor mir am Boden.

Gebrochen hob ich meinen Blick an und erspähte drei Offiziere und einer von ihnen klackte mit den Handschellen.

Hinter ihnen standen wenige Sanitäter, welche ihre Augen auf Toby fixiert hatten.

Ohne mich zu warnen, griff einer nach meinem Arm und der andere löste meine Arme von meinem Bruder.

Normalerweise würde ich mich wehren, aber meine Schuldgefühle raubten mir jegliche Kraft.

Fremde Menschen langten nach Toby und die drei Polizisten zogen mich grob auf meine Beine.

Ohne mich auch nur ausatmen zu lassen, drückten sie mich mit der Brust voran gegen die Wand und ich zischte auf, als ich mit meiner Schulter falsch ankam.

Ich fühlte mich, als wäre ich in Watte gepackt und schaute bloß geradeaus zu Ilaria, welche wild um sich schlug, als sie erkannte, dass sie mich festnahmen.

Der Beamte drückte meine Hände auf meinen unteren Rücken und drehte die Schellen zu.

Ich hatte wässerige Augen, als ich entdeckte, wie ein Leichenwagen angefahren kam.

Mein Hals fühlte sich so an, als hätte jemand eine Schlaufe um ihn gezogen und würde mich erwürgen wollen.

Es schmerzte, aber ich konnte nicht wegsehen, als sie ein weißes Tuch über Toby legten.

Anhand meiner Abwesenheit reagierte ich kaum auf die Befehle, welche die Polizisten mir erteilten.

Genau darum, schubsten sie mich erneut an die Wand. "Du kommst jetzt mit uns mit."

Sie rissen an meinen Händen und gefangen in meiner Trauer ließ ich mich mitziehen.

Mein Blick fiel auf Lorenz, welcher von anderen Polizisten zu Boden gedrückt wurde und genervt aufstöhnte.

Als ich zu lange starrte und wieder völlig abwesend war, schubsten sie mich voran.

Mein Blick blieb an Ilaria hängen, welche nun neben Luke stand und von ihm festgehalten wurde.

Dafür war ich ihm wirklich dankbar, denn ich wollte nicht, dass sie sich noch in mehr Probleme einmischte.

Ihr Leben sollte weiterhin normal sein. Alles was ich tat, war es andere ruinieren. Das wollte ich ihr nicht auch noch antun.

Eine Hand drückte sich auf meinen Kopf und zwang mich dazu, in das Auto zu sitzen.

Ich bot keinerlei Widerstand und tendierte dazu, mich auf der Rückbank zusammenzukugeln, aber alles was ich tat, war meinen Kopf in den Nacken zu legen und aufkommende Tränen fließen zu lassen.

Es war alles meine Schuld...

Ich war ein Mörder...

Ich war ein Mörder

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