Lineare Querdenker

Wo ist Tiberius?

  Kapitel 7


" Sie kommen nicht zurück."

Amy packte gerade ihre Sachen zusammen und die Kleidung, die ihr Eva freundlicher Weise geliehen hatte, als sie die Stimme des Doctors vor ihr aufschrecken lies.

"Was? Was soll das bedeuten?", sie würde es mehr schätzen, wenn er mal mit der Erklärung anfangen würde und dann die geistliche Pointe kommen würde. Aber nein, ihr Freund hat es nicht so mit Vereinfachungen.

Der Doctor zog einen kleinen, zerknüllten Zettel aus seiner gefühlt elf-dimensionalen Tasche und gab ihn Amy. Amy zog zwar keine kleinen Zettel aus ihren Zaubertaschen, aber dafür ihre Augenbrauen ziemlich hoch.

" Wer hat Ihnen den gegeben?", fragte sie mit einem fixierten Blick auf den Zettel.

" Ein Junge aus der Klasse, der vermissten Kinder. Paul. Er weiß offensichtlich mehr als Sie und ich zusammen und das finde ich auf mehreren Ebenen alarmierend." Ein bisschen Panik konnte der Doctor nicht ganz aus seinem Gesicht fern halten.


Amy kannte ihren außerirdischen Freund gut genug, um zu wissen, dass er es nicht mochte der zu sein, der nicht alle Informationen hat. Er will nicht das Inhaltsverzeichnis, sondern der Inhalt sein.
Das gilt auch für das klein gedruckte Wissen, das nur dafür da ist, um sie und Rory zu nerven. Sie war sich dieser Theorie sicher.


" Ach halten Sie die Klappe. Sie können froh sein, dass wir einen ersten Anhaltspunkt haben. Der Junge scheint ja ein bisschen was zu wissen, also müssen wir ihn nur finden und ihn befragen. Also wo ist er ?"

"Schlafen. So wie die meisten Jungen zu dieser Zeit. Haben Sie mal auf die Uhr geschaut Pond? Es ist fast zehn Uhr. Es wundert mich eigentlich, dass Sie noch hier sind. Wo kommen eigentlich diese ganzen Sachen her?", klärte er sie auf und half ihr, ihre Sachen zusammen zu räumen.

" Eva hat sie mir geliehen. Die Leute dieser Zeit sind einfach noch nicht bereit für meine Riomode."

Der Doctor fing an leise zu lachen, " Die Zeit ist niemals bereit für eine Pond. Wissen Sie noch damals , als Ihr Rock fast das Raum-Zeit-Kontinuum plus TARDIS zerstört hätte?"

Amy machte ein empörtes Gesicht und hob ihren Ellenbogen, " An Ihrer Stele würde ich keine Ellenbogenhiebe mehr in Kauf nehmen zerlumpter Mann!"

" Wo ist eigentlich Rory ?"

Amy runzelte unter ihren roten Haaren die Stirn und nahm ihre zusammengeräumten Sachen endlich in die Hand.

"Wie kommen Sie vom Thema Ellenogenhiebe zu meinem Ehemann?", sie verstand ja selten die Gedankensprünge des Doctors, manchmal wollte sie die auch nicht verstehen, aber dem hier würde sie gerne eine neun auf der Punkteskala für Gedankensprünge geben. Neun Punkte für die Weite, aber einen Abzug für die Landung im Gespräch.

" Ach nur so. Ich kann nicht schon wieder einen jungen Römer in der Zukunft verlieren. Ich würde zu gern wissen was aus Tiberius geworden ist.", seine Augen wurden weit und sein Blick etwas entfernter.

Amy zog ihren Mund in eine dünne Linie. Ihr bester Freund ist mal wieder mit dem nächsten Taxi in die Galaxie nebenan gedüst. Weit weg von ihr und der eigentlichen Welt, aber verdammt tief in seinen Gedanken.

" Okay... Doctor? Eine Frage: Warum haben Sie den Jungen... Paul?... nicht gleich gefragt, was er damit meint, anstatt so lang zu warten?"

Der Doctor schoss gleich zurück in ihr Universum und imitierte kurz die Mundgestik eines Weißflossen-Gründlings bevor er antwortete.

" Nun Pond. Ich ... ich musste erstmal darüber nachdenken."

" Worüber müssen Sie da nachdenken? Wer ist hier das Superhirn und kann vier Worte nicht verstehen?", sie tippte ihm leicht gegen die Stirn.

Er schüttelte kurz den Kopf, " Was ist, wenn mit 'sie'nicht die Kinder sondern irgendetwas anderes gemeint ist?"

Es herrschte kurz Stille zwischen den beiden.

" Was meinen Sie mit irgendetwas anderes?"

Irgendetwas anderes war im Vokabular des Timelords der Oberbegriff für alle folgenden Wörter. Es war die ganze Überschrift seines Vokabulares!

Ihr Freund machte nur eine abwinkende Handgeste und drehte sich zur Tür, um heraus zu gehen.

" Nicht so wichtig. Kommen Sie wir müssen den Römer suchen. ... Ein Satz, den ich gehofft hatte nie wieder verwenden zu müssen...", und mit diesen Worte marschierte er schon Richtung Krankenstation.


Amy lief schnell hinterher, um ihn nicht so leicht ohne Erklärung davon kommen zu lassen, aber sie merkte auch langsam die Müdigkeit, die sich über den Tag so angehäuft hatte. Morgen ist noch genug Zeit, um sich mit einem Zettel zu beschäftigen.

Rory hatte gerade mit Evelyn die Tür zur Krankenstation verschlossen, als ihm schon die zwei anderen Zeitreisenden der Nachbarschaft entgegen kamen.


Er hatte mit Evelyn bereits über ihre Zimmer gesprochen und wusste, dass er und Amy ein altes Zimmer im Hauptgebäude bekommen konnten. Der Doctor musste jedoch zwangsweise im Gebäude der Lehrkräfte schlafen. Was daran liegen könnte, dass er jetzt sowas wie eine Lehrkraft war.Aber so richtig glaubte ihm das wahrscheinlich niemand. Auch nicht die Kinder vor denen er 15 mal das Wort Mathematik wiederholt hatte.

" Evelyn Edwards! Immer noch ein wundervoller Name und hoffentlich auch die Person, die uns sagen kann wo wir uns einquartieren können.", rief er mit ausgebreiteten Armen gefühlt durch das ganze Haus.

Rory und Evelyn gaben gleichzeitig ein lautes, "PSSS!" von sich.

"Doctor manche Jungen schlafen schon, oder können Sie keine Uhren lesen?", Amy schmunzelte ihn an, was mit einem warnenden Finger des Doctors erwidert wurde.


" Mr. Pond habe ich schon das Zimmer für ihn und seine Frau gezeigt.", sie zeigte auf den Timelord, " Ihres werde ich Ihnen jetzt zeigen. Kommen Sie mit."

Die gute Nacht Wünsche wurden ausgetauscht und Amy zog den Doctor noch mal kurz zu sich.

" Versauen Sie's nicht!"


Um ehrlich zu sein hatte er keine Ahnung, was sie damit meinte, aber es war besser als ein Ellenbogen in seinen Rippen.

Die Ponds schlugen den Weg in Richtung ihres Zimmers ein, um wahrscheinlich endlich mal in Ruhe gelassen zu werden und der Doctor folgte einer ebenfalls müden Evelyn Edwards zu seinem Aufenthaltsraum.

Schlafzimmer ist einfach der falsche Begriff. Amy musste dies auf die harte Tour herausfinden. Da blieb der Doctor mal eine Nacht bei ihr und Rory im Haus, weil die TARDIS kaputt war und alles lief anders als von ihr geplant. Sie wachten morgens auf, um einen mit Öl verschmierten Timelord und eine komplett umgebaute Kücheneinrichtung vorzufinden. Timelords brauchen weniger Schlaf und ihr Freund nutzte diese zusätzliche Zeit dafür ihre Küche zu modifizieren. Sie mochte den kleinen Toaster ja schon, der schweben konnte und ihr sagte, wann die Toasts fertig sind und der nächste Regenschauer zu erwarten ist. Aber nochmal ließ sie den Doctor nicht in ihr Küche.

Es sind diese kleinen Momente die wohl keiner der Beteiligten je vergessen wird. Einer dachte sogar so lang daran, dass er jetzt vor seinem Aufenthaltsraum stand und eine junge Krankenschwester genau neben ihm.


" Hier ist ihr Zimmer. Ich..." , sie zeigte zurück zum Eingang, "... werde dann mal zurück gehen."

Er schenkte ihr nochmal ein Grinsen, das nie so schön sein würde wie ihres.

" Gute Nacht Miss Edwards."


Sie hatte sich so vorgenommen zu gehen und die Tür hinter sich zu schließen und den Tag abzuschließen.


"Doctor!"


Dieser drehte sich mitten in der Tür so schnell um, dass seine Stirn eine nette Bekanntschaft mit dem Türrahmen machte.

" JA- Au.", er fasste sich schnell an die Stirn.

Evelyn rannte sofort zu ihm, " Oh mein Gott! Ich wollte Sie nicht so erschrecken. Es tut mir lei-..."

" Alles gut. Ich hab damit nur gerade nicht gerechnet. Wie kann ich Ihnen noch helfen?"

In der Zeit, in der sie sich gerade mental Mut zusprechen musste schaute sie ihn einfach nur mit weiten Augen an.

" Ich... Ich wollte Sie ... nun Sie werden es vielleicht nicht wissen, aber jeden Winter zur Weihnachtszeit veranstaltet das Kollegium an der Schule ein kleines Zusammenkommen. Eine kleine Feierlichkeit für die Kollegen, die ihre Familien nicht so häufig sehen. Das Wetter bessert sich und wir können es dieses Jahr wieder machen. Würden Sie mit mir... ich meine wollen Sie..." , sie war froh, dass sie es überhaupt so weit geschafft hatte.

Das war schon die zweite Sache innerhalb kürzester Zeit, mit der der Doctor nicht gerechnet hatte.

Er war perplex. Noch ein neues Gefühl für seine Liste. Aber jetzt, in diesem Moment ist jede Verknüpfung im Hirn des Timelords damit beschäftigt eine Lösung für das Problem vor ihm zu finden.

" Ich würde sehr gern... also wenn Sie..." , ein Schrei unterbrach ihn auf seinem Lösungsweg.


Ein Kinderschrei.


Er stürmte ohne nachzudenken an Evelyn vorbei. Draußen angekommen war es windiger. Ein kühler Wind zog seine Bahnen durch den angrenzenden Wald und seine Baumkronen. Er konzentrierte seine Augen auf die Dunkelheit die vor ihm stand.
Sie hing wie ein Vorhang vor der Ansammlung von Bäumen und verschleierte alles hinter sich.

Evelyn kam hinter ihm heraus.

" Was sehen Sie?"

Er versuchte noch näher heran zu gehen, " Nichts. Von hier aus jedenfalls. geben Sie mir Ihre Laterne!"


Um sie herum gehen auf einmal überall Lichter in den Fenstern an und erste Lehrer kommen nach draußen.
Sie schaute jedoch nur auf ihn. Den Mann, der gerade vor ihr steht und allein in einen Wald gehen will, der nicht nur dunkel ist sondern auch laut den Kindern kleine leuchtende Kugeln mit sich bringt.

Sie gibt ihm die Laterne, " Seien Sie vorsichtig!"

Er nickte nur und nahm die Laterne in seine rechte Hand und begann an den Rand des Waldes zu laufen.

"Sehen Sie nach den Kindern!", rief er noch über seine Schulter, bevor er in der Schwärze des Waldes nur noch ein Lichtpunkt von vielen war, die wie aus dem Nichts Richtung Häuser schwebten. Ein grün-gelbliches Licht, das die nahen schneebedeckten Zweige zum Vorschein brachte.


Sie drehte sich schnell zu den staunenden Leuten hinter sich.

" Gehen Sie schnell zurück ins Haus! Es könnte gefährlich sein !"

Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen liefen die Ersten etwas schneller zurück ins Haus. Sie tat das gleiche, jedoch ging sie in genau das andere Haus als das, aus dem sie kam.

Die Ponds wollten ihr entgegen kommen und hinaus gehen.

" Oh nein Sie bleiben hier Ponds. Der Doctor hat mir angewiesen nach den Jungen zu sehen und sie werden mir helfen.", sie lehnte sich an die Tür, um zu zeigen, dass es keinen Weg an ihr vorbei da raus gab.

Amy schaute sie voller Aufregung und Sorge an, " Was ist da draußen los? Wo ist der Doctor?"


" Nun draußen sind die Lichter erneut erschienen und sie bringen einen Sturm mit sich. Der Wald sieht unheimlicher aus als je zuvor und auch er wird gleich vielleicht einen Schneesturm erleben. Also draußen sind Lichter und der Wald lässt einen erschaudern."

Die Pond nahmen die gegebene Information auf und wendeten die Taktik des Doctors an. Sich nie mit dem Wissen zufrieden geben was man bekommen hat.

" Und wo ist der Doctor?", frage Rory .

" Im Wald." , sagte sie nach einigem Zögern.


Nachdem sie die Situation draußen noch einmal für sich und die Ponds zusammengefasst hatte, fiel ihr plötzlich auf wie beunruhigend die Entscheidung des Doctors war.


Amy öffnete ihren Augen weiter den je, " WAS!? Der Doctor ist allein da draußen? In einem verdammt gruseligen Wald. Kurz vor einem Schneesturm. Bin ich die Einzige die das komplett in Panik versetzt?!"


" Nun ja die Lichter scheinen auch auf uns zu zukommen also...", an den Blicken der Ponds merkte sie, dass es besser war nach den Kindern zu sehen, bevor was auch immer da draußen ist die Kinder zu erst findet.


" MISS EDWARDS! Paul ... er ist weg..."

*** Uhhh spannend... vielleicht.... hoff ich... ach und WICHTIG! Ich habe diesen römischen Namen auf einer echten Baby-Vornamens-Website gefunden also bitte ... nennt eure Kinder nicht Tiberius...***