Twenty Two ~ Doctor Ashton

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Allein schon an Ashtons Blick erkannte ich, dass er genauso Bedenken hatte, wie Kay es tat. Ash stieg aus und kam auf mich zu. Lieblich legte er seine Arme um mich und knuddelte mich ganz kurz. In der Hand hielt er eine kleine Tüte und dankend nahm ich sie entgegen.

Der Lockenkopf hob seinen Blick an und musterte Kays Statur. Dieser stand in der Dunkelheit und mit vorsichtigen Schritten schritt er ins Licht der Laterne. Sie beide blickten sich misstrauisch entgegen und zögerlich zupfte ich an Ashs Pullover, damit er sich wieder rühren würde. "Und für was hast du das jetzt gebraucht?" Er musterte meinen Körper und suchte nach einer Verletzung. "Für ihn." Ich zeigte auf Kay und stolperte fast über meine eigenen Füße.

Diese Situation war wirklich unangenehm. Auch Kay war auf einmal ganz ruhig. Wo war seine sarkastische, vorlaute Art geblieben?

Ich sah auf in Ashs Gesicht und konnte ablesen, dass er einen perversen Witz bringen wollte, da man in den meisten Serien, die wir zusammen anschauten, immer eine innige Sexszene zu sehen bekommt, wenn die Frau den Mann verarztet. "Spare es dir." Ich warf ihm diese Worte entgegen und ging auf Kay zu. Dieser beobachtete meine Bewegungen und ließ mich seine Hand ergreifen.

"Hat jemand eine Idee, wo wir das tun könnten?" Ich hielt die Tüte in die Höhe und Ashton zeigte flüchtig auf sein Auto. "Ich kann das Licht anmachen." Ich nickte einverstanden und zog den stummen Dieb hinter mir her. Erst, als Ashton mit seinem Auto beschäftigt war, wagte Kay es wieder seinen Mund zu öffnen. "Warum habe ich das Gefühl, dass er mich ganz anders angesehen hat, als Typen es normalerweise tun?" Ich begann zu grinsen. Kay hatte also auch ein Gespür für Homosexuelle.

Ashton hatte mir mal erzählt, dass es Leute gibt, die das sofort merken und anscheinend war es dem Dieb aufgefallen. "Weil er nicht auf Mädchen steht", gab ich leise zu und nahm seine linke Hand entgegen. Kay saß angelehnt am Kofferraum und sah zu, wie ich begann den Verband zu lösen.

Ich hob meinen Blick und biss fokussiert auf meine Unterlippe, als ich sie aber aus meinen Zähnen plumpsen ließ, denn im Hintergrund erkannte ich, wie Ashton sich eine Lesebrille aufsetzte und einen Papierblock zur Hand nahm.

Oh nein. Bitte nicht.

Mit geradem Rücken stellte er sich neben mich und sah auf Kay herab, der die Welt nicht mehr verstand. Ich schloss meine Augen und hoffte, dass das jetzt nicht wirklich passieren würde. "Als Kandidat für den Platz als Ilarias Freund, muss ich leider schauen, ob du den Anforderungen entsprichst." Ich ließ meinen Kopf senken und hielt mein Grinsen zurück.

Warum war Ashton so?

Ohne zu fragen, zog Ash die Kapuze von Kays Kopf und sah ihm ins Gesicht. Ich deutete dem Kriminellen, dass er es einfach ignorieren sollte und nahm die Tüte zur Hand. Ashton funkte mir aber dazwischen und ergriff eine Hand von Kay. Dieser war einfach zu verwirrt, um auch nur einen Mucks von sich zu geben. "Hände haben eine gute Temperatur. Gut für den Winter, wenn Ilaria kalte Hände hat."

Ich verschluckte mich an meinem eigenen Speichel und sah kurz zu Kay, der das Schmunzeln auf seinen Lippen zu verstecken versuchte. Seine Augen glitzerten mir entgegen, jedoch wurde er dazu gezwungen Ash anzusehen, als dieser sein Kinn umgriff. Am liebsten würde ich mich in Luft auflösen. Das war so peinlich, aber zugleich verdammt witzig, denn Ashton nahm diese Analyse verdammt ernst und er hatte mir immer gesagt, dass er das tun würde, wenn ein Junge infrage kam.

Dass er es wirklich tat, hatte ich bis jetzt nicht erwartet. "Lippen leicht aufgeschlagen, aber sollten mit Pflege genug weich sein."

Ash klickte seinen Kugelschreiber auf und schrieb sich auf, dass Kay Lippenbalsam brauchte. Ich war gerade fertig mit der linken Hand des Diebes und schubste Ash von ihm weg.

"Das reicht", kicherte ich und Ash lachte mir entgegen. "Ich bin noch nicht fertig und er scheint ja auch nichts dagegen zu haben, was ich übrigens toll finde." Er zeigte Kay ein Daumenhoch und zwinkerte ihm zu.

Bittend blickte ich Ashton an und hoffte einfach, dass Kay jetzt nicht denken würde, dass ich nur kranke Leute kannte. "Okay..." Ash drehte sich wieder zum Fahrersitz und zufrieden drehte ich mich zu Kay, welcher das anscheinend doch ziemlich amüsant fand. "Irgendwie feiere ich ihn", gab er zu, als ich seine zweite Hand entgegennahm und sie begann aufzubinden.

"Schön, dass du es gut findest, ich sterbe gleich vor Peinlichkeit." Ashton benahm sich manchmal wirklich wie der peinliche Vater, der mit einem Kondom um die Ecke kam, wenn die Tochter ihren ersten Freund vorstellte. "Ich muss aber noch an ihm rieche-" Ash wollte mich wegdrücken, doch ich hob meine Hand an. "Nein."

"Er riecht sicherlich gut", gab ich flüsternd von mir und desinfizierte den Handrücken von Kay. "Tu ich das?" Erst jetzt realisierte ich, was ich von mir gegeben hatte und lief rot an.

"You fucked up, sister", grinste Ashton und legte die Brille weg. "Keine Ahnung?" Eher fragend blickte ich kurz in die grünen Augen und versuchte anschließend seinem Blick zu entkommen.

"Und du sagst mir, dass ich peinlich bin." Ash stellte sich neben mich und nickte Kay zu. "Ich bin Ashton. Nett dich kennenzulernen." Kay wandte seinen innigen Blick von mir ab und nickte Ashton entgegen. "Kay."

Ich? Ich stand einfach da und hoffte, dass die beiden sich nicht verbünden würden, um mir das Leben schwerer zu machen, doch als ich aufsah und bemerkte, dass die beiden sich schmunzelnd anvisierten, war klar, dass ich untergehen würde.

Das würde der Start von einer anstrengenden Freundschaft werden.

Das wusste ich jetzt schon.

Das wusste ich jetzt schon

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KayWhere stories live. Discover now