Glocken der Dämmerung

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Und so ergab es sich, dass sich im Sommer des Jahres 1748 die drei Freunde Georg, Hubert und Agathe aus Immergrün dazu entschlossen ins nächstgelegene Dorf zu wandern; welches etwas mehr als zwei Tagesreisen entfernt lag. Sie wussten, dass mehr Gepäck mehr Anstrengung bedeuten würde und nahmen daher nur das äußerste Minimum mit.

Als ihre Taschen mit ausreichend Brot und Käse für die kommenden Tage, die sie zwischen den zwei Dörfern verbringen würden, gefüllt waren schulterten sie ihre Decken und verabschiedeten sich von ihren Familien.

Sie trafen sich wie vereinbart in der Mitte von Immergrün am Brunnen und machten sich gemeinsam auf den Weg. Die Straße, welcher die Drei folgten, erstreckte sich entlang der Felder auf welchen Dorfbewohner emsig arbeiteten. Jene die die kleine Gruppe bemerkten riefen ihnen einen Gruß zu, der heiter erwidert wurde. Nach nicht allzu langer Zeit wurde die Straße allerdings nicht mehr von den Feldern, die Immergrün zugehörig waren, gesäumt und begann sich durch den allumrundenden Wald zu schlängeln und wich von dem kürzesten Weg nach Burgtal ab, da sie für Kutschen ausgelegt war und deshalb eine längere aber dafür angenehmer zu bewerkstelligende Strecke darbot. Kurz hinter dem Waldesrand verließen die Gefährten die Straße und machten sich daran die kürzeste Route zu ihrem Ziel zu nehmen.

Sie genossen die Geräusche des Waldes um sie herum und brachen nur selten die natürliche Stille um sich über die richtige Richtung zu einigen oder ihre Erwartungen von Burgtal auszutauschen, da noch keiner der Drei dort war. Noch bevor das kleinste Zeichen der Dämmerung in Sicht war, kamen sie an einer Gruppe dicht stehender Tannen vorbei, welche unter ihren zahlreichen Nadeln ein für Wasser fast undurchdringliches Dach bildete. Georg schlug vor, dass sie hier ihr Lager für die Nacht aufschlagen würden, da die Nadelbäume sie vor Regen schützen würde, sollte sie dieser überraschen während sie schliefen. Hubert und Agathe stimmten beide zu und machten sich gleich daran ihre Decken auszubreiten um ihre Schlafplätze zu sichern. Währenddessen räumte der Älteste der kleinen Gruppe Blätter und kurze Äste aus dem Weg, sodass ein fast perfekter Kreis frei lag. Sobald Agathe mit ihrem Schlafplatz zufrieden war, machte sie sich auf die Suche nach Steinen um die Feuerstelle, welche Georg soeben freigeräumt hatte, abzugrenzen. Dieser suchte unterdessen nach geeigneten Stöcken und Ästen verschiedener Größen um ein Feuer zu starten und dieses auch über längere Zeit am brennen zu lassen. Bald meldete sich Hubert zu Wort: "Vor nicht allzu langer Zeit habe ich Wasser gehört. Ich werde kurz nachschauen gehen und unsere Wasservorräte aufzufüllen!"

Noch bevor er mit den Vorräten zurückkam, hatte Georg auch seinen Schlafplatz vorbereitet und ein Feuer entfacht während seine Begleiterin ein Kaninchen erlegt hatte und sich nun, nachdem sie ihn ausgeweidet hatte, daran machte es zu häuten um es anschließend über den Flammen zu garen. Bald war auch Hubert wieder bei den beiden angekommen und erfreute sich an dem wohlriechenden Geruch der vom Abendessen ausging.

Sobald das Kaninchen fertig war, teilten sie es gerecht unter ihnen auf und begannen zu essen. Während der Mahlzeit besprachen sie die weitere Vorgehensweise des Abends und der kurz bevorstehenden Nacht.

Doch bevor sie zu einem vernünftigen oder einstimmigen Entschluss kamen verfärbte sich im Westen der Himmel von gelb der tiefstehenden Sonne langsam in einen dunkleren Orange-Ton. In weiter Ferne hörten sie leise Glocken läuten.

Sie aßen und besprachen weiter, während den Glockenschlägen keinerlei Beachtung geschenkt wurden.

"Wir sollten abwechselnd Wache halten, um sicher zu gehen, dass wir nicht angegriffen werden. Andere Reisende könnten unser Feuer sehen und uns ausrauben wollen...", meinte Hubert nachdenklich über seine letzten Bissen Kaninchen gebeugt, als der Himmel unterschiedliche Rot- und fast schon Lila-Töne angenommen hatte.

Kurzgeschichten aus dem Cthulhu Universum (H.P. Lovecraft)Where stories live. Discover now