Löwenmasken

18 2 0
                                    

Mit Isaac an meiner Seite betrat ich die große Halle unserer Schule. Was man bei uns Aula nennt ist für andere wahrscheinlich eher ein Ballsaal. Der riesige Raum mit der hohen Decke war von Kerzenschein erleuchtet und von der Empore auf der wir standen hatte man einen guten Überblick über all die Schüler die tanzend und lachend in ihren edlen Kleidern über die Tanzfläche rauschten.

Ich spürte automatisch die richtigen Tanzschritte zur richtigen Musik in meinen Beinen. Ich wusste wie ich zu tanzen hatte. Trotzdem wusste ich das ich heute nicht tanzen würde. Nichts auf der Welt würde mich jetzt schon dazu bringen. Es war verrückt denn tanzen ist etwas alltägliches und doch hatte ich Angst dadurch wieder in alte Muster hinein zu rutschen.

Die Rüschen der Kleider raschelten bei jeder Bewegung, die Absätze klackerten auf dem Marmor und man hörte Gemurmel. Alle redeten doch kein einziges der Worte drang bis zu meinen Ohren durch. Jeder hörte jeden und doch Verstand niemand was eigentlich gesagt wurde. So war es immer und wird es wahrscheinlich auch immer sein. Man kann nicht von jedem gehört werden. Aber irgendwann, mal früher, mal später wird jemand da sein der einen hört. Die Fragen sind immer, will man gehört werden oder will man überhaupt zuhören?

Mein Blick wanderte zu Isaac der zu meiner Linken stand. Wenn er mich doch hören könnte. Oder Claire. Man denkt immer diejenigen die man am längsten kennt wären auch diejenigen die dich in und auswendig kennen. Und das stimmt. Aber kennen Sie dich wirklich? Damit meine ich nicht einfach nur dich. Sondern Alles. Die Gedanken, deine Wünsche, deine Begehren. Was dich kaputt macht und was dich jeden Tag dazu bringt wieder aufzustehen.

Das alles wird erst ganz sein wenn jemand dir das abnehmen und dir zuhören kann. Denn wenn du es für dich behältst gehört es nur dir. Nur dir alleine. Nicht der Welt und nicht dem Universum. Aber wie soll das Schicksal dir beistehen wenn das Universum nicht Bescheid weiß.

Na dann viel Spaß ma petit 《 hörte ich Isaac und im nächsten Moment war er die Treppe zu meiner linken herunter gelaufen und im Meer von Kleidern und Sakkos untergegangen.
Ich drehte mich nochmal zu Claire und Blake um während Lissa und Ash schon die Treppe zu meiner rechten herunter liefen. Claire fing meinen Blick auf und wir nickten uns zu. Sie alle sollen heute so viel Spaß haben wie möglich. Also ging ich den selben Weg wie Isaac. Die linke Treppe herunter ins Meer aus Rüschen und Glitzer.

Ich stand am Buffet und versuchte etwas zu essen zu finden. Kaviar, Shrimps, Trüffel...nichts gescheites dabei. Wie wäre es mit Pommes? Oder Nachos? Näh natürlich nicht. Kein Wunder. Würde man etwas vernünftiges zu essen kriegen wären die Kleider am Abend auch gar nicht mehr passend.

Obwohl das auch nicht weiter schlimm wäre. Später würde man die eh nicht mehr brauchen. Die After Party hatte, sagen wir mal so, etwas weniger Rustikales und Altmodisches an sich. Ich war mir nicht ganz sicher ob ich heute hingehen würde. Einerseits ließ ich mir solche Party nie entgehen. Sie waren die einzigen Momente in denen Ich mein altes ich nicht ganz verstecken musste.

Dannach würde sich eh niemand mehr erinnern was ich getan oder gesagt hatte. Anderseits war ich heute nicht wirklich in Stimmung und wollte auch nicht wieder eine Ausrede dafür haben mein Eis für einen Abend schmelzen zu lassen.
Naja vielleicht ändert sich das bis dahin ja noch. Falls jemand Alkohol in den Punsch mischen konnte ohne erwischt zu werden.

Hinter mir verstummte das Gemurmel der Tanzenden und ich drehte mich um. Ihre Blicke waren auf die Empore gerichtet auf der ich vor wenigen Minuten noch mit meinen Freunden stand. In diesem Moment betraten sie drei groß und breit gebaute Gestalten.

Ohne überhaupt zu sehen wer es war wusste es dennoch jeder. Ihre großen Löwenmasken zeigte sich als Anführer. Zeigte sie stark und protzig.Die Luft im Raum war aufgeladen vor Spannung, wie sie auftreten würden. Wie ich das verabscheute. Sie kamen jedes mal zu spät um einen bescheuerten Auftritt hinzulegen. Nur um etwas besonderes, etwas extra zu sein.

Wenn ich da dran dachte wie ich mich früher gefühlt hatte als ich selber meinte ich hätte so etwas nötig wurde mir schlecht und ich verdrängte den Gadanken an mein früheres Ich. So hatte ich fast alle Erinnerungen an diese Zeit verdrängt und hatte die Erinnerungen der Personen um mich herum mit in die Tiefe gerissen. Niemand schien mich noch so zu sehen wie ich vorher war. Laut, Zickig, Selbstverliebt, egoistisch und oberflächlich. So war ich zu jedem außer meinen Freunden. Und Adrian.

Demjenigen dem ich jetzt von unten entgegenblickte und versuchte echte Abscheu zu empfinden.

Falling for the KingWhere stories live. Discover now