Will you follow me?

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Da saß ich nun also mit David im Café, ein Typ dem du nicht im Dunkeln begegnen willst, weil er komplett in schwarz gekleidet und etwa 1,90m groß ist. Und was war das für eine Café? Das Flowercrown in Aberdeen. So ein Typ, in so einem Café passte etwa so gut, wie mir Schuhgröße 36 passt, nämlich so gar nicht... Ich habe das ganze noch ein Paar weitere Minuten hinterfragt, bis ich mich innerlich ohrfeigte, weil ich ihn hier die ganze Zeit verurteilte. Ich war also im nächsten Moment wieder völlig anwesend, genau richtig, denn er begann zu erzählen.

"Du Leo, bitte denkt jetzt nicht, dass ich irgendwie ne Meise hab, weil ich dich in dieses Café gebracht habe, ich mag die Ruhe hier und die machen einfach den besten Kaffee hier."

"Alles gut, mach dir keine Sorgen, klar ist es jetzt nicht unbedingt der Ort den ich als erstes mit dir in Verbindung bringen würde, aber es ist nicht schlimm, ich finde es auch sehr schön hier, der Kaffee ist wirklich super."

"Freut mich, dass du das so siehst."

Er nahm einen großen Schluck von seinem Milchkaffee und ehe er sich versah, war sein Gesicht voller Milchschaum und er sah aus wie der Weihnachtsmann, nur mit nem Koks Problem. Letzteres kam dadurch zustande, dass er uns beiden Pfannkuchen mit Puderzucker bestellte und als er reinbiss der ganze Puderzucker auf seiner Nase sesshaft wurde. Er sah alles in allem zum schießen aus und ich konnte mein Lachen nicht lange zurückhalten. Das Geräusch, was ich machte war eine Mischung aus einem startenden Flugzeug und einem Esel. Das brachte ihn auch zum Lachen, so ging das einige Minuten, die wir benötigten um uns langsam zu beruhigen.

"Sag mal, Leo, wieso lachen wir eigentlich?", fragte er ganz unschuldig. Ich musste ein weiteres Lachen unterdrücken. 

"Naja du siehst aus, wie ein Weihnachtsmann mit Drogenproblem..." und ich lachte erneut los. Er schien irritiert und stand auf. Er ging mit schnellen Schritten und der Kapuze im Gesicht zur Toilette um das Ausmaß der Katastrophe zu beurteilen. Ich blieb eine Weile sitzen und wartete brav bis er nach 10 Minuten wieder kam. Er hatte sich das Gesicht gewaschen und es geschafft, dass die Komplette Uniform nass war.

"Wie genau hast du es geschafft, dass es so aussieht, als hättest du auf der Toilette geduscht?", ich konnte mir ein Kichern nicht verkneifen.

"Frag nicht, man...der scheiß Wasserhahn ist kaputt und hat in alle Richtungen gespritzt.."

Wir sahen uns an, seine bedröppelte Miene erhellte sich und wir beide brachen nochmal in schallendes Gelächter aus. "Sag mal, Leo hast du noch was vor oder hast du Lust, noch was zu unternehmen?" Ich dachte nach, ich hatte Hausaufgaben in Mathe und Englisch bekommen, wollte noch mein Zimmer aufräumen und Duschen gehen. 

"Ja klar, ich hab alle Zeit der Welt. Was willst du machen?", er brauchte gar nicht überlegen, denn er sagte, dass er mir gerne was zeigen wollte. Ich willigte ein und wir verließen kurz darauf das Café. Wir liefen eine Weile durch Aberdeen, David wusste, wie es scheint ganz genau, wo er hinwollte, denn nach etwa 20 Minuten kamen wir zu einem kleinen Waldstück. Es war sehr nebelig und die Sonne ist schon fast weg gewesen, was dem ganzen aber trotzdem eine sehr angenehme Atmosphäre verlieh. Wir gingen einen schmalen Waldweg entlang, es ging leicht bergab, aber die Luft war klitschnass durch den ganzen Regen zur Zeit in Schottland. Daraufhin passierte, was passieren musste, ich rutschte weg. Ich sah mich schon den matschigen Abhang hinunter rutschen und unten in der Farbe Hackbällchen ankommen. Soweit kam es jedoch gar nicht. Ich spürte einen Ruck an meinem Arm, David hatte mich gepackt und den Fall verhindert. Ich löste mich aus meiner Schockstarre und drehte mich zu David, der mich anlächelte.

"War ganz schön knapp, oder?" Ich sah ihn einfach nur an. Seine Hand war immer noch an meinem Arm. "Wir sind übrigens da, Leo, das wollte ich dir zeigen." 

Ich drehte mich um und erblickte eine Art kleine Grotte, mehrere kleine Teiche, dazwischen Schilf, alte Weiden und ein Paar Bänke. Es sah wunderschön aus, ich starrte einfach mehrere Minuten nur in diese süße Landschaft. Ich merkte, dass David seine Hand von meinem Arm nahm, und alles fühlte sich sofort viel kälter an, viel nasser und viel dunkler an. Ich schenkte dem aber nicht viel Aufmerksamkeit, ich war immer noch begeistert. 

"Leo es wird langsam dunkel, wir sollte nach hause gehen, aber wir können ja mal wieder herkommen, wenn es dir hier gefällt."

"Ja du hast recht, ich sollte seit einer Stunde zuhause sein, ich will nicht, dass mein Dad noch sauer wird." Wir machten uns auf den Weg aus dem Wald heraus, ich lief besonders vorsichtig, sodass ich nicht wieder ausrutschte. Wir verabschiedeten uns vor meinem Haus mit einer kurzen Umarmung, die ich aber nicht wirklich realisieren konnte, weil ich durch das Meckern meines Dads aus der Situation gerissen wurde.

"Leo du solltest seit über einer Stunde zuhause sein, wo warst du denn so lange noch?"

"Sorry, Dad, ich war mit David unterwegs, hab die Zeit vergessen.." Ich drehte mich zu ihm und blickte ihn entschuldigend an. "Ich muss rein, wir sehen uns morgen in der Schule, ok?"

"Alles klar, bis morgen dann." Er lächelte mich an, und drehte sich um und ging.

Reumütig lief ich meinem Vater entgegen. Der Abend bestand aus einem Vortrag darüber, dass ich mich auf die Schule konzentrieren soll, nicht im Dunkeln rumrennen soll und noch ein Paar andere Sachen, die mein Dad einfach mal loswerden sollte. Nach seiner Standpauke ging ich auf mein Zimmer, machte die Hausaufgaben, ging duschen und legte mich dann in mein Bett.

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Die nächsten Wochen Schule waren ok, Markus hielt sich zurück, ich gewöhnte mich mal wieder an die Lehrer, die Leute und das Gebäude. Ich bekam nahezu jeden Tag einen kleinen Zettel von Obsidian. Der Zettel lag jeden Mittag nach der Pause auf meinem Stuhl. Jedes Mal gab es eine liebe Botschaft von ihm. Er machte mir Mut und ich genoss seine Worte. Nach ein Paar Tagen wollte ich das ganze etwas verändern, ich legte nach dem Unterricht relativ auffällig einen kleinen gefalteten Zettel in den Blumentopf am Fenster neben dem Ausgang, ich hatte seinen Namen, wenn man Obsidian einen Namen nennen kann, darauf geschrieben und das erste mal auf seine Zettel geantwortet. 

Komischerweise ging das ganze relativ lange so, wir schrieben hin und her, ich ließ meinen Zettel im Blumentopf zurück und fand daraufhin einen auf meinem Stuhl und es gefiel mir. Andere in meiner Situation hätten sich auf die Lauer gelegt und beobachtet, wer dieser mysteriöse Obsidian war, aber das wollte ich nicht. Ich wollte, zumindest erstmal nicht wissen, mit wem ich da scheibe. Mir gefiel es, nicht zu wissen, wer derjenige ist, er war mir sympatisch und das war im Moment alles was zählte....



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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 28, 2018 ⏰

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