Von Narben und falschen Freunden

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Was wenn du mich eigentlich nicht magst?
Wenn ich mich dir öffne und du gehst?
Wenn meine Gefühle dir zu viel werden, dich verstören wie sie mich verstören?
Meine Gedankengänge dir zu finster erscheinen?
Wenn ich dich überfordere mit meiner Liebe, meinem Hass, meiner Trauer, meiner Wut, meiner absoluten Leere?
Wenn du merkst, dass ich doch verletzlich bin, schwach und unsicher?

Ich kann schlagfertig sein, witzig, dich zum Lachen bringen, mich hübsch machen, gut benehmen. Ich kann sein was immer du willst.

Doch es ist mir nicht genug.
Aber dir reicht es, du bist zufrieden damit, nur meine Hülle zu sehen.

Manchmal lasse ich absichtlich meine Ärmel hochrutschen, doch du fragst nicht nach den Narben. Siehst du sie überhaupt?
Willst du sie überhaupt sehen?
Willst du mein wahres Ich überhaupt sehen?

Wenn ich im Sommer langärmlige Oberteile trage, fragst du mich wieso. Aber du fragst nicht, weil es dich interessiert, dich stört es nur wenn ich mich anders verhalte, als ich sollte.

Ich bin so viel für dich, die Zuhörerin, beste Freundin, die mit dem geilen Humor, die, die dir hilft, sich um dich kümmert, deine Tränen wegwischt, deine Angelegenheiten regelt, immer da ist wenn du sie brauchst. Ich bin deine Schulter zum Anlehnen, deine Lästerschwester, du kannst dir bei mir immer Rat holen.
Ich gebe dir alles, was du willst und was du brauchst.

Doch wann reden wir über much? Meine Probleme, meine Angst, die Schreie, die ich höre, wenn es still wird, aber niemand sonst. Das Gefühl, zu ersticken, das Gefühl vom Alleinsein.
Wir reden über alles und doch nichts.
Wir machen alles zusammen und sind uns immer noch fremd.

Sie rammen dir das Messer in die Brust und fragen dich, warum du blutest.

Dies Das AnanasWhere stories live. Discover now