Einleitendes Bison

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Er stand auf einem großen Felsen, als ihn ein starker Windstoß beinahe mehrere Fuß in die Tiefe wirbelte. Wieso er überhaupt Fuß als Längenmaß benutzte war ihm rätselhaft, aber er wuchs mit demselben auf und es kümmerte ihn nicht etwas neues, oder vernünftiges zu lernen. Er blickte gen Norden. Er konnte wie immer keine Sonne dort erblicken, nur ein Bergmassiv, das mit Schnee bedeckt war.  Ihm wurde kalt, obwohl er in der wärmenden Sonne stand, deswegen zog er sich seinen Pelzmantel zurecht. Es war ein dickes Bärenfell und roch penetrant nach Wild.

Da stagnierte er nun und stank vor sich hin, unwissend von der Welt und unwillig mehr davon zu erfahren, doch dies hinderte ihn nicht daran seine Meinung kund zu tun. Er erzählte jedem Menschen, den er traf, wie er sein Leben leben solle und bevor er eine Diskussion verlor, wechselte er einfach das Thema, oder zog sich zurück.

Eines Tages kam ein Wanderer vorbei und fragte nach dem Weg. Der Bursche antwortete nur barsch woher er das wissen solle und blickte jenen genervt an. Der Wanderer blickte enttäuscht auf den Boden, doch versuchte den Knaben freundlich zu belehren. Dieser lehnte jedoch jegliche Weissagungen des Wanderers ab und riet ihm sich wegzuscheren. Der Wanderer gab dem Lump einen geschlossenen Brief und legte ihm ans Herz in aufzusuchen, wenn er in dunkler Zeit sei.

Der Steinbursche blickte den Fremden forsch an und riss ihm den Brief aus der Hand. Der Wanderer blickte ihn noch einmal mit funkelnden Blick an, zog sich die Kapuze seines braunen Mantels auf und zog von dannen. Der Knabe ging zurück zu seinem Haus und schmiss den Brief auf einen Tisch; dort lag er für eine lange Zeit...

Es brach eine Zeit an, in der es dem Jungen im Leben schlecht ging und da war er verzweifelt. Anstatt den Brief zu öffnen, suchte er um Rat bei den Dorfältesten, doch diese wiesen ihn ab, da sie ihn aus vergangener Zeit schlecht und frevelhaft im Gedächtnis behielten. Auch diejenigen, die er Freunde nannte, wandten sich von ihm ab. Familie hatte er nie, nur eine, die ihn bis zum 12. Lebensjahr betreute. Er machte seine Vorgeschichte verantwortlich, dass er zum Rüpel und zum Räuber wurde und niemand ihn jemals wirklich nahe stand. 

Fast vergaß er den Brief und fast wollte er sich das Leben nehmen, doch wie es das Schicksal so wollte, erinnerte er sich an den mysteriösen Mann, der ihm diesen gab. Hastig öffnete er den Brief und er erhoffte sich die Antwort auf all seine Fragen, doch das Blatt im Umschlag war leer.

Wütend warf er das Papier durch die Luft und dachte der Mann wollte ihn nur auf den Arm nehmen. Er trat einen Stuhl weg und stolperte darüber und stürzte zu Boden. Dort lag er weinend vor Wut und Verzweifelung. Er setzte sich auf und blickte eine Weile aus dem Fenster. Zum ersten Mal in seinem Leben hielt er inne und ging in sich. Da geschah es als würde ihm ein grauer Schleier von den Augen gezogen werden und er erkannte wie bunt, vielfältig und schön die Welt war.

Plötzlich wollte er die Welt mit anderen teilen, doch die anderen wollten sie nicht mit ihm teilen. Da nahm er sich den Brief zur Hand und schrieb seine Gedanken, seine Gefühle und seine Erkenntnisse nieder. Es war als würde ihm ein Stein vom Herzen fallen und er fühlte sich frei und lebendig. Er verließ sein Haus und weil dieses Dorf mit ihm nichts zu tun haben wollte, zog er in die Fremde und wollte dort sein Wissen verkünden.

Den Wanderer, der sozusagen sein Leben veränderte, sah er nie wieder, doch er wollte ebenso anderen helfen. Überall wo er war wurde er jedoch mit zweifelnden, hämischen oder genervten Blicken abgewiesen. Die Welt war wohl noch nicht bereit für seine Gaben.

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⏰ Last updated: Aug 06, 2019 ⏰

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Der Steinbursche vom IlsangtalWhere stories live. Discover now