-(1)- Wie sogar meine Mutter mich verlässt..

7.3K 323 130
                                    

Schnell packe ich mein restliches Zeug, das noch auf dem Tisch liegt in meine Tasche ein und warte, bis meine Klassenlehrerin meinen Namen sagt um mir mein Zeugnis zu überreichen. Anni, meine Freundin sitzt links neben mir und beäugt ihres als würde sie es gleich auffressen wollen. Sie hat es als erste bekommen, da ihr Nachname mit 'A' beginnt.

"Wie ist es?", frage ich sie. Kurz schaut sie auf und hält es mir dann so hin, damit ich mit reinschauen kann. Ziemlich gut, würde ich sagen.

"Hei, das ist doch toll", sage ich und nehme sie kurz in den Arm.

"Es hätte zwar besser sein können, aber nächstes Jahr mache ich es besser", sagt sie leicht lächelnd. Ich muss schmunzeln. Ach die gute, alte Ausrede. Habe ich mir auch schon tausendmal vorgenommen, aber nie eingehalten. Ich glaube, dass haben alle Schüler gemeinsam. Ich schaue nach Vorne. Gerade bekommt Anja ihr Zeugnis und schaut schnell hinein. Ich zucke kurz zusammen, als sie freudig beginnt los zu schreien und jubelnd durch den Klassenraum rennt.

"Was ist los?", ruft Anni ihr lachend zu.

"Ich habe ne drei in Mathe!", jubelt sie und ich lache auch.

Die Lehrerin ruft meinen Namen auf und ich laufe nach Vorne. Sie gibt es mir lächelnd und ich laufe wieder zurück an meinen Platz neben Anni.

"Und?"

"Warte doch! Ich habe selbst noch nicht reingeschaut", sage ich.

Meine Noten sind okay.

"Nicht schlecht, nicht schlecht", sagt sie.

"Nein, es geht", sage ich und stecke es dann weg. Es sind eh nur Noten.

Nachdem wir alle unser Zeugnis bekommen haben stehe ich mit meinen Freundinnen draußen auf dem Hof und wir unterhalten uns noch ein wenig über das vergangene Schuljahr, das wie jedes, ziemlich schnell vorrübergezogen ist, ohne das man es richtig mitbekommen hat.

"Leute, wir müssen in den Ferien unbedingt alle zusammen kommen und übernachten", sagt Evelyn.

"So ne richtige, kitschige, klischeehafte Mädchenübernachtungsparty?", frage ich belustigt nach.

"Genau so", bestätigt sie.

"Und bei wem wollt ihr das machen, wenn ich fragen darf?", sage ich schnell. Alle schauen mich an.

"Was?"

"Komm schon Emma! Bei dir is ne ganze obere Wohnung frei und das wäre so geil dort! Bitte frag deine Mutter!", bettelt Anni grinsend.

"Okay, okay ich frage nach", gebe ich mich geschlagen. "Aber jetzt will ich ersteinmal nach Hause, die Ferien genießen", sage ich sarkastisch.

Ferien waren noch nie so mein Ding. Klar, ich liebte es keine Schule zu haben, aber sie sind nun mal verdammt langweilig, wenn man nichts zu tun hat, so wie ich. Sowieso ist es jedes Jahr das Gleiche. Man geht im Durchschnitt zwei oder drei Wochen in den Urlaub und die restlichen verbringt man entweder mit Freibadaufenthalten oder sonst irgendwie.

"Viel Spaß", wünschen mir alle vier und ich laufe zur Bushaltestelle. Mit dem Bus muss ich jeden Tag fahren, um die zwanzig Minuten, da ich etwas weiter Weg lebe. Mein Zuhause ist ein kleines Kaff mit drei anderen Käffern, die zusammen ein großes Kaff ergeben, allerdings nicht direkt aneinander liegen. Noch dazu liegt das ganze etwas abgelegen auf der Alb. Aber ich sehe es positiv: Wir haben wenigstens einen Netto und eine Autowaschanlage. Wenn das mal kein Luxus ist, weiß ich auch nicht.

Die Fahrt überstehe ich mit Musik und einem typischen aus dem Fenster schauen.

Als ich endlich vor meinem Haus stehe und die Türe öffne, stelle ich fest, dass meine Mutter schon von ihrer Arbeit daheim ist, was ziemlich ungewohnt ist, da sie meist erst abends nach Hause kommt.

Ich schmeiße meine Tasche in eine Ecke, streife mir meine Chucks von den Füßen und laufe ins große Wohnzimmer.

"Mum?", rufe ich durchs Haus.

"Emma, bist du's?", ertönt es von oben zurück.

"Nein, ich bin ein Einbrecher! Gib mir dein ganzes Geld", rufe ich ihr sarkastisch hoch. Ich höre sie genervt seufzen und muss ein wenig schmunzeln. Mit einem kleinen Abstecher in der Küche und einer Caprisonne in meiner Hand, laufe ich zu ihr hoch in ihr Zimmer. Ich klopfe kurz an ihre Türe. Im Gegensatz zu ihr weiß ich was Klopfen bedeutet.

"Komm rein", höre ich sie und trete in ihr Zimmer. Sie ist gerade dabei ihre Klamotten aus dem Schrank zu holen und ihr Bett damit zu vergraben.

"Überfall!", sage ich und sie schaut kurz zu mir.

"Mit einer Caprisonne bewaffnet. Die Jugend heutzutage", beschwert sie sich scherzend.

"Unterschätze nichts", sage ich und setze mich auf ihr Bett.

"Emma! Du verknitterst meine Klamotten!", schimpft sie und zieht mich gleich wieder von ihrem Bett.

"Was wird das?" frage ich belustigt.

"Ich räume meinen Schrank aus", sagt sie, sich wieder ihren Klamotten zugewandt.

"Hat dir dein Chef deswegen frei gegeben?", frage ich nach und sie stoppt in ihrer Bewegung. Ich beginne meine Stirn zu runzeln.

"Weißt du..."

"Jaaa?"

"Mein Chef hat mir eine Beförderung gegeben", sagt sie. Ich schaue sie lächelnd an.

"Das ist doch toll!", sage ich froh.

"Ja..."

"Aber?"

"Na ja.. Ich muss jetzt auf Geschäftsreise gehen."

"Oh", sage ich. Meine Stimmung kippt. "Wie lange?"

"Sechs Wochen", sagt sie leise.

"Sechs Wochen?!", wiederhole ich lauter. "Das sind die ganzen Ferien!", jammere ich.

"Ich weiß, und es tut mir leid, aber ich will doch nur mehr Geld für uns. Danach habe ich zwei Wochen frei und..."

"Was ist mit dem Urlaub?", frage ich.

Damit meine ich unseren jährlich anfallenden Trip nach Italien, der schon Tradition bei uns hat.

"Wir holen ihn nach Schatz!", sagt sie leicht lächeln und holt einen Koffer aus ihrem Schrank heraus. Sauer schnaufe ich.

"Bitte akzeptiere das doch. Du kannst auch machen was du willst. Ich vertraue dir da wirklich blind", bettelt sie. Ich drehe mich armverkreuzend um und schlürfe an dem Halm meiner Caprisonne. Dann laufe ich einfach runter ins Wohnzimmer und setze mich auf die Couch, schalte den Fernseher an und zippe gereizt durch die Kanale. Nach circa einer Stunde höre ich meine Mutter die Treppen herunter kommen und ihren Koffer auf den Boden werfen. Dann stellt sie sich in den Türrahmen des Wohnzimmers und schaut mich an. Seufzend stehe ich auf und laufe zu ihr. Lange böse kann ich meiner Mutter sowieso nie sein und sie tut das ja für mich.

"Machs gut Mum. Pass auf dich auf", sage ich und umarme sie zum Abschied. Sie streichelt mir nochmal über die Haare, nimmt ihren Koffer und läuft zur Türe. Ich helfe ihr einladen und schaue ihr dann zu, wie sie mit ihrem Auto davon fährt. Super. Sogar meine eigene Mutter hällt es nicht mehr mit mir aus. Und ich darf sechs Wochen lang, alleine auf der Couch rumhängen und mich zu Tode langweilen. Auf einen unvergesslichem Sommer, Jippie.

Hallo zum 1. Kapitel :)

Ich will noch sagen, dass die Personen die Emmas Freundinnen verkörpern alle existieren und ich die Ehre habe mit ihnen befreundet zu sein. Sie sind echt wunderbare Menschen und mit ihnen wird es nicht langweilig. Danke, an der Stelle :)

Im nächsten Kapitel geht es dann richtig los und die Story beginnt dann richtig. Deswegen ist dieses Kapitel auch nicht wirklich so lange. Mich würde es sehr freuen wenn ihr die Story weiterempfehlt, voted und Kommentiert :)

Danke schonmal.

Ciauuu♥

Village Trouble (One Direction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt