Kapitel 1 - Zufällig in Kovir

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Hallo werte Leser,

Dies ist ein eigenständiges, kleines Lambert-Spin-off zu meiner Hauptgeschichte "Das Herz der Alchemie".

Wer diese noch nicht verfolgt hat, kann dieses Spin-off selbstverständlich davon losgelöst lesen und kann dann (voraussichtlich ab Kapitel 22) im "Herz" weiterlesen, wie die Sache für Lambert weitergehen wird.

Wer die Hauptgeschichte bisher verfolgt hat, sollte dieses Spin-off am besten nach Kapitel 20 lesen - dann ist chronologisch alles im Fluss ... ;-)

Es handelt sich hierbei um einen Nebenhandlungsstrang, der nach drei Kapiteln wieder mit der Hauptgeschichte verschmelzen wird.

Es ist nicht nötig, diese Geschichte hier zu lesen, um den kommenden Geschehnissen im "Herz" folgen zu können. Aber vielleicht wollt ihr ja miterleben, wie Lambert in den Schlamassel hineingerät, in dem er bald schon sitzen wird.

Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

Viele Grüße

die Lady

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Kapitel 1 - Zufällig in Kovir

Die ersten Sonnenstrahlen des Morgens fielen auf den noch gefrorenen Boden. Die Nächte waren nach wie vor frostig, doch die letzten Tage hatten bereits eine Veränderung bewirkt. Die Bäume und Sträucher am Rand der Straße trieben aus, bildeten Knospen. Kovirs üppige Vegetation hieß den Frühling willkommen.

Ein Spatz saß in einem Baum am Wegesrand und pfiff munter sein Lied - vermutlich, um irgendeine Spatzenfrau zu beeindrucken. Oder um sie einem anderen Spatz auszuspannen ... auf jeden Fall hatte der kleine Kerl ekelhaft gute Laune.

"Blödes Mistviech." Lambert hasste diesen Morgen. Genauso wie die Morgende davor. Durchgefroren war er in der Scheune erwacht, in der ihn ein misstrauischer Bauer hatte übernachten lassen. Dieser Hundsfott hatte sich das Lager im Stroh von ihm bezahlen lassen. Lambert hatte nicht übel Lust gehabt, dem Mann auf seine Art mitzuteilen, was er davon hielt, wenn Reisende ausgenommen wurden. Aber da die Alternative in einer Übernachtung im Freien bestanden hätte, hatte er seine Wut hinuntergeschluckt und seine Geldkatze gezückt.

Er bewegte seine eiskalten Zehen in seinen Stiefeln. Verdammte Kälte. Wieso war er auch nur so früh wieder auf den Pfad gegangen? Noch zwei, drei Wochen länger in Kaer Morhen und er hätte sich diesen Mist erspart. Aber nach mehreren Monaten in dieser zugigen Ruine, allein mit Eskel, war er froh gewesen, endlich aufzubrechen. Trotzdem hatte er noch ein paar Tage länger gewartet, als sein Bruder, der bereits wieder in den Sattel gestiegen war, sobald die Gebirgsstraße passierbar war. Konnte es wohl gar nicht erwarten, nach Oxenfurt zu kommen.

Lambert schnaubte. Verdenken konnte er es Eskel nicht. Wenn ihn eine Frau wie Thalia erwarten würde, dann hätte er selbst wahrscheinlich schon versucht, das Eis auf den Pässen mit Igni zu schmelzen.

Aber ihn erwartete keine Frau. Ihn erwartete überhaupt niemand.

Wenn irgendein Ungeheuer ihn in einer stinkenden Höhle in Stücke risse - niemand würde es bemerken. Falls Eskel im nächsten Winter wieder nach Kaer Morhen zurückkehrte - und sicher war sich Lambert da keineswegs - dann würde dieser sich fragen, was aus Lambert geworden sei. Ob er irgendwo ein anderes Winterquartier bezogen hätte. Im Jahr darauf würde Eskel klar werden, dass Lambert nicht mehr zurückkehren würde. Aber was ihm zugestoßen wäre, würde nie jemand erfahren. So war es vor ihm schon Hunderten von Hexern ergangen. Kein Hexer stirbt in seinem Bett, wie Vesemir immer zu sagen pflegte.

Und doch war er nun wieder auf dem Pfad. Auf dem Pfad, den er hasste, den er sich nicht ausgesucht hatte und der irgendwann - ob früher oder später - seinen Tod bedeuten würde. Zuerst war Lambert der Straße nach Aard Carraigh gefolgt, ohne klares Ziel. Dann war er weiter nach Westen geritten, bis er gestern die kovirische Grenze überquert hatte. Dass er nun in Kovir gelandet war, hatte rein gar nichts damit zu tun, was Triss in einem Nebensatz fallengelassen hatte. Dass Keira nun in Kovir lebte, genauer gesagt in Lan Exeter. Er hatte nicht vor, diese herrische, untreue Zauberin jemals wiederzusehen.

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