Der Flur

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Es ist sieben Uhr Morgens. Die Sonne scheint nahe zu waagerecht durch das Fenster des Einfamilienhauses; geradewegs auf seine Haut. Das Gefühl auf seiner Haut war genau so warm wie die unzählbaren Farben der aufgehenden Sonne. Diese Perspektive, diese Reflektion der jungen Sonnenstrahlen von der vanillefarbenen Tapete und dieser Geruch eines kürzlich entfachten Kaminfeuers - unbezahlbar! Das einzige, was ihn in diesem Moment Glücklich machen konnte. 

Gerade war er noch dabei gewesen sich die Zähne zu putzen und seine langen, vom duschen zerzausten Haare zu bürsten. Und nun stand er dort. Regungslos vor der Badezimmertür des ersten Stocks und sah. Er sah Sonne, die Wolken und das Farbenmeer, das sich aus deren Zusammenspiel ergab. Er fühlte die wundervoll wärmenden Sonnenstrahlen auf seinem Gesicht. Und er roch das lodernde Kaminfeuer, das unten brannte und realisierte nach einiger Zeit, dass er dort stand - gefesselt von diesem Moment, von der scheinbar stillstehenden Zeit und diesem Gefühl, das er damit verband. 

Es war Herbst geworden. die Jahreszeit der bunten Wälder, des Tees und des Pullovers. Diesen hatte er sich vor dem Besuch im Badezimmer aus dem Schrank genommen. Man hätte meinen können er habe sich über den Sommer eine dünne Schicht Staub aufgetragen, doch das war egal. Seinen Lieblingspullover endlich wieder tragen zu dürfen stärkte das Gefühl, das er gerade hatte. Das Gefühl eines Septembermorgens an dem einfach alles passte. Das Gefühl im jetzt zu sein. Das Gefühl - auch wenn nur für einen kurzen Moment - wunschlos glücklich zu sein.

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