Kapitel 2

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Ich stehe auf einem endlos weiten Feld aus goldenem Getreide. Plötzlich sehe ich ihn vor mir. Seine braunen Haare werden vom Wind verwuschelt. Er breitet seine Arme aus, sein Blick ruht auf mir. Dann beginne ich zu rennen und werfe mich schließlich in seine Arme. Er hält mich fest und ich lege meinen Kopf auf seine Brust. Tief atme ich seinen Geruch ein. Er riecht nach Cowboy und Blumen. Als er mir durch die Haare streicht, blicke ich auf und sehe seine rosanen Lippen vor mir. "Du hast mir gefehlt, Layla", flüstert er und streichelt meine Wange. Ich schließe die Augen und Spüre seine Lippen an meinem Hals. Er beginnt an meinem Hals entlang Richtung Mund zu küssen und ich vergrabe meine Hände in seinen weichen Haaren. Als unsere Lippen schließlich nur noch Millimeter voneinander entfernt sind, durchfährt mich plötzlich ein Ruck und ich schlage die Augen auf.

Ich blicke aus dem Fenster. Das Flugzeug hat auf australischem Boden aufgesetzt und rollt nun langsam in Richtung Terminal. Neben mir telefoniert Mr Collins gerade. "Wir sind gerade angekommen...ja, habe ich mitgebracht. Nein... mir geht es gut. Bis gleich." Dann legt er auf und schüttelt genervt den Kopf. Als er meinen verwirrten Blick bemerkt, löst er meine Unwissenheit auf: "Immer die Familie, die sich so Sorgen macht..." Er zwinkert mir zu und ich lächele ihn an. Dann erlischt das Anschnallzeichen und wir begeben uns langsam nach draußen. Mr Collins bleibt die ganze Zeit bei mir und wir unterhalten uns viel. Schließlich frage ich ihn: "Wissen sie zufällig, wo die Fairlight Cres Nr. 15 ist?" "Erstens, du musst mich nicht siezen, zweitens kann ich dich auch gerne bringen." "Na gut, aber nur, wenn es keine Umstände macht", willige ich ein und folge ihm. Glücklicherweise liegt es sogar auf seinem Weg.

Als wir samt Gepäck das Gebäude verlassen, stürmt ein Mädchen in meinem Alter direkt auf Mr Collins zu und umarmt ihn. Sie hat lange blonde Haare und genauso strahlend blaue Augen wie Mr Collins. Als sie sich aus der Umarmung lösen, lächelt mich das Mädchen freundlich an. "Hi, ich bin Jessica, die Tochter von dem alten Mann hier", sagt sie und stößt Mr Collins sanft in die Seite. "Hi, ich bin Layla. Ich komme aus New Jersey und bin hierher umgezogen", antworte ich ihr. "New Jersey?! Das ist verdammt weit weg!", ruft sie überrascht. "Magst du Aerosmith?", fragt sie mich plötzlich. Ich bin erstaunt über den schnellen Themenwechsel, antworte aber trotzdem schnell. "Ich LIEBE Aerosmith!" Sie beginnt geheimnisvoll zu grinsen, sagt aber nichts. Wir begleiten Mr Collins zum Auto, welches sich als großer VW Bus herausstellt und er lädt beide Koffer ein. Als er mir die Tür aufhält, bleibt mir fast das Herz stehen. Deswegen hat Jessica so gegrinst!

Auf der Rückbank lümmeln keine geringeren als Joe Perry und Steven Tyler herum. Neben Steven ist noch ein Platz frei. Für mich. Ich schlucke und mir wird ein bisschen schlecht vor Aufregung. Er bemerkt meine Nervosität und sagt: "Komm schon, wir beißen nicht!" Dann gebe ich mir einen Ruck und setze mich. Die ganze Zeit geht mir durch den Kopf: 'Dieser Mann hat mein Lieblingslied geschrieben und sitzt jetzt keine 10 Zentimeter neben mir in einem Auto!' Als Steven bemerkt, wie heftig meine Hände zittern, legt er einen Arm um meine Schultern und sagt: "Hey, alles gut. Wir sind doch nur Menschen." Dann zwinkert er mir aufmunternd zu. Mir wird abwechselnd heiß und kalt und ich schrumpfe unter seiner Berührung förmlich vor Ehrfurcht zusammen. Dann fängt er an, sich mit Mr Collins zu unterhalten und lässt allerdings seinen Arm die ganze Zeit auf meinen Schultern ruhen. Schließlich beruhige ich mich ein wenig und unterhalte mich mit Jessica. Diese gibt mir ihre Telefonnummer und fragt mich, ob ich mich morgen mit ihr treffen will. "Gerne", willige ich ein. "Ich würde dich dann morgen abholen, ist das okay?" "Ja, klasse", erwidere ich und schon hält das Auto vor einem großen Backsteinhaus mit dunkelrotem Dach.

Mr Collins steigt noch mit aus und holt meinen Koffer aus dem Kofferraum. Ich bedanke mich nochmal und schließlich winkt mich Steven nochmal zu sich ans Fenster. "Jessi hat uns gerade erzählt, dass du ein Fan unserer Musik bist." Er grinst und steigt aus. Dann schließt er mich in eine feste Umarmung und reicht mir schließlich eine unterschriebene Autogrammkarte. Lächelnd lasse ich diese in meiner Tasche verschwinden und greife nach meinem Koffer. Ich winke Joe und Jessica nochmal und laufe die vier Stufen vor der Haustür hoch. Gerade als ich auf die Klingel gedrückt habe, wird die Tür aufgerissen und Mom schließt mich in eine Umarmung. Plötzlich bekomme ich einen Flashback und muss an Richie denken. Wegen ihr und Dad musste ich von ihm weg. Mein Gesichtsausdruck verfinstert sich. "Gott sei Dank bist du heile angekommen", sagt sie glücklich. Ich nicke nur kühl und drängele mich an ihr vorbei.

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