♥ 13. Kapitel

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Zu Anfang war der Kuss etwas ungeschickt. Wir beide versuchten irgendwie gleichzeitig dem anderen etwas mit dem Kuss zu sagen. Etwas später hatten wir unseren gemeinsamen Rhythmus gefunden. Der Kuss hatte nun nichts mehr süßes an sich. Im Gegenteil. Seine Lippen bewegten sich forsch auf den meinen und um ehrlich zu sein, gefiel mir das irgendwie. Denn auch ich war nicht gerade sanft, als ich ihn küsste. Ein paar Sekunden später erwischte ich mich sogar dabei, wie ich an seiner Unterlippe knabberte und ihm somit ein Keuchen entlockte. Maverick presste mich stärker gegen die Kommode. Eine Hand wanderte hinab zu meiner Schulter und von dort aus zu meiner Hüfte. Die Welt um uns herum verschwand. Ich küsste ihn wilder und leidenschaftlicher. Als würde ich all meine Wut hier in diesem Kuss loswerden wollen. Das Blut rauschte in meinen Adern und ich hörte meinen eigenen Herzschlag. Meine Lippen bewegten sich immer forscher gegen die seinen, was ihm ein raues Lachen entlockte. »Ganz ruhig, Tiger«, hauchte er in den Kuss. Für einen Moment blickte ich in seine Augen. Sie waren dunkel. Und doch funkelten sie amüsiert. Ich rollte mit den Augen. »Ich bin immer noch sauer auf dich«, murmelte ich, küsste ihn dann aber genauso stürmisch weiter. Ich konnte sein Grinsen an meinen Lippen spüren und mir entstand der Wunsch, ihm das Lächeln aus dem Gesicht zu wischen. Also biss ich in seine Unterlippe, was ihn kurz zusammen zucken ließ, doch dann küsste er mich einfach weiter. Ich wusste nicht, warum ich ihn nicht von mir stieß. Warum ich ihn nicht ohrfeigte oder ihn anschrie. Aber etwas in mir war hiermit ganz gut zufrieden. Vermutlich lag es daran, dass ich mir das so lange gewünscht hatte. Einen Kuss von Maverick. Nur hatte ich mir nie vorgestellt, dass er so sein könnte.

Mit jeder Sekunde verspürte ich, wie meine Knie weicher wurden und meine Beine sich in Wackelpudding verwandelten. So etwas hatte ich bis jetzt nur in Büchern gelesen. Dass die Mädchen bei dem Kuss ihren Halt verloren. Ich selbst hatte das noch nie erlebt. Gut, mein erster Kuss war mit 14 gewesen. Was erwartete man da auch schon? Genau, nicht viel. Und Maverick war jetzt mein dritter Kuss. Den zweiten Kuss, den ich in meinem Leben hatte, konnte man nicht zählen, weil er bei Wahrheit und Pflicht stattgefunden hatte und der Typ mich nur ausgewählt hatte, weil die anderen Mädchen alle schon zu dicht waren und nach Alkohol stanken. Doch als Maverick mich mit einer simplen Bewegung näher an seinen Körper zog, war meine Erinnerung daran weg und ich konnte mich nur noch auf ihn konzentrieren. Ich spürte den Hunger in seinem Kuss. Als hätte er das hier genauso lange gewollt wie ich, doch sich nie getraut. Ich genoss die Hitze, die sein Körper auf mich übertrug. Ich genoss jede Sekunde davon. Und versuchte wenigstens für den Moment nicht daran zu denken. Mir entkam ein Keuchen, als Maverick neckisch an meiner Unterlippe zog und dann anfing, meinen Hals zu küssen. Für einen Moment wusste ich nicht, was ich damit anfangen sollte. Noch nie hatte ein Junge meinen Hals geküsst. Mein Gehirn dursuchte alle Erinnerungen in meinem Kopf, was Frauen taten, wenn ihr Hals geküsst wurde. Doch mein Kopf war leer. Also ließ ich mich darauf ein und legte meinen Hals so, dass er besser hinkam. Immer wieder entkam mir ein Keuchen und genoss seine Küsse, die über meine empfindliche Haut gingen. Meine Augen schlossen sich wie von selbst und ich krallte mich an seine Arme. Ich konnte sein Grinsen an meiner Haut fühlen. Dann hauchte er noch einen Kuss auf meinen Hals und löste sich schweratmend von mir. Verdutzt sah ich ihn an, konnte aber nicht leugnen, dass ich es auch irgendwie gut fand, dass er sich von mir gelöst hatte. Er grinste mich an und strich sich eine wirre Strähne aus der Stirn. »Wenn ich nicht aufgehört hätte, hätte ich mich vermutlich bald nicht mehr stoppen können, Rojo«, hauchte er und strich mir eine Strähne hinters Ohr. Ich nickte, unfähig, etwas zu sagen. Mein Herz raste und ich spürte, wie heiß mir war und wie meine Wangen glühten. Wir starrten uns eine Zeit lang nur an. Niemand von uns sagte etwas. Es schien fast so, als wie würde er sich nicht trauen, den Moment zu zerstören. Und ich wollte das auch nicht, obwohl ich noch immer sauer auf ihn war.

Aber irgendwie blieben die Worte in meinem Hals stecken. Sobald ich in seine Augen sah, und das warme Funkeln daran, wusste ich nicht mehr, was ich sagen wollte oder was ich sagen sollte. Es fiel mir nicht mehr ein. Ich holte tief Luft. Er lächelte mich sanft an. Als wüsste er genau, was in meinem Kopf vorging. Ich war hin und her gerissen. Auf einer Seite konnte ich irgendwie verstehen, warum er so handelte, wie er handelte, auf der anderen Seite eben nicht, weil er vorhin etwas gesagt hatte, was mich aus der Bahn geworfen hatte. Ich würde jemand besseren verdienen. Ich verstand noch immer nicht, was er mir damit sagen wollte. Er war gut in der Schule. Er war ein guter Footballspieler. Er war nett und loyal. Er beschützte die Leute, die im wichtig waren. Also warum um alles in der Welt war er bitte schlecht für mich? Klar, er war ab und an etwas stur, aber ich verstand es dennoch nicht. In dem Moment klopfte es im Türrahmen und ich erstarrte. Ich musste nicht einmal hinsehen um zu wissen, wer dort stand. Ty. Nur er würde hier her kommen. Alles in mir spannte sich an und Maverick trat einen Schritt zurück. »Störe ich?«, fragte Ty und lehnte sich mit einem breiten Grinsen in den Türrahmen. Er wusste, was wir gerade getan hatten. Röte schoss mir in die Wangen. Ich wollte gerade „Nein" sagen, als Maverick mir zuvorkam und tatsächlich „Ja" sagte. Ty lachte schallend auf und sah ihn fragend an. »Soll ich später wieder kommen?« Maverick schüttelte den Kopf. »Nein, ist schon gut. Ich glaub ich muss ihr Zeit lassen, dass zu verarbeiten«, sagte er. Ich riss erstaunt die Augen auf. Bis jetzt kannte ich keinen Jungen, der so etwas freiwillig sagen würde. Sein Blick glitt zu mir. Er schenkte mir ein warmes Lächeln. »Bis morgen, Rojo.« Damit verließ er das Haus und ließ mich verdattert zurück. Aus dem Augenwinkel sah ich das schiefe Grinsen auf Tys Zügen. Ich spürte, wie meine Wangen immer heißer wurden. »Hätte ich doch später kommen sollen?«, fragte er und trat durch die Tür.

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