Ich wollte mir an die Brust fassen, doch ich wollte ihm nicht zeigen, wie sehr mich das alles hier mitnahm. Also holte ich tief Luft und fuhr fort. »Ich war bereit, dir alles zu erklären. Aber jetzt? Jetzt bin ich es nicht mehr. Du denkst, ich würde so etwas über dich sagen. Du denkst, dass ich so ein Mensch bin. Und denn stößt du mich immer wieder von dir weg! Weißt du, ich komme mit deinen Gefühlsschwankungen nicht klar! Und dann sind da noch die aus dem Team und geben mir an allem die Schuld! Sie hassen mich! Und ich habe das Gefühl, dass du mich auch nicht mögen kannst, schließlich hältst du nicht viel von mir. Also geh einfach wieder! Geh! Ich kann das nicht mehr. Es tut mir weh. Du tust du mir weh...« Mit jedem Wort das aus meinem Mund kam wurde meine Stimme zittriger, bis sie am Ende schließlich versagte. Die Schmerzen in meiner Brust wurden immer stärker. Tränen verschleierten meine Sicht. Sein Gesicht verschwamm vor meinen Augen. Ich hörte meinen Puls in den Ohren. Spürte wie das Blut in meinen Adern kochte und spürte das Zittern, welches meinen Körper schüttelte. Egal wie oft ich tief Luft holte, es wollte nicht besser werden. »Ich will dir nicht wehtun, Rojo«, hauchte er und es flackerte so viel Wärme und Ehrlichkeit in seinen Augen auf, dass ich für einen Moment alles vergaß. Doch als er wieder näher an mich heran treten wollte, wich ich wieder einen Schritt zurück. Er schluckte hart, aber sah mir weiter in die Augen. »Ich möchte dir nicht wehtun, Montana. Ehrlich nicht. Und es tut mir leid, dass ich dir das Gefühl gebe, du wärst in meinen Augen nichts wert. Das stimmt nicht. Und ich will nicht, dass du das weiter denkst. Es ist nur... alle reden davon. Und es gab niemanden, der sonst wusste, was wir tun. Nur Ty und ich denke nicht, dass er dich in so etwas reinreiten würde«, versuchte er die Wogen zwischen uns zu glätten. Doch mit seinen Worten stieß er mich nur weiter von sich.

»Ach von Ty denkst du das nicht, aber von mir oder wie?! Geh einfach, Maverick! Lass mich in Ruhe«, brachte ich heraus. Meine Stimme bebte noch immer und ich spürte, wie der Kloß in meinem Hals größer wurde, so wie das Stechen in meiner Brust. Tränen brannten noch immer in meinen Augen und ich war mir nicht mehr sicher, wie lange ich sie noch zurückhalten konnte. Alles in mir schrie danach, dass er endlich verschwand. Dass er mich in Ruhe ließ. Doch auf der anderen Seite wollte ich genau das nicht. Er holte tief Luft und sah mich weiter an. »Es tut mir leid, Montana. Wirklich. So war das nicht gemeint. Es gibt nur keinen, der es gesehen haben könnte, außer dich und Ty. Ich weiß einfach nicht, was ich denken soll. Und bis lang waren alle Mädchen nur darauf aus, mit mir ins Bett zu kommen um anzugeben. Ich will es nicht denken, aber ich kann auch nicht anders. Denn Ty hat es nie zu jemanden gesagt. Ich... ich habe keine Entschuldigung dafür, nur ich weiß einfach nicht mehr, was ich denken soll. Ich möchte... es einfach nicht denken, aber auf der anderen Seite hat es sonst niemand gesehen«, flüsterte er und sah mir tief in die Augen. Seine Worte machten die Schmerzen in meiner Brust nicht besser. In diesem Moment wollte ich ihn einfach nur loswerden. Damit auch meine Schmerzen geringer wurden. »Es reicht. Geh bitte«, wisperte ich. Meine Stimme drohte zu versagen. So wie meine Beine. Ich wollte nur noch in mein Zimmer und auf mein Bett fallen und schlafen. Schlafen hörte sich in diesem Moment so gut an. Niemand könnte mir wehtun und niemand, absolut niemand würde mich wecken können. Und ich würde endlich wieder ruhig atmen können. Maverick schluckte, doch er trat einen Schritt zurück.

So konnte ich die Tür vor ihm zu knallen. Als die Tür ins Schloss krachte, fühlte es sich an, als würde ich aus einer Starre erwachen. Die Tränen liefen jetzt über meine Wangen, hinab zu meinem Kinn, wo sie sich lösten und auf mein T-Shirt fielen. Bei dem Versuch tief Luft zu holen, spürte ich, wie meine Atmung zitterte. Ich schluckte und trat langsam von der Tür zurück. Unzählige Tränen rannen meine Wangen hinab und brachten mich dazu, langsamer zu laufen, weil der Flur vor meinen Augen verschwamm. Immer wieder holte ich tief Luft und versuchte mich zu beruhigen. Versuchte die Tränen zu stoppen. Doch mit jedem Atemzug wurde es schlimmer. Es fühlte sich an, als würde jemand an mein Herz fassen und es mit sich reißen und dabei fest drücken. Schluchzend schaffte ich es gerade mal bis zum Sofa, dann krachte ich zusammen. Ich zog meine Beine an meinen Körper und schlang meine Arme darum. Meine Tränen sammelten sich nun auf meinen Knien. Doch das war mir egal. Ich wollte nur, dass der Schmerz in meiner Brust aufhörte. So weh tat es. Schluchzer schüttelte meinen Körper. Meine Mutter würde mich jetzt fragen, warum ich so sehr weinte. Die Antwort war die, dass ich mein Gefühle lange zurückgehalten habe, da alle immer sagten, dass er „nur" ein Crush war. Weil man Jungs nicht hinterherweinen sollte. Doch in Wahrheit sollte man genau das tun. Um sich danach besser zu fühlen. Weinen sollte erlaubt sein. Selbst, wenn man wegen einem Arsch weinte. Denn nach den Tränen, ging es einem besser. Man sah die Welt ein bisschen anders. Und man musste dafür sorgen, dass der Druck auf der Brust weniger wurde. Nur so kam man weiter. Nur so konnte man vergessen. Die Türklingel riss mich aus meinen tiefen Gedanken. Ich schreckte auf und sah zur Tür. Mir war bewusst wer davor stand. Dafür musste man nicht Einstein sein.

»Geh weg!«, rief ich so laut ich konnte und versuchte das Zittern meiner Stimme zu unterdrücken. Was mir auch ganz gut gelang, doch ich wusste, dass er den Schmerz in meiner Stimme hören musste. Tief holte ich Luft und sah auf den Fernseher. Auf dem schwarzen Bildschirm konnte ich das Wohnzimmer erkennen und mich, mitten auf der Couch. Weinend. Schnell wandte ich den Blick ab. Wieder wurde die Klingel betätigt. Wut kochte in mir auf und vertrieb einen Teil des Schmerzes in mir. Aber nur einen kleinen. Wut ersetzte diesen kleinen Teil, schneller als ich denken konnte. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und mein Blut begann wieder zu kochen. Maverick zeigte wie immer seine sture und hartnäckige Seite, jetzt, wo ich keine Lust darauf hatte. Jetzt, wo ich wollte, dass er einfach verschwand. Für mich war es irgendwie zu spät. So fühlte es sich im Moment zumindest an. Doch so sehr ich auch hoffte, er würde verschwinden, er tat es nicht. Nach weiteren fünf Minuten klingelte es noch mal. Als würde er darauf warten, dass ich meine Meinung ändere. Doch die Wahrheit war, dass ich das zu dem Zeitpunkt nicht wollte. Ich wollte nur noch, dass er verschwand. Jetzt sofort. Mir meine Ruhe lies. Das war das Einzige. Allerdings hörte das Klingeln nicht auf. Stattdessen wurde es fast wieder zum Sturmklingeln. Also rührte ich mich schließlich und stand auf. Meine Beine fühlten sich an, als würden sie jeden Moment unter mir einknicken, während ich die ersten Schritte zur Tür lief. Noch immer brannten die Tränen in meinen Augen und ich war mir sicher, dass die Tränen auch noch auf meinen Wangen zu sehen waren. Allerdings machte ich mir nicht die Mühe, sie wegzuwischen. Warum auch? Jeder weinte mal. Ich schämte mich nicht dafür, dass ich vor ihm geweint hatte. Es war etwas Menschliches. Weswegen ich sie auch nicht wegwischen würde, als hätte ich nie geweint. Als ich die Tür erreichte, zog ich sie schwungvoll auf und sah Maverick an, der wie ein Häufchen Elend vor der Tür stand. Er wirkte traurig. Und man sah ihm an, dass es ihm leidtat. »Was willst du noch? Willst du mir noch mehr weh tun? Wenn ja, dann rate ich dir, dass du jetzt besser gehst. Ich will dich nicht sehen«, zischte ich und sah zu, wie er hart schluckte und dann tief Luft holte.

»Rojo, lass es mich doch bitte irgendwie erklären«, bat er mich. Die Wärme in seinen grünen Augen hätte mich eigentlich erweichen lassen sollen. So wie sonst auch. Doch heute? Heute lies sie nur eine komische Leere zurück. Ich wollte, dass er so schnell wie möglich verschwand. Denn ich wusste, dass ich bald nicht mehr mit recht viel mehr klar kam. Und so sollte das auch bleiben. »Ich bitte dich, Maverick. Du wolltest nicht mit mir reden und jetzt auf einmal schon? Was soll das? Ist das so eine Art Spiel von dir? Wenn ja, ich bin nicht interessiert. Geh jemand anderen auf die Nerven. Ich kann nicht mehr«, sagte ich und wurde wieder schwächer. Seine bloße Gegenwart schien mir jegliche Energie zu nehmen. Sorge blitzte in seinen Augen auf, was mir sagte, dass er genau wusste, was in mir vorging. »Es ist kein Spiel, Montana. Ich kann es nur so schlecht erklären, warum ich so zu dir bin. Es tut mir leid. Wirklich. Ich wollte dir nie wehtun. Nur etwas in mir will einfach nicht glauben, dass du mich wirklich magst. Denn weißt du, ich weiß, dass du mich schon länger magst und etwas in mir weiß einfach, dass du jemand besseren haben könntest.« Sein Blick lag weiterhin auf mir. Seine Worte sollten mich rühren doch die Kälte hatte sich mittlerweile wie ein Lauffeuer in mir ausgebreitet. »Das ist ja alles schön und gut, Maverick. Aber ich kann das jetzt nicht. Nicht mehr. Geh einfach. Deine Gegenwart ist gerade unerträglich für mich. Es fühlt sich an, als würde ich jeden Moment umkippen. Du hattest genug Zeit, um zu reden. Und ich will jetzt-«, sagte ich doch wurde dann von ihm unterbrochen. Bevor ich wusste, wie mir geschah, lagen seine Lippen auf meinen und er drängte mich nach drinnen um mich kurz darauf gegen die Kommode zu pressen. Somit war ich gefangen, doch es fühlte sich nicht so an. Das Einzige was ich spürte, war das Kribbeln in meinem Bauch.

Lasting Crush ✔Where stories live. Discover now