~Erster Tag~

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Montag, 24.04.20**

Endlich sind wir angekommen. Keine weitere Minute hätte ich es mehr mit diesen Zwei in dem Auto ausgehalten. Sie unterhalten sich ausschließlich über eine gewisse Person, deren Namen ich nicht nennen möchte. Zum Haare ausreißen. Es ist ja noch nicht genug, dass ich vor Aufregung fast platze, da muss ich mir auch noch die ganze Zeit irgendwelche dummen Anmachsprüche anhören, die mich fast zur Weißglut treiben.

Nach der gleichen Sicherheitskontrolle wie gestern, stehen wir in der nun verlassen wirkenden Halle. Mein Vater ist nirgends aus zu machen. Das wundert mich aber nicht wirklich, denn heute Morgen ist er auch schon zur Arbeit gefahren, ohne mir Bescheid zu geben.

Anscheinend ist er immer noch stinksauer wegen des Vorfalls am vorherigen Tag. An seiner Stelle platziert sich wieder der Wächter, der uns gestern auch schon aufgeklärt hat. Kühl und sachlich empfängt er uns und führt uns anschließend durch die einzelnen Abteilungen, angefangen bei den Büros der Aufseher.

Die Meisten sind so aufgebaut, wie das meines Vaters. Spartanisch eingerichtet ohne jegliche Details zur Person des Besitzers. Vorbei an den Büros und Umkleiden der Justizvollzugsbeamten gelangen wir in den recht freundlich eingerichteten "Pausenraum".

Dort werden wir herzlich dazu eingeladen, mit ihnen gemeinsam die Mittagspause zu verbringen. Die wollen uns doch nur anschmachten! Sehen wir wirklich wie leichte Mädchen aus? Schon mit einem spitzen Spruch auf den Lippen möchte ich den Männern vor mir klar machen, dass sie sich ihr Angebot sonst wo hinstecken können.

Doch mir kommt Jenny zuvor, die sich weiter zu ihnen lehnt, damit auch jeder ihren wieder viel zu tiefen Ausschnitt bewundern kann und keck zustimmt. Okay, ich muss die Frage umformulieren.

Seh ich vielleicht aus wie ein leichtes Mädchen?

Leise vor mich hin murmelnd folge ich der Gruppe. Neben mir die Vertretung meines Vaters. Immer wieder erwische ich ihn dabei, wie er seinen Blick etwas zu lang an bestimmten Stellen meines Körpers verweilen lässt.

Angeekelt verziehe ich mein Gesicht. Der ist doch bestimmt 15 Jahre älter als ich. Nun bereue ich es, meine lockere Hose von gestern gegen eine enge Jeans gewechselt zu haben. Und anstatt meines lässigen Pullovers trage ich eine leichte weiße Bluse, die etwas freizügiger ist.

Doch im Gegensatz zu meinen Freundinnen scheine ich wie die Jungfrau Maria persönlich. Womit meine Freunde mich natürlich immer aufziehen. Ja, ich bin noch Jungfrau. Und darauf bin ich insgeheim sehr stolz.

Zwar versuche ich mir einzureden, diese Klamotten nur wegen des Wetterumschwungs gewählt zu haben, doch eine leise Stimme tief in den hinteren Ecken meines Kopfes flüstert mir zu, dass ein gewisser Adonis doch viel dazu beigetragen hat. Die Blicke, sowie Annäherungsversuche seitens des Wärters ignoriere ich einfach.

Heute werde ich das erste Mal mit einem Kriminellen sprechen. Den Schlagabtausch mit Adonis zähle ich nicht wirklich als Gespräch dazu, daher bin ich auch entsprechend aufgeregt. Mit in diesem Projekt inbegriffen ist es, ein Protokoll über die Gespräche zu führen, eine Rezension über unsere Erfahrungen zu schreiben und ein psychologisches Gutachten über den uns zugeteilten Insassen zu verfassen.

Der schwierigste Teil war es aber, die Erlaubnis des Häftlings zu bekommen, um diese Schreiben anfertigen zu können. Dafür musste die Leitung unseres Colleges viel Überzeugungsarbeit leisten.

Bevor wir hier her gefahren sind, haben wir noch einen kurzen Zwischenstopp bei unserem College gemacht, um die Zettel mit den Namen der drei Häftlinge abzuholen. Diese hole ich nun aus meiner kleinen Tasche heraus und reiche Amanda und Jenny jeweils ihren.

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⏰ Última actualización: Dec 24, 2019 ⏰

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