Wimmernd war sie auf den Boden gesunken, vor Hunger hatte sie die Augen kaum mehr aufhalten können. Sie wäre fast eingeschlafen, so müde war sie gewesen. Ihre Lider schienen ihr so unglaublich schwer und auf einmal war ihr fürchterlich kalt, auch wenn es ein lauwarmer Herbstag gewesen war.

Sie hatte sich zusammengekrümmt, ein kleines Bündel aus Lumpen und feuerrotem Haar, wie ein Tierbaby, wimmernd.

Das nächste, an das sie sich erinnern konnte, war eine warme, weiche Hand, die sich behutsam auf ihre Wange gelegt hatte.

Sie hatte es kaum geschafft, die Augen aufzuhalten, war angstvoll zusammengezuckt, doch als sie ächzend aufgesehen hatte, waren da nur diese grünen Augen mit den goldenen Sprenkeln gewesen, die sie so unglaublich warm angefunkelt hatten, wie sie es noch nie erlebt hatte.

Seine Hand war weich gewesen. Fast vertraut, obwohl sie ihm noch niemals begegnen war.

Und ohne zu zögern, ohne es wirklich zu steuern hatte sie ihren Kopf an ihn geschmiegt, durch den Hunger wohl nicht ganz klar im Kopf.

Doch es war einfach dieses Gefühl gewesen, dieses Gefühl sobald sie die Augen des Jungen erblick hatte, gesehen hatte, wie sie aufleuchteten.

Wärme. Zuneigung, die sie nicht kannte.

An diesem Abend hatte Pin sie gefunden und ihr ein beschmiertes Brötchen gegeben, das sie verschlungen hatte wie ein wildes Tier.

Und er hatte ihr seine Jacke um die bebenden, dürren Schultern gelegt, hatte sich ganz dicht neben sie gesetzt und sie so gewärmt.

Und ab da war er bei ihr, begleitete sie, schützte sie vor der Gefahr der aufkeimenden Kälte, brachte ihr jedes Mal neues Essen mit und langsam wurde ihr Körper stärker.

Sie konnte immer noch nicht ganz glauben, wie viele verschiedene Arten von Essen es gab.

Gestern zum Beispiel! Ihre Augen glänzten, allein bei der Erinnerung daran.

Gestern, da hatte er ihr eine flache, braune Tafel gebracht, die Unterteilt war in ganz viele kleine Vierrecke und ganz süß roch.

Skeptisch hatte sie probiert und eine Wärme hatte sich in ihr ausgebreitet, wie sie sie nie gekannt hatte, während das Stück der Tafel auf ihrer Zunge schmolz und einen unglaublichen, süßen Geschmack in ihrem Mund hinterließ.

Noch nie hatte sie etwas köstlicheres gegessen, hatte auch den Rest verschlungen und wusste nicht mehr, ob sie sich das leichte Lächeln auf Pins Lippen bloß eingebildet hatte.

Schokolade.

Schokolade, so hatte er es genannt und ihr heute gleich zwei Tafeln gebracht, obwohl er sie ermahnte, nicht alles auf einmal zu essen, weil ihr Bauch sonst schmerzen würde.

Pin.

Manchmal verschwand er. Sie wusste nicht, wohin er ging, er sagte es ihr nicht, im allgemeinen redete er sehr wenig, doch sie fragte auch nicht nach.

Denn sie wusste, es brauchte nie mehr als einen Sonnenaufgang, dann war er wieder da, der Junge mit den Moosaugen.

Die erste Nacht, in der er verschwunden war und sie aufgewacht war, nur um die flachgelegene Stelle neben sich leer vorzufinden, da hatte sie bitterlich angefangen zu weinen, hatte zitternd nach ihm gerufen und sich auf dem Boden zusammen gerollt, ihr Körper bebend, vor und zurück wiegend.

Denn sie hatte gedacht: Jetzt bist du alleine. Jetzt bist du wieder einsam. Niemand ist da. Er ist gegangen. So wie jeder. Weil keiner dich liebt.

Die ganze Nacht hatte sie geweint, weil die Einsamkeit sie einfach überwältigt hatte und im Morgengrauen war sie ein einziges, ausgelaugtes, zitterndes Bündel, das wimmernd vor sich her starrte.

Aruna - Die Rote GöttinWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu