Kapitel 20

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Am Eingang des Clubs stehen Dennis und ich an einer dafür, dass offiziell erst seit fünf Minuten Einlass ist, schon ziemlich langen Schlange.

Wir schweigen beide, was ich auf jeden Fall begrüße. Denn dass Dennis mal für nur eine Minute die Klappe hält ist wirklich eine Seltenheit. Aber nachdem er mich auf der Hinfahrt schon wieder genervt hat und ich ihm eine Ansage gemacht habe, traut er sich wahrscheinlich schlichtweg nicht mehr etwas zu sagen.

Nach ein paar Minuten stehen wir endlich vor dem Türsteher, der uns kritisch beäugt. Ich sage ihm unsere Namen, woraufhin er irgendwas auf dem Klemmbrett, das er in seinen wirklich riesigen Händen hält, abstreicht.

Da wir als Journalisten eingeladen wurden, am heutigen Abend teilzunehmen, müssten wir auf der Gästeliste stehen.

“Ihr dürft rein.“, sagt er mit seiner tiefen Stimme und tritt einen Schritt beiseite, sodass wir an ihm vorbei können.

Im inneren des Clubs, wo dann bald die Party anfangen sollte, schaue ich mich um. Zum Glück sind im Moment nur so wenig Leute hier, dass man noch einen Überblick hat. Ufuk kann ich unter den Menschen zum Glück nicht sehen.

Mein Weg führt mich als erstes zur Bar, wo ich mir einen Gin Tonic bestelle. Genau das brauche ich um diesen Abend überhaupt überstehen zu können.

Ich setze mich an einen Tisch in der hintersten Ecke des Raumes und ziehe mein Handy aus meiner Handtasche. Sofort blitzt eine Nachricht von Timo auf.

»Können wir uns morgen sehen?«, fragt er mich. Sofort muss ich unwillkürlich grinsen.

Doch als ich gerade dabei bin, meine Antwort einzutippen, werde ich unterbrochen.

Dennis setzt sich eng neben mich. So eng, dass wir gefühlt eher auf- als nebeneinander sitzen.

Er stellt zwei Shots auf dem Tisch ab und schiebt einen vor mich.

“Was ist das?“, frage ich genervt.
“Na was wohl? Das ist ein Vodka-Shot. Damit du mal wieder bisschen locker bist und nicht immer so verkrampft wie auf Arbeit.“, antwortet er. Während er redet, streift er eindeutig mit Absicht mit seiner Hand über mein Bein. Sofort rücke ich ein ordentliches Stück von ihm weg.

Ich nehme mir meinen Vodka-Shot und trinke ihn. Mehr Alkohol kann im Moment auf keinen Fall schaden. Eher im Gegenteil.

Noch eine Weile sitzen wir stillschweigend da. Ein paar Mal hat Dennis versucht ein Gespräch anzufangen, das habe ich allerdings jedes Mal sofort abgeblockt.

Dann auf einmal fangen alle Leute in dem mittlerweile komplett gefüllten Raum an zu applaudieren.

Ich muss aufstehen um zu sehen was los. Raf Camora hat die kleine Bühne betreten.

Er richtet eine kurze Ansprache an die zahlreichen Gäste, ehe er auch schon anfängt das erste Lied einzuleiten.

Das lief so lange bis er das komplette Album vorgespielt hat. Er erklärt kurz ein paar Dinge zum nächsten Lied, dann wird es vorgespielt. Das bis das Album vorbei ist.

Mit dem Moment wo er sich von der Bühne verabschiedet, erhebe ich mich. In dem Raum herrscht leider absolutes Rauch-Verbot, weswegen ich stark mit meiner Nikotin-Sucht zu kämpfen hatte.

Ich fand es irgendwie unhöflich während er noch auf der Bühne stand und sein neues Album präsentiert hat, rauchen zu gehen. Deswegen ist es jetzt wirklich dringend, dass ich gehe.

Ich verschwinde durch eine unauffällige Tür, die mich geradewegs zur Raucher Lounge, beziehungsweise eigentlich ist es einfach eine stink normale Terrasse, führt.

Ich zücke meine Schachtel Zigaretten, die ich ebenso wie meinen anderen Kram in meiner Handtasche verstaut habe, ziehe eine Zigarette heraus und zünde sie mir an.

Nachdem ich ungefähr bis zur Hälfte fertig geraucht habe, spüre ich auf einmal eine Hand, die angefangen bei meinem Rücken bis zu meinem Po an mir herunterfährt.

Erschrocken drehe ich mich um und blicke zu Dennis, der mir sofort geradewegs auf meinen Ausschnitt starrt.

“Was soll das?“, schreie ich ihn an.
“Entspann dich.“, sagt er in einem ruhigen Ton, während er einen Arm um mich schlingt und mich näher an sich ziehen will. Mit aller Kraft schubse ich ihn von mir weg. Leider kann ich gegen ihn nicht sonderlich viel ausrichten.

Wieder nähert er sich mir und ist gerade dabei das fortzusetzen, wobei ich ihn eben unterbrochen habe, ehe er plötzlich weggerissen wird.

Erschrocken blicke ich auf und sehe Ufuk?! Der Ufuk mit dem ich fast zwei Jahre zusammen bin. Der Ufuk dem ich seit mehreren Jahren nachtrauere.

“Was soll das? Merkst du nicht, dass sie das nicht will, du Hurensohn?“, schreit er ihn an, während er in immer wieder weg schubst.

Dennis sagt kein Wort. Er wirkt als wäre er kurz davor zu weinen und würde gerade mit aller Kraft versuchen es zurückzuhalten.

“Jetzt verpiss dich lieber, du Spasti. Oder wir beide haben ein gewaltiges Problem.“, schreit Ufuk ihn erneut an, woraufhin Dennis sofort das Weite sucht.

Perplex von de Situation stehe ich wie angewurzelt immer noch an genau der selben Stelle und schaue zu Ufuk, der sich mir nun nähert.

“Alles ok? Geht's dir gut?“, fragt er und sieht mich besorgt an.
“Ja, mir geht's gut. Danke.“, stottere ich vor mich hin.
“Du musst dich nicht bedanken, abgesehen davon, dass dieser Hurensohn das absolut verdient hat, waren wir immerhin fast zwei Jahre zusammen. Logisch, dass ich dir helfe.“, sagt er, während er sich an die Brüstung stellt.

Die ganze Zeit habe ich mir meinen Kopf darüber zerbrochen, ob er sich überhaupt noch an mich erinnern kann und dann das. Wow.

“Du weißt wer ich bin?“, frage ich etwas ungläubig.
“Natürlich, wie könnte ich nicht? Nach dem Interview letztens dachte ich eher du kennst mich nicht mehr.“, meint er, weswegen ich kurz lachen muss.

Plötzlich wird mir schwummrig. Ich merke wie ich auf einmal anfange heftig zu schwitzen. Meine Beine werden immer schwacher und mir wird schwarz vor Augen.

“Julia, geht's dir gut?“, höre ich dumpf Ufuk's Stimme. Es ist das letzte was ich höre, bevor ich bewusstlos werde.
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Hoffe es gefällt euch. ❤💎

Neue alte Zeit| Ufo361 FFTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon