Prolog

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Mir war schlecht. Mein Herz pochte. Ich spürte es überall. Der starke Geruch von Desinfektionsmittel brannte in meiner Nase.

Warum war ich in dieses Auto gestiegen? Warum waren wir so dumm gewesen?

Aiden und ich sprangen sofort auf, als ein Arzt ins Zimmer kam. ,,Wie geht es Ben und Louis? Sie saßen auch in dem Auto."Mein Kopf tat weh. Es war eigentlich viel zu hell, um die Augen auf zu halten. ,,Sind sie Familienangehörige?"fragte er und laß sich irgendwas auf einem Zettel durch, der an ein Brett geklemmt war.

Wir schüttelten die Köpfe, doch stoppten sofort wieder, als das Pochen stärker wurde. ,,Nein, aber das sind unsere Freunde. Wir waren auch in diesem Auto!"erklärte Aiden.

,,Dann darf ich ihnen keine Informationen geben. Aber Sie sollten sich sofort wieder hinlegen. Beide!"befahl er. Aiden und ich hatten auf ein gemeinsames Zimmer bestanden. Der Arzt untersuchte uns und verschwand wieder, ohne ein Wort.

Aiden war wegen der ganzen Schmerzmittel eingeschlafen. Doch ich konnte es nicht. Meine Augen waren weit geöffnet und rot unterlaufen. Immer wenn sie zufielen,  hörte ich das Zerbrechen der Scheibe und sah eine der Scherben in Louis Bauch stecken. Ich wollte doch nur wissen, ob es ihnen gut ging.

,,Nein, Nein!" Ich schreckte auf und realisierte erst im nächsten Moment, dass das Geschrei von Aiden kam. Er wirkte panisch und atmete schwer. Seine Augen waren irgendwo ins Nirgendwo gerichtet. ,,Aiden? Was ist los?" So schnell wie ich konnte, stand ich auf und lief zu ihm.

Verwirrt schüttelte er den Kopf. ,,Ich hatte einen Alptraum."murmelte er. Ich hatte ja keine Ahnung, dass sie ab dann auch mich verfolgen würden.

,,Sie sind 16 Jahre alt. Was hatten sie in dem verdammten Auto zu suchen?"hörten wir Stimmen aus dem Flur. Ich wusste sofort, dass es mein Vater war und kurze Zeit später stürmten unsere Eltern durch die Tür.

Sie sahen nicht aus, als wären sie eben noch verärgert gewesen. Wahrscheinlich wussten sie nicht, was sie hier erwartete. Deshalb hatten sie eine möglichst neutrale Miene aufgesetzt.

Ich hob meinen eingegipsten Arm zur Begrüßung, bereute es aber sofort wieder, als ich sah, wie blass meine Mutter wurde. ,,Gott sei Dank, euch geht es gut. Wir hatten solche Angst, als wir von den anderen Eltern gehört haben, was mit ihren Kindern passiert ist."sagte Aidens Mutter und zog ihren Sohn in die Arme.

,,Ihr wisst, was mit Louis und Ben ist?" Aiden entzog sich seiner Mutter wieder und sah unsere Eltern hoffnungsvoll an. Mein Vater räusperte sich nervös. ,,Ihr wisst es nicht?"

Die Art wie er es sagte, gefiel mir überhaupt nicht. Mein Herz fing vor Panik an zu rasen und Aiden richtete sich unter Schmerzen auf. Seine Mutter wollt ihn zurück ins Bett drücken, doch er drückte ihre Hand so sanft wie in dem Moment möglich zur Seite. ,,Jetzt sagt schon!"bat er aufdringlich.

,,Louis liegt auf der Intensivstation. Die Scherbe in seinem Bauch hat Innereschäden verursacht."erklärte Papa möglichst ruhig. Mit wurde schwindelig. Er wollte weiter reden, doch sein Blick wanderte hilfesuchend zu den anderen.

,,Und...Ben?"hackte ich nach. Für einen Moment wechselten sie Blicke und stritten sich stumm, wer jetzt weiter reden sollte. Bis Aidens Vater tief ausatmete und zum reden ansetzte.

,,Ben hat es nicht geschafft. Er ist direkt am Unfallort gestorben."

Eine kurze Zeit sah ich schwarz. Aiden sank starr zurück aufs Bett und sah fassunglos auf seine Hände, mit denen er vor einigen Stunden noch versucht hatte, Bens Blutung zu stoppen.

Er war tot. Nicht mehr auf der Welt. Ich wollte heulen, aber ich war zu schockiert dafür. Er war siebzehn verdammt. Siebzehn!

Verzweifelt griff ich mir in die Haare.
In mir wollte sich eine Panikattake breit machen, doch sie wurde ständig von der grenzenlosen Taubheit zurück gedrängt.

In der Zeit, in der ich mich entscheiden wollte, ob ich nun schreien, weinen,  oder lieber gar nichts tun sollte, merkte ich wie mein Körper langsam zur Seite kippte.

Ein letztes mal trafen sie Aidens und mein Blick. Ich sah die Angst und Trauer in seinen Augen und war mir sicher, er konnte sie auch bei mir sehen.

Dann blickte er wieder irgendwo hin, als könnte er nichts mehr sehen. Sein Kopf schwankte. Ich merkte, wie meine Sicht verschwam und plötzlich war wieder alles schwarz.

Damn smileWhere stories live. Discover now