Tag 6 - 1

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Liv hatte es anscheinend nicht besonders gestört, dass ich nicht wieder zurückgekommen war. Oder sie hatte es nicht einmal mitbekommen.

Denn, als ich am nächsten Morgen um 7 Uhr in unser Zimmer stolperte, lag Liv ausgebreitet auf dem Bett, neben ihr die vielen Süßigkeiten und selbst der Fernseher war noch an und zeigte die Netflix Startseite.

Grinsend, dasselbe Grinsen, das ich nun schon seit mehreren Stunden mit mir herumtrug, schaltete ich den Fernseher aus, räumte die Süßigkeiten weg und ließ mich dann ebenfalls ins Bett fallen, um wenigstens noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen.

Alex und ich hatten nämlich die ganze Nacht am Strand gelegen und geredet. Glücklicherweise war das Wetter angenehm warm und so war es wirklich schön, dort zu bleiben. Bevor ich jedoch zurück zum Hotel gekommen war, hatten wir uns irgendwo einen Kaffee besorgt und etwas Kleines gegessen.

Die letzten Stunden waren mit Umarmungen, vorsichtigen Berührungen und sanften, kleinen Küssen gefüllt. Wenn ich mit Alex zusammen war, fühlte ich mich wieder wie ein 15-jähriges Mädchen, das das erste Mal verliebt war.

Aber ich mochte dieses Kribbeln, die Schmetterlinge und das ständige lächeln. Es erinnerte mich daran, wie es war, wieder jünger und ein Teenager zu sein.

"Claire?" Liv stupste mich vorsichtig an und als ich nicht reagierte, rüttelte sie an meiner Schulter.

Doch ich konnte ihr nicht böse sein, denn als meine Gedanken von ganz alleine zu dem gestrigen Abend zurückwanderten, machte sich automatisch ein Lächeln auf meinem Gesicht breit.

Ich schlug meine Augen auf und rieb mir ein paar Mal darüber, ehe ich mich zur Seite drehte und Liv einen fragenden Blick schenkte. "Ja, Liv?"

Für einige Sekunden verengte sie ihre grünbraunen Augen und musterte mich skeptisch, bevor sie ihren Kopf schief legte und anfing zu lächeln. "Ich wollte nur wissen, ob du wach bist."

Amüsiert verdrehte ich meine Augen. "Jetzt schon."

"Eigentlich wollte ich dir erzählen, dass ich mich gleich mit Nathan treffe." Meine Augen weiteten sich augenblicklich und ich wollte sie schon mit Fragen bombardieren, doch Liv hielt mich auf. "Ja, es ist ein Date", beantwortete sie grinsend meine nicht ausgesprochene Frage.

Ebenfalls grinsend setzte ich mich richtig auf und zog sie in meine Arme. "Das ist so so so toll, Liv!"

Als wir uns lösten, grinste sie verschwörerisch. "Und du wirst später mit den anderen weggehen. Es soll wohl irgendwo vor kurzem eine Strandbar aufgemacht haben", informierte sie mich. "Sei froh, dass es erst heute Abend ist, denn du siehst echt fertig aus."

Ich boxte ihr gegen ihren Oberarm und schüttelte trotz allem lächelnd den Kopf. "Dankeschön, wie nett von dir!", gab ich sarkastisch zurück.

"Nichts zu danken, Zwerg", grinste sie.

"Hey!", ich hob tadelnd meinen Zeigefinger, "nur Alex und Nico dürfen das sagen."

Abwehrend hob Liv ihre Hände. "Aber natürlich. Ich bitte um Entschuldigung."

Ich lächelte. "Dir sei verziehen", entgegnete ich und wir fingen gleichzeitig an zu lachen.

Als es ein paar Stunden später an unserer Zimmertür klopfte, kam Liv blitzschnell aus dem Badezimmer gesprintet, um dann vor der Tür ein paar Mal durchzuatmen, ein kleines nervöses Lächeln aufzusetzen und erst dann die Tür zu öffnen.

Automatisch machte sich ein breites Grinsen auf meinem Gesicht breit und ich musste es mir verkneifen, einen Kommentar abzugeben.

Doch, als nicht nur eine Person, sondern zwei hinter der Tür zum Vorschein kamen, stand ich vom Bett auf und lief ebenfalls zur Tür.

"Was für eine Überraschung", meinte Liv amüsiert und schenkte Nathan einen nicht sehr unauffälligen fragenden Blick.

Nathans Mundwinkel hoben sich. "Tut mir leid, aber er wollte unbedingt mitkommen." Er machte einen Schritt nach vorne, um Liv zu umarmen. "Ich konnte ihn einfach nicht loswerden."

Grinsend wendete ich meinen Blick zu der anderen Person und blendete sofort alles andere um mich herum komplett aus. "Du Stalker", lachte ich und spürte, wie sich wieder dieses Kribbeln in mir ausbreitete.

"Ich kann es einfach nicht lassen", entgegnete Alex und verkniff sich ein Lachen.

Liv stupste mich in die Seite und unterbrach somit den intensiven Blickkontakt zwischen Alex und mir. "Wir gehen dann jetzt", teilte sie mir lächelnd mit und zeigte neben sich auf Nathan.

"Ähm ... ja, klar", murmelte ich verpeilt und umarmte sie kurz zum Abschied. "Viel Spaß euch!"

Nachdem Liv sich an Alex vorbeigeschoben hatte, drehte sie sich noch einmal zu mir um und zwinkerte mir zu, während ein verschwörerisches Grinsen auf ihr Gesicht trat.

Mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen sah ich wieder zu Alex, ehe ich einen Schritt zur Seite machte, um ihn ins Zimmer zu lassen.

Sein Duft stieg mir augenblicklich in die Nase und als sein Arm kaum merklich meinen strich, wurde mir ein wohliger Schauer den Rücken hinuntergejagt.

Ich war jedesmal aufs Neue überrascht, wie mein Körper auf ihn reagierte.

"Werde ich eigentlich gar nicht begrüßt?", fragte Alex, was mich dazu brachte, mich zu ihm umzudrehen.

Er saß auf der Ecke des Bettes und sah mich mit einem unschuldigen Lächeln auf den Lippen an. Als ich nicht antwortete, sondern ihn einfach nur anstarrte, wurde sein Lächeln breiter und er neigte seinen Kopf zur Seite. "Du bist süß."

Leicht perplex machte ich einen Schritt auf ihn zu, während sich meine Augenbrauen zusammenzogen und Alex mich in diesem Moment für eine totale Idiotin halten musste.

"Wenn du eine richtige Begrüßung haben willst, komm her", murmelte ich und streckte meine Arme aus. Nun musste ich ebenfalls grinsen.

Binnen Sekunden war Alex aufgestanden und die paar Schritte zu mir gelaufen. "Dazu sage ich nicht nein", erwiderte er, schlang seine Arme um meine Taille und zog mich so nah an sich heran, wie es nur ging.

Ich biss mir auf meine Lippe und verschränkte meine Arme in seinem Nacken, während mich sein Duft und seine Wärme einhüllte.

Wir standen viel länger als nötig so herum, aber ich hatte daran wirklich nichts auszusetzen. Fast hätte ich sogar enttäuscht geseufzt, als er seinen Griff lockerte und etwas Abstand zwischen uns brachte.

Doch dann drückte er mir einen sanften Kuss auf meine Schläfe und sah mich mit diesen atemberaubend schönen braunen Augen an, dass die Enttäuschung sofort wieder vergessen war.

"Ich hoffe, Liv hat dir bereits von unseren Plänen erzählt", wollte Alex wissen und setzte sich wieder auf die Bettkante. Dieses Mal setzte ich mich aber direkt neben ihn.

Ich nickte. "Ja, ihr wollt heute Abend zu so einer Strandbar gehen", wiederholte ich, was mir Liv vor wenigen Stunden erzählt hatte.

Alex nickte ebenfalls, doch dann fing er plötzlich an zu lächeln und rutsche etwas näher zu mir. "Aber bis dahin haben wir noch etwas Zeit. Also, worauf hast du Lust?"

Ich hatte schon immer eine gewisse Sicherheit und Geborgenheit gespürt, wenn ich mit meinen engsten Freunden oder den Personen, die ich liebte, zusammen war, doch mit Alex war das Gefühl anders.

Mit ihm auf dem Bett zu liegen, meinen Kopf auf seiner Schulter, seinen Kopf gegen meinen gelehnt, seine Arme um meine Taille und unsere Beine ineinander verflochten, fühlte sich wie der schönste und sicherste Ort auf dieser Welt an.

Und, wenn ich eins nicht wollte, dann diesen Ort jemals wieder zu verlassen.

nur ein SommerWhere stories live. Discover now