Kapitel 1

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"Hast du auch sicher alles was du brauchst?"

Ich nicke zum gefühlt tausendsten Mal. "Ja, dass habe ich. Wir sind gestern Abend zehn mal die Liste durchgegangen, ich bin mir sicher, dass wir nichts vergessen haben. Wirklich."

Mum sieht mich nicht gerade überzeugt an, doch sie kann Gottseidank nicht erneut zum Sprechen ansetzten, da es genau in diesem Moment an der Tür klingelt.

"Das muss Mia sein." Mit diesen Worten drücke ich mich an ihr vorbei und sprinte zur Haustür, um sie mit einem strahlenden Lächeln zu öffnen und meiner besten Freundin um den Hals zu fallen. Sie scheint kein bisschen überrumpelt zu sein, denn sie erwidert meine Umarmung sofort und ich kann sie leise lachen hören. "Wow, diese Begrüßungen werde ich wirklich vermissen."

Ich löse mich ebenso amüsiert von ihr und kann mir bei ihrem Gesichtsausdruck kein schmunzeln verkneifen. "Jaja, ich werde dich auch total vermissen."

Mia grinst nur noch breiter und ich bemerke erst jetzt Ames, der neben ihr steht. "Wow, sag mir nicht, du bist auch gekommen, um dich bei mir zu verabschieden" sage ich dann verblüfft und sehe zu Ames hinauf, der genervt die Augen verdreht und Mia an der Hüfte zu sich zieht.

"Sie hat mich zum mitkommen gezwungen." Ist das Einzige, was er darauf erwidert.

Ich verschränke nicht gerade überzeugt die Arme vor der Brust und mir kommt plötzlich eine Idee, die ich sofort in die Tat umsetzte. "Aber natürlich. Dir ist bewusst, dass du ruhig zugeben kannst, dass du mich auch schrecklich vermissen wirst. Ich bin schließlich die humorvollste in unserer Gruppe. Ohne mich, wird euch schrecklich langweilig sein."

Ames und Mia werfen sich einen amüsierten Blick zu, doch wie sonst auch sieht Ames wieder arrogant wie eh und je zu mir und schüttelt dann den Kopf, als würde er sich darüber aufregen, wie dumm ich doch bin. "Mia hat ja noch mich. Ich denke, ich werde ein mehr als ebenwürdiger Ersatz für dich sein, Aria."

Auf seine Antwort hin hebe ich nur eine Augenbraue. Pah, dass glaubt er doch wohl selbst nicht. "Du kannst aber auch nichts zugeben, Ames." Ich sehe ihn tadelnd an, ehe mein Blick wieder zu meiner besten Freundin schweift. "Wie hälst du es nur mit diesem Idioten aus? Du verdienst etwas besseres, Mia."

Ames schnaubt laut, was nicht nur Mia, sondern auch mich zum Lachen bringt. Wir wissen alle, dass das nur Spaß ist, doch es ist dennoch immer wieder amüsant mit anzusehen, wie schnell man den lieben Ames provozieren treiben kann.

"Musst du nicht langsam los?"

Ich starre Mia's Freund empört und erschrocken zugleich an. Zum einen, weil er gerade indirekt gesagt hat, dass ich endlich verschwinden soll und zum anderen, da er recht hat.

Ich bin total spät dran.

"Du hast Glück, dass ich jetzt wirklich los muss. Sonst würdest du jetzt nicht mehr so schadenfroh Grinsen können", drohe ich Ames, während ich meinen Koffer schnappe, ihn dabei jedoch nicht aus den Augen lasse.

"Oh man, ich kann nicht glauben, dass du wirklich gehst" seufzt Mia, die sofort wieder meine Aufmerksamkeit erlangt. Sie wirkt einwenig traurig und ich bin es auch. Die nächsten sechs Wochen ohne sie werden sicherlich hart werden. Ich weiß garnicht, wie ich das überstehen soll...

"Das ist deine Schuld! Warum hast du nicht einfach auch zugesagt?", quengle ich niedergeschlagen. Es ändert zwar nichts mehr an der Tatsache, dass es sowieso schon zu spät ist, aber es regt mich halt einfach immer noch auf. Diese Zeit wäre mit ihr zusammen sicher zu der besten meines Lebens geworden.

Mia lässt die Schultern hängen. "Du weißt genauso gut wie ich, dass ich keine andere Wahl hatte. Ich muss zu mit zu Oma fahren. Sie wohnt am anderen Ende der Welt und du weißt, dass mir meine Eltern mit dem Wissen das sie so weit weg von mir sind niemals erlaubt hätten, mit aufs Ferienlager zu fahren. So gern ich es auch getan hätte."

Ich seufze frustriert. Ich weiß genau, dass Mia recht hat. Aber es zieht einen dennoch runter, zu wissen, dass sie so weit weg sein wird und wir uns für so eine lange Zeit nicht mehr sehen werden. Wenn ich mich richtig erinnere, waren wir seit dem wir uns kennen noch nie so lange voneinander getrennt gewesen.

"Ja, ich weiß", bemerke ich dann nach einigen Sekunden ergeben und bekomme mit, wie meine Mutter an meine Seite tritt.

"Jetzt ist es tatsächlich soweit...", murmelt Mum in die Runde und ihr Blick bleibt an mir hängen. Ich kann ihr deutlich ansehen, wie traurig sie ist und wie schwer es ihr fällt, mich nicht doch noch an die Heizung zu fesseln und somit zu verhindern, dass ich sie verlasse. "Pass auf dich auf. Sprich mit keinem Fremden und bleib immer in der Nähe der Betreuer. Iss keine Beeren, die du im Wald findest und zieh dich auch immer schön warm an–"

Ich unterbreche sie lachend. "Wir haben Sommer, Mum."

"Das macht keinen Unterschied. Du kannst dir auch im Sommer Erkältungen einholen." Sie versieht mich mit einem strengen Blick und da mir bewusst ist, dass ich es mir lieber nicht so kurz vor dem Aufbrechen mit ihr verscherzen sollte, nicke ich nur.

"Ich werde dich vermissen", gestehe ich dann, nachdem ich meine Mutter in eine feste Umarmung ziehe, die sie wie es aussieht freudig erwartet hat, denn sie schließt ihre Arme so fest um mich, dass ich kurz glaube, ich ersticke.

"Ich hab dich so lieb, Klößchen."

Ich höre Ames aufgrund meines Spitznamens im Hintergrund lachen, weswegen ich ihm sobald ich mich von meiner Mutter gelöst habe einen verärgerten Blick zuwerfe.

"Hab ganz viel Spaß und pass auf dich auf! Und streite dich ja nicht mit irgendwelchen Mädchen!", ruft Mia, die nun diejenige ist, die mir um den Hals fällt. "Ach und ruf mich täglich an. Ich meins ernst, ich behalte mein Handy auch extra immer schön in der Nähe, damit ich keinen deiner Anrufe verpasse."

Ich schmunzle. "Keine Sorge, ich werde mich melden sobald ich angekommen bin."

Nun lasse ich auch von Mia ab um wende mich Ames zu, der so breit grinst, dass ich kurz Angst bekomme. "Viel Spaß und pass gut auf dich auf, Klößchen."

Ich schlage ihm gegen die Brust und verzichte darauf auch ihn in eine Umarmung zu ziehen. Das hat er sich nach diesem Kommentar einfach nicht verdient.

Ich blicke kurz auf meine Uhr, die mir zeigt, dass ich schon seit zehn Minuten los sollte. "Okay, ich glaube, ich sollte wirklich langsam los. Sonst verpasse ich noch den Bus."

Mia und meine Mutter pressen die Lippen zusammen, versuchen aber dennoch tapfer zu Lächeln, während Ames sich im Hintergrund immer noch über meinen Spitznamen lustig macht. Verdammt, ab heute wird er mich für immer damit aufziehen.

Ich seufze und ziehe den Koffer hinter mich her in die Freiheit. Ein letztes Mal winke ich meinen Liebsten und Ames zu, ehe ich ihnen allen den Rücken zukehre und mich auf den Weg in ein neues Kapitel meines Lebens mache.

Mit jedem Schritt den ich mache werde ich aufgeregter und bemerke, dass ich es kaum noch erwarten kann...

  
       

A/N:

Wie findet ihr ist mir der Einstieg in die Geschichte gelungen?

Und was mich auch interessieren würde: Wer ist von "Faking love" hier?

Wir lesen uns bald wieder und ich sage jetzt schonmal, – ich freu mich mega auf die Geschichte und alles, was wir in dieser zusammen durchmachen und erleben werden! ❤️

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Chasing loveWhere stories live. Discover now