Dreizehn

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Noch Stunden nachdem er weg war, spürte Amani Lucians Kuss auf ihrer Wange. Breit grinsend wollte sie sich auf den Weg zurück zur Villa machen, als ein Geräusch an ihr Ohr drang. Ein Bleistift, der über Papier strich.

Sie sah nach vorne, wo ein Mädchen, vielleicht ein paar Jahre jünger als sie, auf der Wiese saß und zeichnete. Als sie Amanis Blick erwiderte, sah man selbst im Dunkeln, dass sie rot wurde und sich hinter ihren braunen Strähnen verstecken wollte. 

Lächelnd ging sie zu ihr und beugte sich zu ihr herunter. "Hallo.", sagte sie freundlich. Das Mädchen hob den Kopf und blickte sie aus zwei dunklen Augen an. "Bonjour.", erwiderte sie leise. "Was zeichnest du denn gerade?" Nur langsam löste das Mädchen ihren verkrampften Griff von dem Papier und hielt ihr den Block hin.

Darauf war eine wunderschöne und detaillierte Bleistift-Karikatur und dem Eiffelturm und Amani und Lucian, wie sie nah beieinander standen. "Du ... du hast uns gezeichnet!?", stellte sie fest. 

"Verzeihung, Madame.", flüsterte das Mädchen. Amani legte ihr eine Hand auf die Schulter. "Wofür denn? Das ist eine große Ehre, von dir gezeichnet zu werden. Du hast wirklich Talent, ähm..." "Páuline.", erklärte das Mädchen lachend. 

"Páuline. Das ist wirklich schön." "Sie können es haben, wenn Sie wollen." "Wirklich? Danke, das ist-." "Páuline! Wo bist du?", unterbrach sie eine Stimme. Páuline lächelte entschuldigend. "Maman ruft mich. Ich schenke es Ihnen gern. Wiedersehen." 

Grinsend und mit dem Bild kehrte Amani zur Villa zurück. Nur noch in wenigen Zimmern brannte Licht. So leise wie möglich schlich sie in ihres und verschloss die Tür hinter sich. Es war bereits nach zehn und sie hatte keine Lust, heute noch für jemanden Butler zu spielen. 

Die Zeichnung klebte sie an die Wand über ihrem Bett und morgen würde sie einen Bilderrahmen dafür kaufen gehen. Sofern sie dafür überhaupt die Zeit finden würde.

Die Gala würde sie ziemlich auf Trab halten. Kurz stellte sie sich vor, wie es wohl wäre, mit Lucian dort zu sein. Oder überhaupt mit ihm zusammen zu sein.

Wie sie jetzt noch gemeinsam unter dem Eiffelturm standen und sich ... wie er sie küsste. 

Seufzend ließ sie sich auf die weiche Matratze sinken und schloss die Augen.

Was, wenn manche Dinge dazu bestimmt waren, ein Traum zu bleiben?

Aschenputtel (Märchenadaption)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt