Siebzehn Uhr Dreißig

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Ich saß am Computer und Schnitt ein Video. Wiedermal vergas ich die Zeit. Als ich auf die Uhr schaute, war es schon 17 Uhr abends. „Fuck", murmelte ich, speicherte ab und fuhr den Computer runter, ehe ich aufstand, mein Portmonee und Hausschlüssel nahm und noch an das Zimmer meines Mitbewohners klopfte. „Ich bin dann wieder weg", sagte ich in sein Zimmer hinein. Müde sah er von seinem Bildschirm weg. „Bis später." Mit einem Lächeln schloss ich seine Zimmertür wieder, schlüpfte in meine Schuhe und verließ die Wohnung.

Ich beeilte mich zur Bar zu kommen, denn ich war ziemlich spät dran. Zum Glück hatte ich es nicht weit.

Als ich da war, stieß ich die Tür auf, welche gegen die kleine Glocke schlug. Ein kurzes Klingeln erklang. Schnell ging ich an einen freien Tisch. Es war schon ziemlich voll. So wie immer.

„Ein alkoholfreies Bier", bestellte ich beim braunhaarigen Kellner. „Kommt sofort", lächelte er mir freundlich zu, ehe er wieder ging. Kurze Zeit später kam er auch schon wieder und stellte mir das hohe Glas auf den Tisch. Jetzt hieß es nur noch warten.

Immer wieder sah ich auf mein Handy, um die Uhrzeit zu checken. Die Nachrichten auf WhatsApp ignorierte ich dabei. Als die Uhr dann endlich 17:30 anzeigte, sah ich erwartungsvoll hoch, auf das Podest in mitten der Bar. Und dann betrat der Mensch dieses Podest, weswegen ich jeden zweiten Tag hier war.

Er lächelte einmal in die Runde, ehe er sich auf den schwarzen Hocker setzte und anfing eine Melodie zu spielen. Ich stützte mein Kinn auf meine Hand und beobachtete den Jungen, wie er spielte. Ich kam jetzt schon seit einem Jahr hier her und ich wusste nicht wieso, er faszinierte mich. Sein Talent, sein schönes Gesicht. Ich mochte ihn, obwohl ich ihn nicht kannte, nichts von ihm wusste. Und ich liebte es, wie er spielte und ich hasste es, wenn der Augenblick vorbei war und die Töne des Klaviers zu Ende gingen, er aufstand, sich verbeugte und sein Podest wieder verließ.

Der Pianist / KürbistumorWhere stories live. Discover now