12. Kapitel

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Als ich hereinstürme, erblicke ich fünf Personen. Eine davon ist die Direktorin, sie ist das Ziel der Schüsse der vier Männer, die mit dem Rücken zu mir stehen. Einen Augenblick später tauchen Mike und Tony hinter ihr auf. Gut. Danach passiert alles im selben Moment. Jenny trifft den rechten Schützen in den Bauch, weshalb er zusammenbricht. Tony schießt dem linken in den Kopf. Ein weiterer bekommt eine von Mikes Kugeln in den Hals. Ich befördere einen Schuss durch den Rücken in das Herz des letzten. Jetzt, da alle erledigt sind, fällt auch die Direktorin in sich zusammen. Nun fallen mir auch ihre schweren Verletzungen auf. Es ist ein Wunder, dass sie überhaupt so lange durchgehalten hat. Ihr dumpfer Aufschlag auf dem Boden reißt mich aus meinem Schockzustand. Ich renne zu ihr und hocke mich neben sie. Sie versucht etwas zu sagen, ist aber zu schwach. Meine Panik gekonnt verbergend rede ich beruhigend auf sie ein. Zwischendurch brülle ich Tony an, er solle nicht dumm dastehen, sondern den Erste-Hilfe-Kasten aus dem Auto holen. Er rennt sofort los, während Mike, der glücklicherweise in der Lage ist, selbst zu denken, einen Notruf absetzt. Ich versorge Jennys Wunden so gut ich kann und erkläre ihr dabei, dass sie unbedingt bei mir bleiben muss, weil sie nicht an ihrer Krankheit sterben wird, da ich ein Heilmittel gefunden habe. Das erregt scheinbar ihre Aufmerksamkeit, weshalb ich ihr gleich alles erzähle, was ich dafür getan habe. Von durchgemachten Nächten bis zu toten Patienten... All das scheint schon so lange her zu sein. Während ich versuche, unsere Direktorin bei Bewusstsein zu halten, benachrichtigt Tony schon das Team und den SecNav. Bald höre ich den Rettungshubschrauber ankommen, das scheint der Verletzten jedoch nicht zu behagen. Ich weiß, wie sehr sie Krankenhäuser hasst, aber in ihrem jetzigen Zustand kann nirgendwo anders etwas für sie getan werden. Um sie trotzdem bei der Stange zu halten, sage ich etwas, das ich gehofft habe, nie sagen zu müssen. "Jenny, du kannst uns jetzt nicht allein lassen. Du musst durchhalten. Für meinen Vater. Er würde es nicht überstehen, dich sterben zu sehen. Dafür liebt er dich zu sehr." Puh. Jetzt ist es raus. Ich sehe nur noch ihren überraschten Blick, bevor die Rettungssanitäter sie auf eine Trage verfrachten und zum Helikopter bringen. Dieser hebt auch sogleich ab, natürlich in Richtung des nächsten Krankenhauses. Ich laufe kurz entschlossen an DiNozzo und Mike vorbei und informiere sie im Vorbeigehen: "Ich fahre hinterher. Wenn es was neues gibt, sage ich Bescheid. Ach, und schickt Dad zu uns, sobald ihr hier fertig seid. Vielleicht auch Ducky, der ist mit diesen ganzen Werten noch besser als ich." Mit diesen Worten begebe ich mich aus dem Diner ins Auto, schnalle mich an und starte die Zündung. Keine Sekunde später rase ich wieder die einsame Landstraße entlang. Bei meinem Fahrstil bin ich wahrscheinlich schneller am Ziel als jeder Krankenwagen, und die dürfen ja sogar rote Ampeln überfahren. Naja, ich bin Bundesagentin, ich darf das bestimmt auch. Hoffe ich mal. Als ich jedenfalls im Krankenhaus bin, sitze ich erstmal ein paar Stunden herum, weil Jenny operiert wird. Das hätte ich mir eigentlich denken können. Aber in solchen Situationen bin ich manchmal schon mit Sprechen überfordert, da kann das schon mal passieren. Ich bin aber immerhin die Erste, die nach der OP die Ergebnisse erfährt und die Werte zu lesen kriegt. Unbewusst halte ich beim Überfliegen der Blätter die Luft an, doch ich kann bald wieder erleichtert aufatmen, denn den dort schwarz auf weiß gedruckten Informationen entnehme ich, dass es ihr den Umständen entsprechend gut geht. Sie wird sehr wahrscheinlich durchkommen. Amen. Mir fallen gefühlte tausend Steine vom Herzen. Jetzt muss sie nur noch aufwachen. Das schafft sie schon. Sie muss einfach. Nach einer Weile frage ich einen Arzt, ob man schon zu ihr darf. Er meint nur, dass er hier eine Ausnahme machen könne, da ich ja scheinbar vom Fach sei. Diese Annahme seinerseits bringt mich unwillkürlich zum Grinsen. Studiert habe ich ja noch nicht einmal, ich hänge bloß ständig mit einem Pathologen und einer Forensikerin zusammen, aber das ist ja im Prinzip kein so großer Unterschied... Der Arzt, welcher übrigens einen ganz netten und kompetenten Eindruck macht, nennt mir eine Zimmernummer. Ich bedanke mich bei ihm und mache mich sofort auf den Weg zu unserer Direktorin. Sie ist logischerweise noch nicht wach und an sämtliche Geräte angeschlossen, weshalb ich mich erstmal einfach auf den Stuhl neben ihrem Bett setze und warte. Eigentlich auf nichts Bestimmtes, bis mir einfällt, dass mein Vater bald kommen sollte. Ich überlege schon mal, wie ich ihm am Besten alles erkläre. Wenn ich einmal dabei bin, kann ich auch gleich ganz von vorn anfangen, bei dem Tag, an dem ich von ihrer Krankheit erfahren habe. Ich weiß, es wird ihm wehtun, dass sie ihm diese Information nicht anvertraut hat. Unsicher bin ich mir hinsichtlich seiner Reaktion auf meine geheimen Forschungen. Wahrscheinlich wird er sich über meinen Erfolg freuen, aber ich denke, dass er auch ein wenig wütend und enttäuscht sein wird, weil ich ihm all das vorenthalten habe. Was soll's, am Ende war es ja doch nur zum Wohl der Direktorin, weswegen ich vermute, dass er es mir nicht allzu übel nehmen wird. Vollkommen in meinen Gedanken versunken und mit leerem Blick in die Gegend starrend, bemerke ich gar nicht, wie mein Vater die Tür öffnet und hereinkommt. Erst als er mich mit einem matten "Hey" begrüßt, schrecke ich auf. Er sieht schlecht aus, blass wie die Wand mit dunklen Schatten unter den Augen. Natürlich macht ihm das sehr zu schaffen, aber so... fertig habe ich ihn noch nie gesehen. Er tut mir so leid, dass ich wortlos aufstehe und ihn umarme.
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Mein Gott, ich hab's endlich geschafft! Das war aber auch eine schwere Geburt. Es tut mir unendlich leid, dass ich euch so ewig hab warten lassen, ich hoffe, es gefällt euch trotzdem. Ich werde mir die größte Mühe geben, möglichst bald wieder von mir hören zu lasse. Bis dann!
Eure HermioneGibbs ❤

Dem Tode geweiht (NCIS ff)On viuen les histories. Descobreix ara