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Jeder einzelne Muskel meines Körpers spannte sich nervös an, als ich realisierte, wer da erneut hinter mir stand.
Bitte nicht, dachte ich in der Hoffnung, dass ich mich irrte.
Langsam drehte ich meinen Kopf zu der Person hinter mir und sah in ein mir bekanntes Paar Augen.
Fuck.
Was will der denn jetzt noch von mir?, dachte ich und starrte ihn ohne einen blassen Schimmer was ich jetzt tun sollte, einfach nur wie ein minderbemittelter Fisch weiter an.
Er sah mich mit einem seltsamen Lächeln an von dem ich keine Ahnung hatte wie ich es einordnen sollte.
"Hey Kyle!", rief ein Junge aus einer kleinen Gruppe von Leuten einige Meter entfernt. "Komm schon her."
Kyle richtete sich auf und drehte sich zu dem Jungen, wobei er seine Hand auf meiner Schulter liegen ließ.  
"Ich bin gleich bei euch.", sagte er und sah wieder zu mir. ,,Man sieht sich." Mit diesen Worten nahm er seine Hand von meiner Schulter und ging.
Ich starrte ihm noch einige Sekunden hinterher, bis mir klar wurde was zur Hölle ich da tat und meinen Blick wegriss.
Immer ich etwas perplex starrte ich auf mein Pausenbrot vor mir.
Es gibt drei verdammte Schulen in dieser Stadt und er ging ausgerechnet auf die selbe wie ich? Ich hätte vor Frust am liebsten meinen Kopf auf die Tischplatte fallen lassen.
,,Was wollte der denn von dir?", fragte Ben und riss mich damit aus meinen Gedanken.
Ich hob meinen Blick und Stellte fest, dass mich der gesamte Tisch neugierig anstarrte.
,,Ich- äh...", stammelte ich, während ich versuchte mir eine Variante der Geschichte auszudenken, die nicht zu bescheuert klang. Es machte garantiert keinen guten Eindruck, wenn man an seinem ersten Tag direkt einen Kerl, der einer der beliebteren zu sein schien, der Körperverletzung beschuldigte, ohne auch nur den geringsten Beweis zu haben, dass es wirklich er war.
Das würde mir doch kein Schwein glauben.
,,Ich wollte mich etwas umsehen nach dem Umzug und bin dabei gestolpert und hingefallen. Ich hab mir den Kopf gestoßen. Er war zufällig in der Nähe und hat mir geholfen.", sagte ich schließlich. Wirklich gelogen war es jetzt nicht.
Ben musterte mich einen Moment, bis ich fast das Gefühl hatte, dass er mir nicht glaubt, doch dann fing er plötzlich an zu lachen.
,,Ich hätte dich gar nicht für so tollpatschig gehalten."  sagte er, as er sich wieder etwas beruhigt hatte und giggelte weiter vor sich hin.
,,Ach scheiß doch auf den Kerl.", sagte Federtaschenwiederholer genervt und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.
Ben hatte mir die Namen der beiden Federtaschenfreunde während der letzten Stunde gesagt, doch ich hatte sie mir einfach nicht merken können. Das würde schon irgendwie werden. Schließlich saßen sie ja nur eine Reihe hinter mir.
Ich wünschte mir in diesem Moment so sehr, dass das mein größtes Problem gewesen wäre.
Mein Blick wanderte zu meiner linken Hand herunter. Knapp unter meinem kleinen Finger klebte ein Pflaster an der Stelle an der ich mich wohl bei den Sturz an einem Trümmerteil geschnitten hatte.
Ich hatte es heute morgen entdeckt, doch es sah nicht aus wie die Pflaster, die wir zuhause hatten. Es war weiß und ähnelte den Pflastern, die man in einem Krankenhaus verpasst bekam. Unsere waren die braunen Standartpflaster, die man in der Drogerie bekam. Aber was hatte das alles zu bedeuten? Hatte dieser Kyle mich verarztet? Aber selbst wenn, warum ging er dann erst auf mich los, nur, um mich dann am Ende zu verartzten und heil nach Hause zubringen? Ich verstand was alles nicht.
,,Wir sollten schon mal los gehen.", sagte Federtaschenwerfer mit einem Blick auf seine Armbanduhr und riss mich damit aus meinen Gedanken. ,,Sonst ist Frau Heisenberg wieder angepisst, weil wir nicht beim Klingeln vorm Chemieraum stehen."
Ich folgte ihnen einmal quer durch das Gebäude zu dem Raum und nach einer Doppelstunde voller Übungen zur Schreibweise von Alkolen hatte ich Kyle und das was am Vorabend geschehen war fast vollkommen aus meinen Gedanken verdrängt.

,,In welche Richtung musst du?", fragte mich Ben, als wir nach Ende der letzten Stunde am Schultor standen.
Die Federtaschenfreunde hatten wich schon verabschiedet, damit sie ihren Bus nicht verpassten.
Ich deutete auf die Straße links von uns. ,,Die Straße runter und bei der dritten Gelegenheit links."
,,Cool" sagte er. ,,Ich muss ungefähr in die selbe Richtung. Dann könnten wir ja etwas zusammen gehen." Er warf mir ein fröhliches Lächeln zu und für einen Moment sah er fast aus wie ein kleiner Welpe, der gerade einen neuen Spielkameraden gefunden hatte. ,,Aber nur, wenn das für dich in Ordnung ist.", fügte er noch schnell hinzu.
Verdammt hat er den Hündchenblick gut drauf.
,,Gerne. Ich würde mich freuen.", antwortete ich und sofort breitete sich ein breites Grinsen auf seinem Gesicht aus.
,,Gefällt dir die Stadt?", fragte er nachdem wir die erste Straße überquert hatten.
Ich rieb über das Pflaster an meiner Hand. Bisher war diese Stadt eher schmerzhaft. Physisch und psychisch gesehen. Aber das war mein Problem. Nicht seins.
,,Es ist echt schön hier.", antwortete ich. ,,Anders, aber schon. Ich muss mich vermutlich einfach erstmal an alles gewöhnen ."
,,Sind die Unterschiede zu deiner alten Stadt so groß?", fragte er.
,,Wo soll ich da anfangen?", seufzte ich. ,,Meine alte Stadt war eher ein zu groß geratenes Dorf. Das heir" Ich machte eine ausladende Geste zu den umliegenden Häusern. ,,Das hat fast schon Großstadtfeeling im Vergleich dazu und wir sind am Stradtrand."
,,Das ist wirklich ein ganz schöner Tapetenwechsel.", lachte er und fuhr sich mit der Hand durch die leicht herausgewachsene Kurzhaarfrisur.
,,Und du?, fragte ich. ,,Hast du schon immer hier gelebt?"
Er schüttelte den Kopf. ,,Ich bin auch erst vor ein paar Jahren hergezogen. Ich war also auch mal der Neue." Neckisch versetzte er meinem Arm einen leichten Stoss mit seinem Ellenbogen.
Ich zuckte zusammen, als sich ein stechender Schmerz durch meinen Oberarm zog. Ben musterte mich mit einem besorgten Blick.
Irgendwie niedlich, wie er sich Sorgen um mich machte, obwohl wir uns ers seit einigen Stunden kannten.
,,Das ist die Seite auf die ich gefallen bin.", versuchte ich zu erklären, doch er musterte mich nur weiter mit hochgezogener Augenbraue. ,,Es war ne Trepe.", sagte ich mit einem leicht beschämten Unterton.
Seufzend schüttelte er den Kopf, doch ich war nur froh, dass das im Grunde keine Lüge war. So groß sollte mein Lügengeflecht nun auch nicht werden.
Es stellte sich eine betretene Stille ein, während wir einfach nur neben einander her liefen.
Das wars wohl mit den Gesprächsthemen. Den ganzen Was-sind-deine-Hobbys-Kram hatten wir schon ein der zweiten Pause durch gehabt und ansonsten hatten uns die Federtaschenfraunde mit ihren ständigen Neckerreien die Stille vom Hals gehalten. Eigentlich würden die Beiden ein ziemlich gutes Paar abgeben.
,,Hast du heute Abend schon was vor?", fragte er und riss mich damit aus meinen Gedanken.
,,Huh? Äh nein, bisher nicht, warum fragst du?" Wir blieben Stehen, als wir an der Kreuzung ankahmen, an der sich unsere Wege trennten.
"Ein paar Freunde und ich wollten ein Bisschen durch die Gegend ziehen und ich dachte du hättest vielleicht Lust mitzukommen. Die Stadt ist echt schön bei Nacht und falls es dich beruhigt, mein Vater besteht immer darauf mitzukommen, damit er sicher gehen kann, dass uns nichts passiert." Er sah mich fragend an.
Dieser Verdammte Hündchenblick. ,,Ich muss meine Eltern fragen, aber ich denke das sollte klar gehen."
Er grinste breit und seine Augen strahlten freudig. ,,Ich gebe dir meine Handynummer, dann kanst du mir schreiben, wenn du sie gefragt hast, okay?"
,,In Ordnung", nickte ich und er kramte einen Zettel und einen Stift aus seinem Rucksack. Er schrieb seine Nummer auf und gab mir den Zettel.
,,Okay, ich muss weiter, sonst geht mir mein Vater wieder auf die Nerven. Wir sehen uns.", verabschiedete er sich und machte sich weiter auf den Weg.
Ich sah auf den Zettel in meiner Hand. Ein Bisschen Ablenkung wuerde mir vielleicht ganz gut tun.

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⏰ Last updated: Sep 16, 2018 ⏰

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