Der große Planet Arcularius erstrahlte in einem fantastischen Himmelblau, als die Foreigner über ihn hinweg huschte, ohne dass der Mannschaft auch nur ein Moment Zeit geblieben wäre, den Planeten zu beobachten.
"Typisch Menschen", dachte sich der Voyager E. Der Planet war ein Wunderwerk des Universums, aber sie hatten natürlich keine Zeit für ihn. Ständig waren sie von ihren eigenen primitiven Pflichten getrieben: entdecken, Rohstoffe sammeln, überleben, zur Erde zurückkehren.
Dem Voyager E waren Pflichten fremd, denn er war ein Zeitgespenst. Er existierte in dieser Zeit überall und er entschied sich rein zufällig dafür, die Crew der Foreigner zu beobachten. Nun, da wir allerdings von einem Zeitgespenst reden ist seine Entscheidung sowohl freiwillig als auch auferlegt, aber lassen wir das.
Arcularius war nicht das Ziel der Foreigner. Vielmehr war es sein einziger Mond, der von den Menschen, anstelle eines klangvollen Eigennamens, die einfache Bezeichnung Arcularius I bekommen hatte.
Er lag abgelegen, fast hätte man meinen können, er sei ein Zwergplanet, doch zum Erstaunen der irdischen Wissenschaftler, die ihn entdeckt hatten, umkreiste er tatsächlich den Wasserriesen, was unmöglich erschien, weil er so weit von Arcularius enfernt lag. Die Oberfläche des Mondes war karg und mit einem seltsamen, lilafarbenen Sand bedeckt. Die Atmosphäre war extrem dünn, was den Mond zunächst unbewohnbar für Menschen machte. Doch sollte sich das bald ändern, denn die Messinstrumente der Foreigner registrierten seit einiger Zeit einen rapiden Anstieg an Sauerstoff, welcher urplötzlich begann, als vor einiger Zeit eine irdische Sonde hier in diesem Sektor erschien.
"Ankunft zwo, sechs, vier, sieben, Theta. Captain, wir landen in Kürze auf der Oberfläche. Unsere Ankunftszeit beträgt etwa null neunhundert GMT. Unsere momentane Geschwindigkeit beträgt 0,8 SOL, gleichbleibend." Diese Worte kamen vom Ersten Offizier, Lieutenant Gerry Omega, der auf einem einem kantigen, spärlich gepolsterten Stuhl im vorderen Teil der Brücke saß, und eine der zwei Steuerkonsolen bediente.Die Brücke war eigentlich nicht mehr als ein großes Cockpit und sehr minimalistisch eingerichtet. Es gab zwei große Stühle für Pilot und Co-Pilot, die wie der Rest der Crew, in einen weiße Overalls gekleidet waren, einen separaten Stuhl für den Captain, der hinter den beiden anderen angebracht war, dazu schmale Fenster aus Aluminumglas und eine Reihe von Kontrollmechanismen und Messgeräten.
"Ausgezeichnet Mister Omega, setzen Sie uns so sanft ab wie möglich!", antwortete Captain James Philipps, der unweit hinter Omega saß. "Mister Hobb, wie verhält sich die Atmosphäre seit unserer Ankunft?",
"Wie vermutet steigt der Sauerstoffgehalt immer weiter. In 2 Minuten wird sich die Atmosphäre des Mondes unseren Bedingungen auf der Erde angepasst haben.", sagte Ensign Benjamin Hobb, der an der anderen Steuerkonsole saß.
"Alles klar, dann wird es sich ja fast anfühlen, als wären wir daheim.", erwiderte Philipps. Mister Omega, bitte öffnen Sie einen Kanal an alle Crewmitglieder." Omega betätigte eine Reihe von Schiebereglern und gab dem Captain das Signal zu sprechen. Philipps sprach nun in einer lauten, fast schon theatralischen Art: "An alle, hier ist der Captain. Wir werden in Kürze in die Atmosphäre eintreten. Stellen Sie bitte noch einmal sicher, dass Sie alle ihre Sicherheitsgurte angelegt haben und begeben Sie sich in eine aufrechte Position. Ich wiederhole, Eintritt steht unmittelbar bevor. Ende der Durchsage. Mister Hobb, wie viel Zeit bleibt uns?"
"Genau zwei Minuten und sechs Sekunden bis zum Eintritt, Sir.", antwortete Hobb. Die Triebwerke des Schiffes heulten auf und die Foreigner landete sicher in einem kargen Tal auf der Südhalbkugel des Mondes. Die Oberfläche war mit nichts zu vergleichen was die Crewmitglieder der Foreigner je gesehen hatten. Der lilane Sand erstreckte sich meilenweit über den Horizont und bildete riesige Dünen, die größer waren, als mancher Berg auf der Erde. Trotz der Tatsache, dass es nichts als Wüste hier gab, brannte die Sonne nicht, sondern schien mild auf den Sandboden herab. Es war völlig windstill, nicht ein Lüftchen regte sich, doch als Captain Philipps als erster Mensch den sandigen Boden betrat, war es, als ginge ein leichtes Rütteln durch den gesamten Planeten...
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Voyager E oder "How I Learned To Stop Time"
Science FictionÜber Zeitgespenster und Menschen, die den Weltraum erkunden...
