Kapitel 7

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Kapitel 7

Sie sah in die Gesichter von Nathan, Sarah, Alissa und Katana, die erst vor ein paar Tagen angekommen und zudem Rians kleine Schwester war. Alle murmelten ein „Morgen" und Fianna zog eine Augenbraue hoch. „Warum die gedrückte Stimmung?"

„Schon vergessen? Heute Nachmittag sind die ersten Auswahlen der Mannschaften und der Einzelkämpfer."

Sarah und Fianna sahen sich an, dann zuckten sie die Schultern. „Also, ich werde nicht die Zeit haben, auf Wettkämpfen anzutreten", murmelte Sarah. „Wohl eher nicht das Talent"; stichelte Nathan und Fianna boxte ihn lachend in die Seite. „Auch ich werde wahrscheinlich eher ausfallen dieses Jahr. Sebastian denkt, ich bin noch nicht so weit." Sie zuckte die Schultern. „Ich lasse lieber euch anderen den Vortritt in diesem Fall." Dann begann sie zu essen. „Sarah? Ich werde morgen voraussichtlich den ganzen Tag nicht hier sein, wirst du dich um alles kümmern?" Sarah nickte, doch sie fragte nicht nach. Keiner tat das, obwohl alle wohl vor Neugierde platzten und Fianna war allen deshalb sehr dankbar, denn dies war ein Thema, über welches sie wirklich nicht sprechen wollte.

Rian

Wie immer stand er in ihrer Nähe, jedoch so, dass es keiner mitbekam. Er konnte alles hören was sie sagte und was um sie herum gesagt wurde, doch fiel er nicht auf. Er war so verdammt stolz auf sie, als sie sagte, sie würde den morgigen Tag nicht in der Schule sein. Demnach hatte sie ihre Entscheidung getroffen und er wusste, dass es ihr nicht leicht gefallen war. Er hatte sie in der Nacht wieder gehört. Ihre Schreie. Er hatte wie jedes Mal eingreifen wollen, doch das konnte er nicht. Er wusste nicht, wie er dem Mädchen helfen konnte.

Im Moment beobachtete er das schöne Mädchen, welches immer wieder seinen Beschützerinstinkt hervorrief. Dabei fiel sein Blick ebenfalls auf seine Schwester. Seit sie hier war, hatten sie erst ein paar Worte miteinander gewechselt, doch er wusste, dass Fianna Recht hatte. Er musste mehr Zeit mit ihr verbringen.

„Ich sehe, du hast dich entschieden, das Richtige für die Familie zu tun", hörte er die gehässige Stimme von Siena, Fiannas kleiner Schwester. Er wusste wirklich nicht, wie man im Alter von dreizehn Jahren bereits so gehässig gegenüber der eigenen Schwester sein konnte, doch er vermutete, dass sie neidisch war. Neidisch, weil ihrer Schwester so viel Aufmerksamkeit ihres Vaters zuteilwurde. Dabei bedachte das Mädchen jedoch nicht, durch was Fianna dafür gehen musste. Und was dies mit ihrer Seele getan hatte, ging total an dem Mädchen vorbei. Er trat vor, verdeckte der kleinen Zicke den Mund und zischte ihr ins Ohr: „Wie wäre es, wenn du ebenfalls mal etwas für deine Familie tust, Siena? Fianna hat mehr für diese Familie getan, als du jemals könntest, also zügle deine Zunge, sonst werde ich deinem Vater von deinem Verhalten berichten und du weißt, wie er reagieren wird." Dann ließ er das Mädchen los und trat wieder in den Schatten, doch er bemerkte Fiannas Blick, welcher auf ihr lag. Auch bemerkte er, wie Siena erbleichte. Das war etwas, was er schon immer einmal hatte tun wollen, denn dieses kleine Mädchen schaffte es immer wieder, das Leben von Fianna schwerer zu machen, als unbedingt nötig war. Jedoch wusste er auch, dass er nun eine Grenze überschritten hatte, die er nie hätte überschreiten dürfen. Jedoch schien, wenn es um Fianna ging, sein Verstand auszusetzten.

Als sich Rian wieder beruhigt hatte, warf richtete er seinen Blick wieder auf Fianna, welche ihn noch immer nachdenklich betrachtete. Dann stand sie auf und ging langsam auf ihn zu. „Danke, Rian."

„Sie hat kein Recht so mit Ihnen zu reden, Ms Fianna", antwortete er ausweichend. Niemals durfte sie wissen, wie er sich in ihrer Gegenwart fühlte. Dann legte sie ihm die Hand auf den Arm und Rian musste sich zusammen nehmen, sie nicht in seine Arme zu ziehen um sie vor allem zu beschützen. Dann ging sie lächelnd an ihm vorbei und Rian sah ihr nach, bevor er ihr folgte.

Fianna


Nach der letzten Stunde ging sie direkt in ihr Zimmer zurück um sich umzuziehen. Auch wenn sie nicht unbedingt an Turnieren starten wollte, so musste sie doch zur Sichtung gehen und vorreiten. Schnell lief sie in ihrer beigen Reithose und dem hellblauen Sweatshirt zum Stall und sattelte als erstes Cazador. Bonny tanzte wie immer um ihre Beine herum und sie beugte sich nach unten, um sie zu streicheln, dann zog sie sich die Reitstiefel und den Helm an und schwang sich auf ihren Hengst. Sie ritt zum Reitplatz, wo Sebastian schon wartete. Sie grüßte ihn mit einem knappen Nicken, dann machte sie sich dran, ihren Hengst aufzuwärmen. Da sie ihn heute Morgen schon gearbeitet hatte, war er nicht so nervös und angespannt wie sonst. Er ging gelassen und entspannt am Zügel und kaute auf dem Gebiss. Unwillkürlich lächelte sie.

Der junge Hengst war so viel begabter als das, was Fianna normalerweise von ihm verlangte, sodass sie in dieser Reitstunde bereit war, weiter zu gehen. In weiter zu fordern. Sie gab die Hilfen zur Piaffe, danach ging sie in eine Passage über. Noch immer lächelnd hielt sie den Rappen an, dann rief holte sie ihr Handy aus der Tasche, spielte ein Klassisches Lied ab, zu dem sie schon oft geritten war, und begann eine S-Kür. Cazador ging weich unter ihr und nahm jede noch so kleine Hilfe an. Nach etwa fünf Minuten hielt sie das Pferd an und klopfte seinen Hals, dann grinste sie wieder und vom Rand des Reitplatzes hörte sie Applaus. Erschrocken sah Fianna auf und sah viele ihrer Mitschüler versammelt. Nicht wenige applaudierten staunend. Schnell wandte sie sich ab. Sie wollte den Applaus und die Bewunderung ihrer Mitschüler nicht. Doch auch Sebastian stand in der Mitte des Reitplatzes und applaudierte. „Ich habe mich wohl geirrt. Du bist schon wieder so weit. Sehr schön geritten, Fianna. Sehr schön."

Fianna errötete leicht und schickte sich an, den Reitplatz zu verlassen, als sie Rian sah, der mit Lionheart am Reitplatz stand und einen Daumen nach oben zeigte. Dann grinste Fianna und wusste, dass sie wieder dort angelangt war, wo sie vor dem Unfall gewesen war, zumindest in der Dressur. Denn sie wusste, Rian war immer brutal ehrlich. Er würde sie nie anlügen. Als sie bei ihm angekommen war, sprang sie von Cazador und fiel Rian um den Hals, welcher durch diese Handlung mehr als geschockt aussah. Er versteifte sich und versuchte Fianna wegzuschieben, doch dann schloss auch er sie in die Arme.

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⏰ Last updated: Feb 27, 2018 ⏰

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