Kapitel 2

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Meine Knöchel waren bereits von Wasser bedeckt. Es war nur eine frage der Zeit, bis mir das Wasser bis zur Nase reichte, anschließend würde ich qualvoll sterben.

Ich hatte mir immer vorgestellt, dass ertrinken gar nicht so schlimm wäre, da man ja nach spätestens drei Minuten bewusstlos würde, doch mir war nie in den Sinn gekommen, dass auch noch etwas nach der Bewusstlosigkeit kommen musste. Wäre mein Kumpel jetzt neben mir, würde er wahrscheinlich sagen, dass jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, sich allerlei verschieden Möglichkeiten des Ertrinkens auszumalen, doch in meiner Panik schaffte ich es nicht, irgendwelche Gedanken zufassen.

Mein Kumpel war schon immer pessimistisch gewesen. Er hätte mir garantiert keine aufmunternden Worte gesagt. Er ging in solchen Situationen nämlich immer vom schlimmsten aus.

Früher, wir waren grade in der Schule gewesen, hatten er und ich die dumme Idee, einfach eine Schulstunde zu schwänzen. Ich war zwar kurz vor der Tat doch dagegen gewesen, aber ich konnte meinen Kumpel ja nicht im Stich lassen, also ging ich doch mit ihm. Während wir uns vom Schulgelände schlichen,zählte er alles mögliche auf, was uns widerfahren könnte und bekam dadurch scheinbar einen Adrenalin-kick. „Die Schulleiterin könnte uns erwischen, oder vielleicht auch ein Hausmeister.", zählte er mir leise auf „Wir könnten von der Schule fliegen, wenn uns irgendwelche Schüler verpetzen", erklärte er weiter. Ich bekam dadurch nur noch mehr Angst und entschied, lieber wieder zurück zugehen. Ich war nie ein Optimist gewesen, wodurch ich meine Angst unter Kontrolle gekriegt hätte, aber ich war eben auch nie ein Pessimist gewesen, sondern eher ein Realist. Mir war von Anfang an bewusst gewesen, dass es Konsequenzen geben könnte, wenn ich erwischt würde, rechnete mir aber auch die Chancen aus, unentdeckt zu bleiben.


Das Fazit der Geschichte: Während ich vorsichtig zurück schlich und der Lehrerin brav erklärte, dass ich nur kurz auf der Toilette gewesen wäre, rutschte mein Kumpel auf dem stillen, geheimen Heimweg nach Hause auf einer gefrorenen Pfütze aus und brach sich eine Wirbel im Rücken. Währender ins Krankenhaus eingeliefert wurde, musste er seinen Eltern und der Lehrerin erklären, weshalb er nicht am Unterricht teilgenommen hatte.  

Der WasserspiegelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt