One Shot: Männerabend

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Ykhar war bereits am Gähnen, als sie ihre Erläuterung beendete.

„Alles klar, hast du verstanden was du machen musst?"
„Ja, kein Ding", ich lächelte sie an und sie gähnte erneut.
„Machen wir den Bericht einfach morgen früh, okay? Du siehst wirklich müde aus"
„Oh ja, bin ich. Kero und ich mussten heute alle Hand Papiere, Bücher, Dokumente und Berichte sortieren und ich bin echt fertig"
Sie klopfte mir freundlich auf die Schulter.
„Ich vertraue dir, dass du deine Arbeit gut machst. Karuto wird nicht glücklich sein, wenn die Sache bis morgen nicht erledigt wurde"
„Mach dir da mal keine Sorgen, ich werde mich beeilen"
„Na dann, wenn du das sagst. Gute Nacht, May"

Ykhar wünschte mir frohes Schaffen und verabschiedete sich dann, als sie sich auf dem Weg zu ihrem Zimmer machte.

Meine Mission, die ich heute Nacht zu erledigen hatte, war die unterirdische Speisekammer neu zu sortieren. Dort unten war der Wein gelagert, sowie alles andere dass so wenig Sonnenlicht oder der Aufmerksamkeit unserer Gardenmitglieder wie möglich ausgesetzt werden sollte.
Karuto hatte Ykhar darum gebeten, jemanden zu organisieren, der die Weinfässer nach ihrem Reifejahr sortieren sollte. Außerdem hat wohl ein Unbefugter, beim Eindringen in die Kammer, eine unglaubliche Schweinerei angerichtet, als er Marmeladen- und Honiggläser zu Fall brachte und die Masse jetzt auf dem Boden vor sich hin gammelte.

Da ich heute so oder so ziemlich wenig zu tun hatte und die Jungs auch den ganzen Tag lang beschäftigt waren, hatte ich meinen Nachmittag damit verbracht zu lesen. Bis ich Ykhar traf.
Sie war schon bei unserem Treffen erkennbar müde und überreichte mir erleichtertet diese „Mission".
Andernfalls wäre das ihr Job gewesen und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie sie dabei wachgeblieben wäre.

Die unterirdische Speisekammer war ein mittelgroßer Raum unter der Cafeteria. Eine kleine Treppe führte hoch zu Karutos Küche (was sicher ziemlich praktisch war, riet ich mal) und alles war ziemlich dunkel und staubig.

Ich brachte ein paar Perlen des Lichts mit mir, da Ykhar mir bereits früh riet, ein offenes Feuer hier unten zu vermeiden. Ezarel hatte mir diese Perlen vor einer Weile gegeben, als ich ihn darum gebeten hatte, und ich hatte noch einige Unverbrauchte übrig.
Sie waren kleine, glühende Lichtbälle aus purer Energie die ein hübsches Licht abgaben. Ihr Schein war nicht zu hell aber grade noch hell genug.

Ich verteilte ein paar von ihnen hier und dort im Raum und sie eröffneten mir den Anblick auf die gesamte Speisekammer, die nicht mehr als ein Ort voller Essen, Regale und Staub war. Ich kannte da so jemanden, der sich hier pudelwohl gefühlt hätte. Besonders in Anwesenheit von so viel Honig.
Als ich mir die Gläser ansah, war ich überrascht wie wenig Honig kristallisiert war, auch wenn sie den hier schon seit sehr langer Zeit deponiert haben mussten.

Mit dabei hatte ich einen Wischmopp, einen Eimer Wasser und eine Mülltüte für die Scherben.
Doch über mir bemerkte ich plötzlich eine weitere Lichtquelle.

Ich schaute hoch und sah, wie Lichtstrahlen durch die Decke fielen und da wurde mir klar, dass es sich bei der Decke um nichts anderes als die schlampig zusammengenagelten Holzbretter des Cafeteriabodens handelte.

Ich hörte Karutos Stimme, gefolgt von weiteren, mir äußerst vertrauten Stimmen.
Valkyons schwere Schritte waren gefolgt von Ezarels. Ich sah nur Nevras Schuhe, seine Schritte hörte ich nicht.
Durch schiefen Balken im Boden konnte ich sie durch die Spalten beobachten.

„Also, was kann ich euch bringen? Ihr seht durstig aus"

Seine Hufe waren am lautesten und ich sah, wie er hinter den Bartresen trat.

„Ein guter, alter Humpen Bier für dich, Valkyon?", fragte der Satyr und Ezarel erhob die Stimme.
„Klar, einen großen Humpen für einen großen Jungen. Bring mir deinen besten Met"
„Und für dich?"
„Einen Bloody Mary, bitte"
„Alter, du bist der klischeehafteste Vampir den ich kenne", nörgelte Ezarel und die Männer lachten.
Karuto bereitete anscheinend die Getränke vor und brachte sie dann auf einem Tablett an den Tisch.
„Na dann, aufs Wohl!"
„Aufs Wohl!"
„Prost!"

Eldarya: MännerabendWhere stories live. Discover now