1. Kapitel

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KATIE


Ich rief noch ein „Tschüss, bis morgen!", dann fiel die Tür hinter mir ins Schloss. Ich war mit meiner allerbesten Freundin im Kino gewesen und hatte mir mit ihr den neuen Film mit Julia Roberts angesehen. Diese Frau war einfach Wahnsinn und der Film auch. Die meisten Filme sah ich mir sowieso nur wegen der Kleider an, denn sobald es um Mode ging war ich in meinem Element. Ich konnte an keinem Schaufenster vorbeigehen, ohne wenigstens dreimal „Oh schau nur, ist das nicht ein wahnsinns Kleid! ", oder „DIE Schuhe würden perfekt zu meiner blauen Bluse passen!" zu rufen. Wenn ich mit meinen Freundinnen in die Stadt ging stand ich immer mit der Nase an die Fensterscheiben gepresst vor den Auslagen der Läden, während die anderen verzweifelt und oft auch erfolglos versuchten mich zum Weitergehen zu bewegen. Auch fiel es mir sehr schwer in Geschäfte zu gehen, ohne etwas zu kaufen. Dementsprechend voll war mein Kleiderschrank.


Leise schlich ich jetzt die Treppe hoch, um meine Eltern nicht zu wecken, da sie schon schlafen gegangen waren. Als ich im Flur vor einem Zimmer stand, hörte ich ein leises Knacken, das aus dem Garten zu kommen schien. Normalerweise hätte ich mir dabei wirklich nichts gedacht, aber in den letzten Tagen hatte ich schon einige seltsame Geräusche gehört, dass ich mittlerweile schon etwas paranoid wurde. Vor drei Tagen, am Dienstag, hatte ich, nachdem ich in mein Zimmer gegangen bin einen dumpfen Schlag, wie von einem Aufprall und direkt danach ein leises Stöhnen gehört. Allerdings hatte ich mir dabei nichts weiter gedacht. Am nächsten Abend hätte ich schwören können, ich hätte eine Gestalt in der Dunkelheit vor meinem Fenster gesehen, die deutlich größer als die einer Katze war, doch als ich das Fenster öffnete, um nachzusehen, war niemand da. Ab da hatte ich jedes Mal, wenn ich ein Geräusch gehört hatte nachgesehen, doch nie war irgendetwas oder irgendwer da. Also hatte ich es aufgegeben und doch wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich nicht mehr alleine war. Und das Knacken beruhigte mich auch nicht gerade. Ich atmete tief ein und sprach mir innerlich Mut zu, da meine Hände angefangen hatten zu zittern. Ich öffnete meine Tür einen winzigen Spalt und spähte in die Dunkelheit meines Zimmers, doch es war wie immer nichts oder niemand zu sehen. Erleichtert öffnete ich mein Fenster und atmete die kühle Nachtluft ein. Trotz der Tatsache, dass niemand zu sehen war, schloss ich es wieder und ließ es nur auf Kipp. Ich schnappte mir meinen Schlafanzug und ging ins Bad und mir die Zähne zu putzen und ich umzuziehen. Als ich schließlich erholt, frisch und sauber wieder in mein Zimmer zurückkehrte blieb mir die Luft weg. Verzweifelt hielt ich mich an der Türklinke fest, meine Knöchel traten weiß aus meiner Hand hervor. Am ganzen Körper zitternd machte ich vorsichtig einen Schritt auf das Fenster zu. Ich bebte und war kurz davor umzufallen. Mit letzter Kraft ließ ich mich vorsichtig zu Boden sinken. Dort angekommen schloss ich die Arme um meine Knie und schluchzte los. Nach ein paar Minuten hatte ich mich wieder einigermaßen unter Kontrolle und sah auf. Doch nichts hatte sich verändert, ich hatte mich nicht geirrt. Das Fenster stand offen und auf meinem Bett, direkt neben dem Kopfkissen lag ein weißer Briefumschlag.


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